
Das Besondere am rund 70 Hektar großen Naturschutzgebiet Hafenlohrtal sei das Zusammentreffen von Kulturlandschaft auf der einen Seite und Bereichen mit Wildnis auf der anderen. Das machte Christian Salomon am Donnerstag bei einer Führung über den Rundweg deutlich, der in der Nähe des Gasthauses "Hoher Knuck" bei Lichtenau beginnt.
Der beim Naturpark-Spessart-Verein angestellte Gebietsbetreuer "Grünland" führte die aus 14 Teilnehmern bestehende Gruppe im Vorfeld der Jahresversammlung der Aktionsgemeinschaft Hafenlohrtal (Bericht folgt) zunächst zu Wiesen, die mit Schafen und Ziegen beweidet und so vor Verbuschung bewahrt werden. Laut Salomon wird diese Art der Offenlanderhaltung über ein Vertragsnaturschutzprogramm bezuschusst.

Bei den im Hafenlohrtal eingesetzten Schafen handelt es sich seinen Worten nach um Moorschnucken. Dies sei eine aus den niedersächsischen Moorgebieten stammende, mittlerweile gefährdete Haustierrasse, die auch an feuchten Standorten keine Klauenprobleme bekomme. Neben der Moorschnuckenherde im Hafenlohrtal gebe es im Spessart eine weitere in Mespelbrunn.
Neun verschiedene Libellenarten
Das von der Hafenlohr durchzogene Tal, in dem auch mehrere Wassertümpel zu finden sind, ist laut Salomon Lebensraum für verschiedene Libellenarten (neun wurden im vergangenen Jahr registriert), Amphibien und Ringelnatter; in trockeneren Bereichen komme auch die Schlingnatter vor, die sich unter anderem von Eidechsen ernähre.

Im oberen Teil des Naturschutzgebiets Hafenlohrtal (dorthin ging die Exkursion nicht) gebe es das größte Arnika-Vorkommen im Spessart, erläuterte Salomon. Zwei weitere Mini-Vorkommen finde man auf der Weikertswiese und im Mausgrund. Arnika kommt ihm zufolge mit trockenen und heißen Sommern nicht gut zurecht und sei somit aufgrund des Klimawandels in unseren Breiten auf dem Rückzug.

Deshalb entnehme man seit einigen Jahren den Arnikapflanzen im Spessart Samen, aus denen in einem botanischen Garten Stauden herangezogen würden. Diese würden dann an geeigneten geschützten Bereichen im Hafenlohrtal eingepflanzt, sagte Salomon, zog einige Arnikapflanzen aus einem Eimer und schritt zur Tat.
Weiter ging es an einem relativ großen ehemaligen Bienenhaus vorbei. Dieses wurde laut Salomon mittlerweile von der Gemeinde Rothenbuch gekauft und der Landkreis Aschaffenburg übernehme die Renaturierung der bebauten Fläche.
Eine nahezu versteckte Biberburg
Auf einer weiteren Wiese fanden sich unter anderem Hundsveilchen, Glockenblumen und Heidenelken. Nicht weit davon entfernt tat sich Wildnis mit zugewuchertem Bachumfeld auf. Dort zeigte Salomon seinen Gästen eine für das Laienauge kaum sichtbare Biberburg, die allem Anschein nach derzeit jedoch nicht bewohnt ist.

Aktuell lebten rund 500 Biber im Spessart, sagte Salomon. Bedingt durch diese relativ hohe Anzahl seien die Tiere mittlerweile auch in Streuobstwiesen oder teilweise sogar in Ortschaften zu sehen.
Beim Überqueren der Hafenlohr über eine kleine Brücke machte Salomon darauf aufmerksam, dass Mühlkoppe und Bachneunauge typisch für Spessartbäche mit kühlem, nährstoffarmem und sauberem Wasser seien.
