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Obersfeld
Eine Heilpraktikerin spricht sich für Corona-Impfung und Masken aus
Michaela Rüth aus Obersfeld kann nicht nachvollziehen, dass Kolleginnen und Kollegen Corona-Maßnahmen so ablehnend gegenüberstehen.
Michaela Rüth aus Obersfeld ist Heilpraktikerin, aber trotzdem Verfechterin von Impfungen.
Foto: Björn Kohlhepp | Michaela Rüth aus Obersfeld ist Heilpraktikerin, aber trotzdem Verfechterin von Impfungen.
Björn Kohlhepp
 |  aktualisiert: 10.02.2024 05:19 Uhr

Michaela Rüth aus Obersfeld ist Heilpraktikerin. Ihrem Berufsstand wird nachgesagt, die Corona-Maßnahmen nicht gerade mit offenen Armen zu begrüßen. Die 50-Jährige aber ist eine kaum zu bremsende Verfechterin von Masken, Hygieneregeln und Corona-Impfung. Bei Heilpraktikerkollegen und -kolleginnen komme die Impfpflicht im Gesundheitswesen ab Mitte März, die auch für Heilpraktiker gilt, "natürlich schlecht an", räumt sie ein. Das liegt aus ihrer Sicht auch daran, dass viele nicht den fachlichen Hintergrund haben, also nicht aus medizinischen Berufen kommen.

Sie selbst arbeitet seit drei Jahrzehnten als medizinisch-technische Assistentin und sagt: "Ich bin für die Impfung, weil man in dieser Situation der Lage nur Herr wird, wenn alle an einem Strang ziehen." Sie als Heilpraktikerin müsse sich, ihre Familie und ihre Patienten schützen. Demonstranten, die gegen die Coronaregeln auf die Straße gehen, seien ihr "ein Gräuel".

Ihre Heilpraktiker-Praxis hat die 50-Jährige vergangenes Jahr eröffnet, außerdem eine eigene Teststrecke für Tests aus dem Auto heraus. Hauptberuflich ist sie in einem Labor bei Bad Bocklet (Lkr. Bad Kissingen) angestellt, das vor allem mikrobiologische Untersuchungen macht. "Wir arbeiten mit potenziell infektiösem Material." Schutzkleidung und strenge Hygieneregeln sei sie deshalb gewohnt. Sie kann nicht verstehen, dass gerade Menschen mit einer Lungenvorerkrankung, etwa Kinder nach einer überstandenen Lungenentzündung, sich Bescheinigungen ausstellen ließen, dass sie keine Maske tragen können. Gerade die seien doch durch das Coronavirus gefährdet.

Führen Masken zu Sauerstoffmangel? – Rüth: "absoluter Nonsens"

"Es ist ein absoluter Nonsens, dass Masken zu einem Sauerstoffmangel führen" – gerade bei Kindern sei das Quatsch, sagt Rüth. "Je länger ich die Maske aufhabe, desto eher gewöhnt sich der Körper dran." Deswegen habe sie auch kein Verständnis für Eltern, die auf die Straße gehen und dagegen demonstrieren, dass ihre Kinder in der Schule Masken tragen sollen. Dann dürften solche Eltern mit ihren Kindern auch nicht in die Berge fahren, weil dort oben auch weniger Sauerstoff in der Luft sei, so Rüth. Außerdem könnten infizierte Kinder, selbst wenn sie selbst kaum oder keine Symptome haben, ältere Menschen anstecken, weil ihre Viruslast so hoch sei wie bei Erwachsenen.

Und wenn für ein Herdenimmunität aus ihrer Sicht eben nur die Impfung helfe, dann müssten halt alle mitmachen. Bei ihrer Ausbildung zur MTA oder bei Reisen in andere Länder brauche man auch bestimmte Impfungen. Sie ist Impfungen gegenüber ohnehin positiv eingestellt, weil sie von ihrer Tante, die Hebamme war, viele Geschichten von Kindern kenne, die früher früh gestorben oder durch eine Infektion behindert waren. Nur sehe man in Deutschland heute nicht mehr viele alte Menschen mit Behinderung, weil die im Dritten Reich umgebracht wurden. Man müsse doch nur auf die heute kaum mehr vorkommenden oder ausgerotteten Kinderkrankheiten oder die Pocken schauen, um den Nutzen von Impfungen zu erkennen.

