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Lohr
Eine Öko-Alternative zu Amazon: Das Start-Up includo vertreibt mit Hilfe aus Lohr fair erzeugte Waren
Martin Stolz will mit seinem jungen Unternehmen zeigen, dass es für viele Produkte bereits nachhaltige und soziale Alternativen gibt. Aus dem Starthouse Spessart bekommt er dabei Unterstützung.
Seit 15. April hat includo eine Filiale im Starthouse Spessart. Im Bild (von links) die Business Angels Andreas Alin und Ronny Denk (online zugeschaltet), Anja Güll und Karina Koberstein vom Starthouse Spessart sowie Martin Stolz, Jan Wiesner und Florentin Bernhardt von includo.
Foto: Pat Christ | Seit 15. April hat includo eine Filiale im Starthouse Spessart. Im Bild (von links) die Business Angels Andreas Alin und Ronny Denk (online zugeschaltet), Anja Güll und Karina Koberstein vom Starthouse Spessart sowie ...
Pat Christ
Pat Christ
 |  aktualisiert: 31.05.2024 03:07 Uhr

Nachhaltigkeit steht für einen Einklang aus drei Prinzipien: Es geht um Soziales, Ökologisches und um Ökonomie. Diese Verbindung versuchen die Gründer der Würzburger includo GmbH durch eine nachhaltig orientierte "Konkurrenz" zu Amazon zu verwirklichen. Und zwar mithilfe von Business Angels aus dem Netzwerk des Starthouse Spessart. Dort hat includo seit Mitte April eine Filiale.

Vor allem das soziale Miteinander in der Wirtschaft liegt Ideengeber Martin Stolz am Herzen. Der 48-Jährige ist Sonderpädagoge. Zuletzt war er in einem Förderzentrum in Bad Kissingen beschäftigt. Aus gesundheitlichen Gründen musste er aus dem Job aussteigen, doch er wollte weiterhin etwas für Menschen mit Handicap tun.

"Ich glaube, dass es dafür einen Markt gibt."
Andreas Alin, Business Angel im Starthouse Spessart

So kam ihm die Idee, Produkte über einen virtuellen Marktplatz anzubieten, die von Menschen mit Beeinträchtigung hergestellt wurden. Außerdem sollten dort ökologische und fair gehandelte Waren zu erwerben sein. Weltweit, sagt Martin Stolz, gibt es erstaunlicherweise keine große Plattform für den Handel von sozial-ökologisch erzeugten Produkten.

SOS-Dorfgemeinschaft Hohenroth macht mit

Eine solche Idee zu realisieren, ist nicht einfach. Als Sonderpädagoge kennt sich Martin Stolz weder mit wirtschaftlichen noch mit technischen Fragen in der Tiefe aus. Er wandte sich darum an Jan Wiesner, der in Würzburg einen Gründer-Stammtisch etabliert hat. Der fand die Idee so gut, dass er nicht nur beraten, sondern gleich mitmachen wollte. Mit Florentin Bernhardt wurde ein Wirtschaftsinformatiker als Dritter im Bunde gewonnen. "Ich war sofort begeistert von der Idee", so der 27-jährige Webdesigner.

Vor vier Jahren ging das Trio daran, seine Geschäftsidee zu realisieren. Inzwischen können über 300 Produkte eingekauft werden. Die Plattform verweist außerdem auf nachhaltige Dienstleistungen und Freizeitangebote. 20 Partner machen bisher mit, unter anderem die SOS-Dorfgemeinschaft Hohenroth. Der monatliche Umsatz bewegt sich aktuell im vierstelligen Bereich. Das Team lebt unter anderem von der einmaligen Aufnahmegebühr von 145 Euro sowie einer Provision pro verkauftem Artikel.

Soziale Verantwortung spielt bei Amazon meist keine Rolle

Die Vision, Amazon auf nachhaltige Weise Konkurrenz zu machen, ist ambitioniert. Das Team vom Starthouse Spessart sowie die Business Angels Ronny Denk aus Hausen bei Würzburg und Andreas Alin aus Aschaffenburg halten sie jedoch für gar nicht abwegig. "Ich glaube, dass es dafür einen Markt gibt", so Andreas Alin.

