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Marktheidenfeld
Erstes Brexit-Opfer: Marktheidenfelder Firma Okalux ist insolvent
Der Glashersteller aus Marktheidenfeld hat Konkurs angemeldet. Doch wie konnte es dazu kommen? Wie viele Mitarbeiter sind betroffen? Wie geht es für diese weiter?
Insolvent: Der Hersteller von Design- und Funktionsisoliergläsern, die Firma Okalux aus Marktheidenfeld.
Foto: Regierung von Unterfranken | Insolvent: Der Hersteller von Design- und Funktionsisoliergläsern, die Firma Okalux aus Marktheidenfeld.
Nicolas Bettinger, Volontär, Mediengruppe Main-Post
Nicolas Bettinger
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:04 Uhr

Okalux– ein international tätiger Glashersteller aus Marktheidenfeld – ist in unruhiges Fahrwasser geraten. Unzureichender Umsatz und Probleme durch den Brexit haben die Firma in die jetzige Notlage geführt. Dem Unternehmen blieb deshalb nun nichts anderes übrig, als Insolvenz anzumelden.

Neben der Produktionsstätte im Marktheidenfelder Stadtteil Altfeld hat Okalux zahlreiche Auslandsvertretungen auf der ganzen Welt. Mit Ausnahme einer Tochtergesellschaft in den USA ist das gesamte Unternehmen von der Insolvenz betroffen. Allein in Marktheidenfeld seien das 94 Mitarbeiter, teilt der vorläufige Insolvenzverwalter Markus Schädler auf Anfrage der Redaktion mit. Er wurde vom Amtsgericht Würzburg beauftragt, nachdem Okalux Zahlungsunfähigkeit vermeldete.

Brexit wirft Schatten voraus

Das Unternehmen Okalux versteht sich als einer der führenden Anbieter von Design- und Funktionsisoliergläsern für Fassaden und Innenausstattungen. Die Firma hat sich auf die Nutzung von Tageslicht – als Schlüssel zu niedrigem Energiebedarf spezialisiert. Okalux stellt beispielsweise Einlagen im Scheibenzwischenraum von Isoliergläsern her. Vor drei Jahren feierte das Unternehmen sein 50-jähriges Bestehen.

Fotoserie

Dass die Firma jetzt Insolvenz anmelden musste, ist Vertriebsschwächen geschuldet. "Es konnten keine ausreichenden Umsätze generiert werden", sagt Schädler. Hier habe auch der Brexit einen langen Schatten voraus geworfen. Dort sei der Umsatz, laut Schädler, um 60 Prozent hinter den Erwartungen zurückgeblieben. So habe das Unternehmen damit kalkuliert, dass etwa 20 Prozent des Umsatzes für 2019 in Großbritannien erwirtschaftet werden. Aktuell seien es jedoch sieben. Okalux wäre somit das wahrscheinlich erste Unternehmen im Landkreis Main-Spessart, das wegen des Brexits Insolvenz anmelden musste.

Die Löhne der Mitarbeiter sind vorerst gesichert

Doch in mitten der Misere gibt es Hoffnung: Trotz des Insolvenzantrages sind die Löhne der Mitarbeiter vorerst gesichert. Durch das sogenannte "Insolvenzgeld" erhalten die Mitarbeiter ihre Gehälter für Oktober, November und Dezember. Dafür kommt das Arbeitsamt auf. Ab Januar soll dann das Insolvenzverfahren starten. Und Schädler zeigt sich hinsichtlich der Weiterbeschäftigung optimistisch: "Es sieht so aus, als holen wir alle in die Spur."

Diese Hoffnung liegt wohl auch am Potential der Firma Okalux. "Es gibt fünf Kaufinteressenten, das ist ungewöhnlich", sagt der Insolvenzverwalter. Nun hoffe man, so Schädler, dass im neuen Jahr zeitnah ein Kauf erfolgen wird.