Fiese Viren und Bakterien

Die Heilpraktikerin ist von Mikrobiologie fasziniert, ihr absolutes Spezialgebiet seien Parasiten. Durch ihre Arbeit im Labor wisse sie, dass Bakterien und Viren "richtig fies" sein können. Coronapartys, um sich gegenseitig anzustecken, finde sie richtig daneben. Sie sieht die reelle Gefahr, dass das Gesundheitssystem durch zu viele Ansteckungen überlastet wird und am Ende womöglich eine Triage angewendet werden müsste. Sie habe an ihrer Teststrecke schon einige Fälle von Coronakranken gehabt, die sich zum Teil bei ihr "ausgeweint" hätten, wie schlecht es ihnen gehe.

Man müsse auch die weltweite Lage im Auge haben, so hätten sich Heilpraktiker in Indien für die Impfung ausgesprochen, weil die Lage dort so schlimm sei. Und sie gibt zu bedenken, dass sich, wenn sich zu wenige impfen lassen, auch solche Leute impfen lassen müssen, für die aufgrund bestimmter Vorerkrankungen normalerweise von einer Impfung abgeraten würde, weil die Gesellschaft sie nicht schützen könne. Aus ihrer Sicht müssten die Menschen besser von der Regierung aufgeklärt werden, wie sinnvoll Impfungen sind.

Wirken Totimpfstoffe bei ihrer Zulassung überhaupt noch?

Und sie könne nicht ganz verstehen, dass wohl doch ein beträchtlicher Teil der Menschen auf einen Totimpfstoff wartet, wo sich doch mRNA-Impfstoffe schon eineinhalb Jahre als sehr wirksam erwiesen hätten und sich schnell an Virusmutationen anpassen ließen. Womöglich gebe es bald Totimpfstoffe, die aber gegen neue Virusvarianten gar nicht wirkten. Sie selbst befasse sich viel mit Impfungen, schaue sich etwa Studien an. Und sie berichtet, dass sie in einer Forschungsgruppe dabei sei, die einen homöopathischen Impfstoff entwickeln möchte. Erste Tests hätten schon gezeigt, dass sich damit Antikörper bildeten.

Seit fünf Semestern studiert sie nebenher an der Diploma-Hochschule in Fulda Naturheilkunde und komplementäre Heilmethoden, um "dem Heilpraktiker einen wissenschaftlichen Titel hinzuzufügen". Sie sei fasziniert von Wissen. Als Verfechterin von Impfungen sieht sie sich in ihrem Studium in der Minderheit. Aber entgegen der landläufigen Meinung sei es nicht so, dass Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker ihr Titel hinterhergeworfen werde.

Auch Heilpraktiker müssen sich viel Wissen aneignen

Sie habe sich in ihrer zweijährigen Ausbildung viel medizinisches Wissen aneignen müssen. Zwar könne man das in der Theorie mit einem Hauptschulabschluss, aber in der praktischen Prüfung fielen 60 Prozent durch und noch einmal so viele der Verbliebenen in der mündlichen. "Wir bilden uns auch weiter." Sie ist dafür, dass Schulmedizin und Naturmedizin Hand in Hand gehen.

 
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  • A. H.
    Wie immer wird auch im Fall Covid erst im Nachhinein klar werden, welche der sich gegenüberstehenden Parteien Recht hatte.
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  • H. D.
    Sehr geehrte Frau Rüth, was ist das für eine Aussage "Je länger ich die Maske aufhabe, desto eher gewöhnt sich der Körper dran."