Ronny Denk unterstützt includo gern, weil dem Team Partnerschaft, Nachhaltigkeit und Fairness wichtig sind. Damit stehe die Geschäftsidee im scharfen Kontrast zu jener von Amazon. Denn dessen Geschäftsgebaren hat laut der Organisation Algorithm Watch mit sozialer Verantwortung nicht das Geringste zu tun. Amazon, so Organisation, sorge für eine Marktkonzentration nie gekannten Ausmaßes. Dies sei gefährlich für Demokratie und Zusammenhalt und müsse unterbunden werden.

So ähnlich sieht das auch Ronny Denk. Über Amazon würden Produkte gehandelt, die für wenige Cent oft unter ausbeuterisch Bedingungen produziert wurden: "Und dann per Fracht um die halbe Welt fliegen." Sind die Kunden mit der Ware nicht zufrieden, schicken sie sie zurück. Oder schmeißen sie einfach weg.

Bundesweit gibt es inzwischen eine Menge nachhaltiger Produkte. Eigentlich findet man zu allem, was man für den täglichen Bedarf benötigt, eine Öko-Alternative. Das Problem: Anbieter von Waren, bei deren Produktion soziale oder ökologische Aspekte berücksichtigt wurden, verfügen oft nicht über einen Online-Shop.

Seit Oktober 2021, als die Homepage an den Start ging, kann über includo nachhaltig via Internet eingekauft werden. Inzwischen gibt es unter anderem Bio-Lebkuchen und fair gehandelten Kaffee aus Tansania. Leckermäuler können faire Schokolade ordern. Mit deren Kauf, verspricht die Vertriebsorganisation, hilft man mit, den Regenwald zu schützen.

Nächster Schritt: Orientierung im Siegel-Dschungel bieten

Im nächsten Schritt will sich includo das Thema "Siegel" vornehmen. Unzählige Siegel existieren, angefangen vom Europäischen Umweltzeichen über den "Blauen Engel" und dem Signet "Fair Trade” bis hin zu UTZ für Kakao und FSC für Holz. Im Augenblick kennen die drei Macher von includo die Produkte, die sie auf ihrer Plattform anbieten, ganz genau. Oft sogar aus eigener Anschauung. Zum Beispiel durch Besuche bei der SOS-Dorfgemeinschaft Hohenroth. Doch sollten sie es schaffen, Anbieter nachhaltiger Waren deutschlandweit für ihre Plattform zu begeistern, bräuchte es irgendwann eine Orientierungshilfe für Verbraucherinnen und Verbraucher in Bezug auf die Siegel.

Eben dies, verspricht das Trio, soll es auf der Plattform einmal geben. Überhaupt steht noch eine Menge auf der To-Do-Liste der jungen Firma. Als nächster großer Schritt ist ein zweiseitiger Marktplatz geplant. Das bedeutet, dass die Partner von includo ihre Produkte selbst hochladen können. Bisher stellt das Trio alles ein. Schon in Kürze soll es außerdem öko-soziale Präsentkörbe und Werbeartikel für Unternehmen und Hotels geben. "Das kann interessant sein für Unternehmen, die ja ab 2025 einen Nachhaltigkeitsbericht verfassen müssen", so Martin Stolz.

Hintergrund: Online-Handel

Der Online-Handel wächst. So rechnet der Deutsche Handelsverband für dieses Jahr mit einem Umsatz von nahezu 87 Milliarden Euro. Dies würde einen Zuwachs von drei Prozent bedeuten. Im Vergleich zum Wachstum des Internet-Händlers Amazon ist dies nicht viel. Hier betrug der Umsatz im vierten Quartal 2023 knapp 170 Milliarden US-Dollar.
(pat)
 
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  • Dietmar Eberth
    Ich glaube es geht einfacher. Versand und ggf. Rückversand nicht mehr kostenlos sondern mit tatsächlichen Kosten belasten.
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