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Triefenstein
Ein Waidmannsheil für den Berufsjäger: Wie Markus Roth seine Berufung fand und dem Motto "Wald vor Wild" gerecht wird
Die Aufgaben des Oberbayern sind äußerst vielseitig. Der Anlage neuer Biotope steht die Durchführung von Gesellschaftsjagden gegenüber.
Berufsjäger Markus Roth liebt seinen Job über alles.
Foto: Günter Reinwarth | Berufsjäger Markus Roth liebt seinen Job über alles.
Günter Reinwarth
 |  aktualisiert: 08.09.2024 02:28 Uhr

Die Idylle beginnt ein paar Meter neben dem Forsthaus. Gelegentlich kommt es vor, dass Markus Roth beim Blick aus dem Fenster seines Hauses in der Morgen- oder Abenddämmerung äsendes Wild erblickt. Ein wenig talwärts fließen der Haslochbach und der Schleifbach zusammen. Der im romantischen Mühlental reizvoll gelegene Weiler Zwieselmühle gehört politisch zur Gemeinde Schollbrunn, dem einzigen Luftkurort im Landkreis Main-Spessart.

Seit zwei Jahren ist das Forsthaus, in dem lange Förster Andreas Holzheimer mit seiner Familie wohnte, Dienstsitz und Wohnung von Markus Roth. Der gebürtige Oberbayer ist Berufsjäger. Sein Berufsbild unterscheidet sich insofern von dem eines Revierförsters, dass er sich nicht um die Holzwirtschaft, sondern ausschließlich um den Wildbestand kümmern muss.

Erfolgreich auf eine von zwei Stellen beworben

Roth, der in der Gemeinde Tegernsee geboren wurde, ließ sich beim Forstbetrieb Bad Tölz zwei Jahre lang zum Berufsjäger ausbilden. Dass er zuvor das "grüne Abitur", den Jagdschein, machte, war für ihn aus Liebe zum Waidwerk eine Selbstverständlichkeit. Als der Staatsforst zwei Berufsjäger-Stellen für den Spessart ausschrieb, bewarb er sich erfolgreich, der Umzug in seine neue Heimat in der Zwieselmühle folgte auf dem Fuße. Seine vorgesetzte Dienststelle ist der Forstbetrieb Rothenbuch, wo seine 29-jährige Kollegin Theresa Hörmann den gleichen Beruf ausübt.

Der Bayerische Gebirgsschweißhund Marko, Roths treuer vierbeiniger "Kollege", empfängt den Mann von der Zeitung mit einem gut hörbaren Willkommensgruß. Nach neugierigem Beschnuppern legt er sich in einer Hofecke zur Ruhe. Marko habe eine gute Nase, verrät sein Herrchen.

Berufsjäger im Spessart: Bekannt ist, dass einst die fürstlichen Landesherren mit Buchen und Eichen noch kein Geld verdienen konnten und die Vorgabe "Wild vor Wald" großgeschrieben wurde. Den Mainzer Kurfürsten und dem Bayerischen Königshaus war die Jagdleidenschaft wichtiger als die Forstwirtschaft. Die sogenannten Wildpretförster des 17. und 18. Jahrhunderts hatten primär dafür zu sorgen, dass die Hofhaltung im Aschaffenburger Schloss als Kurmainzer Dependance stets mit ausreichend Hirsch- und Schwarzwildfleisch beliefert wurden.

"Wald vor Wild" als neuer Leitspruch

Die politischen Umwälzungen zum Beginn des 19. Jahrhunderts führten dazu, dass der Bischbrunner Forst den Besitzer wechselte und das Bayrische Königshaus das Sagen hatte. Die großen Hofjagden dauerten bis in das frühe 20. Jahrhundert – bis dann zur politischen Zeitenwende der Staatsforst neuer Waldbesitzer wurde. Nicht mehr "Wild vor Wald", sondern "Wald vor Wild" lautet heute der Leitspruch einer modernen Forstwirtschaft.

Dass im Spessart das Rotwild nicht erst seit gestern Schäden verursacht, ist der Staatsforstverwaltung seit langem bekannt. Die Rede ist von Verbiss, vom Schälen und Fegen der Rinde. Ein modernes Wildmanagement soll nun Abhilfe schaffen.

Für Roth ist der Job als Berufsjäger ein Traumjob. "I mog meinen Beruf", verrät er. Im oberbayerischen Dialekt erzählt der Waidmann, was er neben der Jagdausübung in Zusammenarbeit mit einem Schweizer Wildbiologen tun möchte, um den Rotwildbestand und den Wildverbiss im Wald zu reduzieren. Er möchte unter anderem für den "König des Spessarts", wie der Rothirsch hierzulande genannt wird, Ruhezonen schaffen sowie Nahrungsplätze anlegen und diese pflegen. Er denkt dabei auch an Wiesenflächen, auf denen Kräuter eingesät werden, die dem naschhaften Rotwild guttun.

Viele Aufgabengebiete für Berufsjäger

Dass bestehende Jagdeinrichtungen instand gehalten werden müssen und neue Hochsitze zu bauen sind, gehört ebenfalls zu seinem "Job im Wald". Sowohl Reviergestaltung, Jagdschutz und Naturschutz als auch die Anlage neuer Biotope stehen auf der Agenda des Berufsjägers. Hinzu kommt noch die Planung, Organisation und Durchführung von Gesellschaftsjagden.

Dass sich Roth seiner beruflichen Verantwortung bewusst ist, hören wir immer wieder, wenn er auf weitere Details seines umfangreichen Aufgabenbereichs eingeht. Seine Tätigkeit als Berufsjäger empfindet er letztlich nicht als Beruf, sondern als Berufung.

Roth muss sich schließlich auch darum kümmern, dass das erlegte Wild an den Mann kommt. "Wir beliefern Metzgereien und die Gastronomie", hören wir von dem sympathischen Oberbayer. Dass es für leckere Wildgerichte viele Rezepte gibt, weiß Roth. Hier kommt noch seine Leidenschaft als Hobbykoch ins Spiel. Wenn er Appetit auf gebratenen Rehrücken hat, dann steht der Berufsjäger selbst am Herd.

 
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