 
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Kommentare
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  • martin.hogger
    Liebe Leser,
    eine solche konstruktive Diskussion freut uns sehr. Um noch einige Kommentare aufzugreifen, hier eine vertiefende Besprechung:
    Dass der Brexit nicht der einzige Grund für die Schieflage ist, geht aus dem Text hervor. Auch andere Unternehmen haben Probleme mit dem Brexit, uns ist in Main-Spessart jedoch noch kein Unternehmen bekannt, bei dem die Unsicherheiten auf dem Markt aufgrund des Brexits (in Form von Auftragsrückgängen und Investitionsstaues, zum Beispiel Renovierungen) zur Insolvenz geführt haben. Der Insolvenzverwalter, der vom Gericht und nicht vom Unternehmen bestellt wird, hat im Gespräch explizit den Brexit als Ursache herausgehoben. Hier will niemand etwas vertuschen. Denn Unternehmen kalkulieren in der Regel knallhart, da müssen so viele Zahnräder ineinander passen. Wenn dann mal ein, vielleicht auch kleines, Zahnrad ausfällt, gerät die gesamte Firma ins stocken. Aber: Okalux steht nicht schlecht da, wenn man das Kaufinteresse betrachtet.
    LG,
    die Redaktion
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  • flyarcus@gmx.de
    Es gibt den Brexit sehr wohl! Viele Firmen die große Rahmenverträge vergeben wissen ja nicht was auf sie zukommt, wer die höhere Kosten der Zölle usw zahlen oder mittragen soll. Wer will jetzt einen Vertrag über 1 Jahr mit GB machen? Die Ungewissheit bremst die Konjunktur enorm!
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  • jochen.schoen79@web.de
    Die Aussagen, dass in Sachen Brexit bisher nichts passiert ist, sind so nicht ganz richtig. In vielen Branchen (dies wurde auch in der MainPost schon geschrieben) sind die Umsätze aufgrund der bestehenden Unsicherheit in Sachen Brexit eingebrochen.

    Ob dies allein der Grund zur Insolvenz der hier beschrieben Firma ist, kann man aber "aus der Ferne" nicht beurteilen.
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  • ParkAndRead
    Brexit-Opfer?
    Kaum zu glauben! Schon aus den besagten Gründen der Vor-Kommentatoren. Es ist doch noch nichts passiert in Sachen Brexit. Aber es gehört wohl zur Medien- Polemik hier mit dem Grund des Brexit die Angst zu schüren. Denn niemand soll doch bitte auf den Gedanken eines Dexit kommen. zwinkern
    Interessanter Weise ist einzig und allein die Tochtergesellschaft in den USA von der Insolvenz nicht betroffen. Geht da etwa Trumps "AmericaFirst" Strategie auf? - Ich setze bewusst ein Fragezeichen hinter dieser These. grinsen
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  • SchmidJosef@t-online.de
    Brexit?
    Seit einer gefühlten Ewigkeit warten wir in Deutschland auf ein wirksames Programm der Bundesregierung zur energetischen Sanierung des Altbaubestandes.

    Diese Untätigkeit ist eine Konjunkturbremse, die wir uns nicht weiter leisten dürfen!

    Klimaziele 2020 - verfehlt
    Klimaziele 2030 - "asu werd des nix!"
    ...

    Jetzt macht eine Firma dicht, die für energetisch sinnvollen Neubau und für den Sanierungsstau im Altbestand hochwertige Produkte entwickelt hat.
    Made in Unterfranken!

    Wirtschaftlich ist es purer Wahnsinn, dass wir in unvermindert hohem Maß von Öl und Erdgas abhängig sind - und damit vom Wohlwollen höchst zweifelhafter Lieferanten.
    Dabei hätten wir Wissen, die Fachleute und das Kapital, um uns aus dieser Abhängigkeit zu lösen.

    Ordentlich gedämmte Gebäude geben einen hohen Grad an Behaglichkeit zu allen Jahreszeiten und bieten auch nach dem nächsten Ölpreis-Schock kuschelig warme Wohnungen.

    Okalux ist Opfer einer unverantwortlich ignoranten Politik.
    .

    Klimaschutz JETZT!
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  • Albatros
    Also wenn ein geplanter Umsatz von 20 % in England dann nur 7 % ergibt und die fehlenden 13 % zur Insolvenz führen, dann versucht hier Jemand gerade die eigenen Fehler im Management zu vertuschen.
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  • jochen.schoen79@web.de
    Ihre Aussage kann ich leider nicht ganz nachvollziehen. Was versucht die Geschäftsleitung zu vertuschen ? Die Zahlen wurden doch hier offen gelegt. Der fehlende Umsatz in GB wurde doch dargestellt und als Grund für die Liqui-Probleme aufgeführt.
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  • klaus.1960k@t-online.de
    Auf das Insolvenzgeld muss man nicht hoffen, das ist Gesetz! Dass die Nichterreichung des Umsatzzieles in GB die Folge des Brexits gewesen sei ist doch höchst zweifelhaft, zumal er noch gar nicht erfolgt ist und keinerlei Gesetz oder Bestimmung bisher geändert ist. In der Überschrift wäre statt des Doppelpunktes ein Fragezeichen viel angebrachter gewesen.
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  • al-holler@t-online.de
    Wir haben einen Hinweis zu Ihrem Kommentar: Im Text steht auch "Okalux wäre somit das wahrscheinlich erste Unternehmen im Landkreis Main-Spessart, das wegen des Brexits Insolvenz anmelden musste."
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