Von ihrem Kinderzimmer im Elternhaus an der Alten Mainbrücke konnte sie auf den Dom blicken. Eine Verwurzelung im historischen Würzburg, die Friederike Hassauer zeitlebens prägte. Das fränkische "fei" sei für immer ihr Lieblingswort, hat sie gerne erzählt. Dabei hatte die Romanistik-Professorin, die sieben Sprachen beherrschte, mit ihren kulturhistorischen Arbeiten zum Verteilungskampf der Geschlechter vom Mittelalter bis zur Neuzeit längst auch internationales Renommee erlangt. Jetzt ist Friederike Hassauer nach kurzer schwerer Krankheit in ihrer Heimatstadt Würzburg gestorben – nur drei Tage nach ihrem 70. Geburtstag.
Hassauer war erst in diesem Jahr an der Universität Wien emeritiert worden, 30 Jahre hatte sie dort einen Lehrstuhl für französische und spanische Literatur- und Medienwissenschaft inne. Sie galt als akribische Forscherin, mitnichten aber wollte sie die Ergebnisse ihrer wissenschaftlichen Arbeit allein dem akademischen Betrieb überlassen.
So engagierte sie sich über den universitären Tellerrand hinaus auch wissenschaftspolitisch: Von 1995 bis 2009 arbeitete sie für die Volkswagenstiftung, die gesellschaftlich relevante Forschungsvorhaben über Staats- und Disziplin-Grenzen hinweg fördert. Als "wortgewandte Verfechterin einer frauenbewussten Wissenschaft" würdigte sie der zuständige niedersächsische Minister bei ihrer Verabschiedung aus dem Kuratorium der Stiftung.
Partnerin von Peter Roos
Daheim in Mainfranken kannte man Friederike Hassauer, die einer Würzburger Juwelier- und Uhrmacherfamilie entstammte, nicht zuletzt als Partnerin des Schriftstellers Peter Roos, mit dem sie - neben dem Wohnsitz Wien - in Zimmern bei Marktheidenfeld lebte. Während Roos, der streitbare "Polarist" (Selbstbeschreibung) schon durch sein Äußeres, die konsequent blaue Kleidung und Brille, auffallen möchte, trat Hassauer, ehemals eine begeisterte Turniertänzerin, öffentlich eher zurückhaltend auf. 50 Jahre liebten und arbeiteten die beiden geradezu symbiotisch. Und auch in ihrem politischen Engagement waren sie einig, allen voran im (vergeblichen) Kampf, Hitlers Lieblingsmaler Hermann Gradl endlich die Ehrenbürgerwürde von Marktheidenfeld zu nehmen.
Als Schülerzeitungsredakteure hatten sich die literaturbegeisterten Teenager in Würzburg kennengelernt, als Studierende, unter anderem in Tübingen und St. Louis (USA), wurden sie zum Paar. Als "ein unerreichbares Hirn" hat Roos seine Partnerin einmal charakterisiert. Sie war seine erste Gegenleserin, er ihre.
Gemeinsame Werke
Ein Dutzend Bücher, Features, und Filmbeiträge haben die beiden gar gemeinsam publiziert, darunter den Bestseller "Félicien Rops - der weibliche Körper, der männliche Blick" über den belgischen Grafiker und Symbolisten (1984) und schon früh eine Fernsehreportage über den Jakobsweg nach Santiago (1982). Es sei "Lust und Last zugleich, jedes Wort zusammenzudenken und zu schreiben", so charakterisierte der Schriftsteller das Arbeiten der Manufaktur Hassauer/Roos, die nun so jäh geendet ist. Die geplante Essay-Sammlung "Wissenschaft und Zärtlichkeit" über das gemeinsame Schreiben muss Peter Roos jetzt alleine vollenden.