    Eins kann ich ihnen versprechen, mein Körper und der unserer Kinder wird sich nie an die Maske gewöhnen. Schicken unseren großen auch nur selten in die Schule, entweder haben sie keine Kinder oder kein Herz. Schönen Sonntag und gute Besserung.
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  • S. K.
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  • P. B.
    Ihr Körper bzw. die Atmung gewöhnt sich mit Sicherheit daran, nur ihr Kopf nicht. Schönen Sonntag noch.
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  • H. D.
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  • S. K.
    Was macht ihr anders als der Rest der Menschenheit?
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  • H. M.
    Darf ich fragen wie sie sich der Schulpflicht ihrer Kinder entziehen? Meines Erachtens Wahnsinn was sie da anstellen!
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  • H. D.
    Ganz ehrlich mir ist die Gesundheit unserer Kinder wichtiger als die Schulpflicht. Das nennt man dann Vorsorgepflicht und die steht wohl über der Schulpflicht. Ich weiß sie denken bestimmt sie haben´s wieder mit so einem Hartz 4 Empfänger zutun und der vernachlässigt dann seine Kinder. Leider muß ich sie da enttäuschen, bin aus dem Handwerk und habe ein kleines Familienunternehmen. Für mich ist das jedenfalls kein Zustand fast den Kindern jetzt schon fast 2 Jahren mit der Maske angetan wird.
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  • S. K.
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  • H. M.
    Und eine Maske tragen müssen ist das schlimmste was sie sich nur vorstellen können? So schlimm dass Sie sie lieber aus dem sozialen Umfeld "meine Schulklasse" rausziehen und versuchen daheim nebenbei selbst zu unterrichten?
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  • S. K.
    sehr spezielle "Meinung"
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  • U. K.
    Hut ab Frau Rüth! Meinung haben, offen vertreten und sich nicht einschüchtern lassen!
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Eine gute Entscheidung!
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Auch wenn es gut ist, dass die Frau sich für die Impfung ausspricht: Ich fände es gut, wenn die Main-Post hier nicht Falschbehauptungen ungeprüft wiedergeben würde. Heilpraktiker sind keine "kleinen Ärzte" wie oft angenommen wird, vertiefte medizinische Kenntnisse sind keine Voraussetzung. Voraussetzung sind lediglich ein Hauptschulabschluss und ein Multiple-Choice-Test beim Gesundheitsamt in dem kein Ausbildungsstand o.ä. dokumentiert wird sondern lediglich geprüft wird, dass sie keine Gefahr für die Volksgesundheit darstellen. Ihre "Behandlungsmethoden" müssen keinen Nutzen oder Wirksamkeit nachweisen. Insgesamt ein sehr problematisches "Berufsfeld" und ein Anachronismus dass das in Deutschland erlaubt ist. Und es heisst übrigens TOTimpfstoffe, nicht TODimpfstoffe. Weitere Infos: https://detektor.fm/wissen/grams-sprechstunde-heilpraktiker
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  • R. Z.
    Danke für den Hinweis, wir haben den Fehler korrigiert.

    Mit freundlichen Grüßen

    Ralf Zimmermann, Main-Post Digitales Management
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  • J. D.
    Die Behauptung von "vcd-mitglied", dass die Heilpraktikerprüfung lediglich aus einem Multiple Choice-Test besteht, ist nachweislich falsch. Zunächst wird tatsächlich ein Multiple Choice-Test abgelegt. Nur wer diesen bestanden hat, darf dann in die mündliche Prüfung. Diese ist nicht ohne, vor allem Leute aus Gesundheitsberufen fallen hier gerne durch, da sie die Prüfung nicht ernst nehmen. Die Schwierigkeit der mündlichen Prüfung variiert je nach Gesundheitsamt und zuständigem Prüfer. Überdies ist ein polizeiliches Führungszeugnis vorzulegen. Behandlungsmethoden sind nicht Teil der Überprüfung, die auch keinen Berufsabschluss darstellt, sondern, wie richtig gesagt wurde, lediglich nachweist, dass der Heilpraktikeranwärter keine Gefahr für die Volksgesundheit darstellt.
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  • R. E.
    Verantwortung und Weitsicht ist keine Domäne Geimpfter. Und die Meinung zur Impfung geht auseinander, auch bei Menschen mit medizinischer Vorbildung. Selbst bei Ärzten gibt es Menschen mit zurückhaltender Meinung zur Impfung- zugegebener Maßen im geringen Umfang.
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  • A. D.
    👍
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  • F. K.
    „… aber in der praktischen Prüfung fielen 60 Prozent durch und noch einmal so viele der Verbliebenen in der mündlichen.“ Ich gehe davon aus, dass hier gemeint ist „… und nochmal genauso viele“. Ansonsten klingt es nach 120 % :D . Spaß beiseite: Ich bin sehr erleichtert und dankbar für Frau Rüths Einstellung! Ich hoffe, dass sie deshalb nicht angefeindet oder gar bedroht wird. Vielen Dank, Frau Rüth! Und alles Gute für Sie!
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  • L. W.
    Diese Heilpraktikerin ist der Beweis,

    dass pauschale Verurteilungen ganzer Berufsgruppen nicht zielführend sind. Man muss immer den einzelnen Menschen sehen und in jeder Berufsgruppe gibt es Realitätsverweigerer und Wissenschaftsleugner. Wie man in KÖN sieht leider auch mit Medizinstudium.
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