
Mit der Enthüllung einer Denktafel, der Ausgabe einer Festschrift und einer abwechslungsreichen und stimmungsvollen Feier in der Festhalle Karbach begingen die elf Gemeinden des ehemaligen Großherzoglich-badischen Amtes Steinfeld das 200. Jubiläum ihrer Zugehörigkeit zu Bayern. Die Feierlichkeiten begannen unter musikalischer Begleitung der Karbacher Dorfmusikanten und lauten Böllerschüssen der Birkenfelder Schützen mit der Enthüllung einer Gedenktafel an der historischen Gaststätte Stern in Karbach durch Bürgermeister Bertram Werrlein und Staatssekretär Gerhard Eck als Schirmherrn.
In den „oberen Localitäten“ dieses Gasthauses war am 30. Oktober 1819 die offizielle Übergabe des badischen Amtes an das Königreich Bayern vollzogen worden. Die Gedenktafel, die der Steinmetz Niklas Dienstl angefertigt hat, erinnert mit dem bayerischen Wappen und den Namen der elf Ortschaften und des Klosters Mariabuchen an die „200 Jahre Zugehörigkeit zu Bayern“ und die „Besitznahme des badischen Amtes Steinfeld am 30.10.1819 in Karbach“.

Die Dorfmusikanten begleiteten anschließend die Festgäste in die mit Blumen und den Gemeindefahnen geschmückte Festhalle. Bürgermeister Werrlein konnte zu diesem „stolzen Jubiläum“ unter den Ehrengästen neben zahlreichen politischen Vertretern aus den Gemeinden des ehemaligen Amtes Steinfeld, Abgeordneten des Bundes- und Landtages sowie des Kreis- und Bezirkstages Staatssekretär Gerhard Eck, die ehemalige Landtagspräsidentin Barbara Stamm, Regierungspräsident Eugen Ehmann und Landrat Thomas Schiebel begrüßen.
Wappen erinnert an "territoriale Verirrung"
Staatssekretär und Schirmherr Gerhard Eck verwies in seiner Festansprache auf die Gemeinde Steinfeld, die dem Großherzoglich-badischen Amt seinen Namen gegeben hatte und in ihrem Wappen als Detail mit dem badischen Wappen heute noch an die „territoriale Verirrung“ erinnert, als 1806 die elf linksmainischen Gemeinden und das Kloster Mariabuchen, die Jahrhunderte lang dem Fürstbistum Würzburg angehörten, nun als Exklave ohne Landverbindung dem Großherzogtum Baden zugeschlagen worden war.
Die „Wiedervereinigung des Amtes Steinfeld mit seinen umliegenden Bezirken“ und die Übernahme in den bayerischen Staatsverbund sei, so Eck, ein bedeutsamer Schritt gewesen und ein Grund zum Feiern. Dabei könne die Gedenktafel am Gasthaus Stern „an die herausragende Bedeutung unserer Kommunen erinnern, die zur Lebensqualität und zum Zusammenhalt in Bayern beitragen“. Er appellierte an die Bürger, die „nun seit 200 Jahren wieder unter weiß-blauem Himmel vereint sind“, sich für den Zusammenhalt in ihren Gemeinden einzusetzen. Als Jubiläumsgeschenk lud er die Bürgermeister und ehrenamtlichen Mitarbeitern der elf Ortschaften zur Fahrt in den Landtag nach München ein.
Napoleon hatte seine Finger im Spiel
Dr. Leonhard Scherg, Mitarbeiter im „Arbeitskreis Amt Steinfeld“, erläuterte in seinem fundierten Vortrag den Werdegang des badischen Amtes Steinfeld von seiner Entstehung bis zur Inbesitznahme durch das Königreich Bayern. Es sei entstanden in einer „Umbruchszeit ohne Beispiel mit gewaltigen territorialen Veränderungen“, bei denen letztendlich auch das Heilige Römische Reich deutscher Nation sein Ende gefunden habe. Die elf linksmainischen Gemeinden Sendelbach, Pflochsbach, Steinfeld, Waldzell, Erlach, Ansbach, Roden, Zimmern, Birkenfeld, Karbach, Greußenheim und das Kloster Mariabuchen seien dem Großherzog von Baden für dessen Beitritt zum Rheinbund und seine Unterstützung für Napoleon als badisches Amt zugeschlagen worden. Die Bewohner des Amtes Steinfeld seien somit „von würzburgischen Untertanen zu löwensteinischen (1803) und schließlich 1806 zu badischen Untertanen“ geworden und mussten dem Großherzog von Baden den Treueeid leisten.

Während große Teile Frankens ab 1806 an das zum Königreich erhobene Bayern gelangten, sei der größte Teil des heutigen Unterfrankens mit dem Großherzogtum Würzburg und dem Fürstentum Aschaffenburg erst ab 1814 an Bayern gefallen. Gleichsam „als Schlusspunkt“ sei das badische Amt Steinfeld 1819 an Bayern übergeben worden, das jahrelang seine Ansprüche auf diese fränkische Enklave erhoben hatte. Am 27. Oktober 1819 sei zunächst die offizielle Übergabe an Österreich und drei Tage später die Abtretung an Bayern in Karbach erfolgt.
"Heller Jubel" in der damaligen Bevölkerung
Dass die Bewohner des Amtes Steinfeld laut dem Chronisten Peter Apfelbacher in „hellen Jubel“ ausgebrochen seien, erklärte Scherg unter anderem damit, dass nun Jahrhunderte lange Verbindungen und frühere Handelsbeziehungen mit dem Umland wieder aufgenommen werden konnten, die hohen Zölle und Steuerlasten ein Ende gefunden hatten und die Pfarreien zur Diözese Würzburg zurückkehrten.

Nun sei, so Scherg, „wieder zusammengewachsen, was Jahrhunderte lang zusammengehörte“. An dieses geschichtliche Ereignis vor 200 Jahren müsse erinnert werden und das habe eine Würdigung verdient, was mit der Gedenktafel, dem Festakt und der Herausgabe einer Festschrift auch geschehen sei.
Der Festakt wurde musikalisch umrahmt von einem Dutzend Liedbeiträgen des Polizeichors Würzburg unter der Leitung von Jürgen Pfarr und dem Pianisten Rudolf Ramming. Sie durften erst nach einer Zugabe von der Bühne treten. Den offiziellen Festakt beendeten die Waldzeller Musikanten mit dem Badener Lied und der Bayernhymne. Anschließend spielten sie zur Unterhaltung der etwa 350 Gäste, die die Gelegenheit nutzten, in der Festhalle die Ausstellung der Gemeinden mit historischen Objekten, Urkunden und Artikeln zu besuchen. Bewirtet wurden die Besucher von Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr und des Schützenvereins Karbach.
dass Greuße nimmer unter Gelbfüsslern weilt.
Zimmern, Erlach, Mariabuchen
konnten auch das Weite suchen,
selbst Pflochsbach, Ansbach und Waldzell
witterten die Chance schnell.
Auch Rode, Steefäld, Sendelbach
machten es den andern nach.
Und zum Schluss, ihr habt’s ja mitbekommen,
konnt Karwi und Bärkfald der badischen Herrschaft auch entkommen.
Bayerns Franken, das sind wir!
Aus diesem Grund bin ich heut hierhergekommen,
hab Ochs und Esel mitgenommen,
zu transportieren das kühle Nass,
den besten Wein und Bier vom Fass (jetzt zollfrei, versteht sich!).
Denn solche Jubelfeier, sie muss begossen sein,
mit Gerstensaft und Frankenwein.
Es trinkt der Mensch, es säuft das Pferd, doch heute ist es umgekehrt.“