
An diesem Sonntag, 13. Juni, hätte die Bildungsstätte „Benediktushöhe“ der Diözese in Retzbach groß feiern können: Genau vor 40 Jahren wurde sie eröffnet. Doch zum Feiern besteht nicht nur wegen der Corona-Pandemie kein Anlass. Dem Haus droht wegen des schwierigen Finanzlage des Bistums die Schließung. Noch hat sich offenbar kein neuer Träger gefunden.
Der Anfang vor 40 Jahren war vielversprechend, die Zukunft erschien in leuchtenden Farben. Bischof Paul-Werner Scheele hatte 1981 die Arbeitnehmerbildungsstätte des Bistums eingeweiht und feierlich ihrer Bestimmung übergeben. Seinerzeit erklärte der Bischof, dass diese Einrichtung nicht in der Abgeschiedenheit, sondern in der Mitte des Lebens angesiedelt sei. In Anlehnung an die Äußerung von Kardinal Cardijn verwies Bischof Scheele auf den Grundsatz, dass eine Kirche ohne Arbeiterschaft nicht die Kirche Christi sei, denn sie befände sich nicht im Gegensatz zur Arbeitswelt und zum Arbeiter, sondern suche im Gegenteil den Kontakt.
Dabei betonte der Bischof, dass hier ein Werk von der Gemeinschaft für die Gemeinschaft entstanden sei. Die Aufgabe des Hauses, so Bischof Scheele damals, bestehe darin, eine Hilfe für den Nächsten und für die Probleme der Besucher zu sein. Er stehe voll und ganz hinter den übertragenen Aufgaben der Arbeitnehmerbildungsstätte und wolle diese jederzeit unterstützen. Auch der damalige Zellinger Bürgermeister Valentin Bauer nannte die Arbeitnehmerbildungsstätte Retzbach, so hieß die Benediktushöhe damals, einen Mittelpunkt der Diözese. Die Redner machten auch deutlich, dass ohne die finanzielle Unterstützung der Diözese die Baumaßnahme nicht möglich gewesen wären.
Millionenverluste für das Bistum durch die Bildungsstätten
Die Bauzeit betrug rund 18 Monate, die seinerzeitigen Erstellungskosten lagen bei für die damalige Zeit nicht geringen 4,5 Millionen Mark. Insgesamt beträgt der umbaute Raum rund 6500 Kubikmeter. Die Benediktushöhe hat nach Angaben der Pressestelle des Bistums Würzburg zusammen mit den übrigen diözesanen Bildungsstätten in den vergangenen drei Jahren den Diözesanhaushalt mit Verlusten zwischen 10,6 Millionen Euro (2018) und 12,8 Millionen Euro (2020) belastet.
Die Zeit und die Finanznöte haben auch die hehren Versprechungen bei der Einweihungsfeier vor 40 Jahren hinfällig werden lassen, denn wie bereits mehrfach berichtet, sollen wegen der desolaten Finanzlage nun vier der zehn Bildungshäuser des Bistums, darunter eben auch die Benediktushöhe in Retzbach geschlossen, beziehungsweise einer anderen Nutzung zugeführt werden.
Besonders Peter Keller, ehemaliger CSU-Bundestagsabgeordneter sowie erster und langjährige Leiter dieser damals neuen Institution, kämpft jetzt zusammen mit Retzstadts früheren Bürgermeister Reinhold Möller für den Erhalt des Hauses. Beide drängten in ihrem Brief an den Bischof darauf, dass sich die Kirche ihrer Verpflichtung bewusst bleiben möge. Es gehöre zu den pastoralen Aufgaben der Kirche, den Wandel der Arbeit mitzugestalten. Die Weiterführung der Benediktushöhe solle daher unter Einbindung überregionaler und überkonfessioneller Partner angestrebt werden.
Diözese ist auf der Suche nach einem anderen Träger
Auf Anfrage der Redaktion, wie es um die künftige Nutzung des Hauses stehe, wie um die Beschäftigungsmöglichkeiten für das Personal und ob es eine Stellungnahme auf den Brief von Keller und Möller gebe, informiert der stellvertretende Pressesprecher des Bistums, Markus Hauck, dass die Diözese Würzburg gemeinsam mit der Hausleitung auf der Benediktushöhe derzeit aktiv nach einem neuen Träger suche. Diesbezüglich sollen bald erste Nutzungskonzepte vorliegen.
Ferner würde mit jedem Mitarbeitenden ein persönliches Einzelgespräch zur individuellen beruflichen Zukunft geführt. Ein Teil des Personals habe schon andere Arbeitsstellen in der Umgebung gefunden, zum Beispiel im Pfarrbüro. Anderen würden offene Stellen im Bistum angeboten. Die Gespräche laufen noch. Im Übrigen befänden sich die Antworten auf die Schreiben der Herren Keller und Möller auf dem Postweg.