Am 8. September erschütterte eine schreckliche Tat die 16.000-Einwohner-Stadt Lohr (Lkr. Main-Spessart). Ein 14-Jähriger wurde mutmaßlich von einem Gleichaltrigen erschossen. Der Tatverdächtige sitzt in Untersuchungshaft. Einen Monat später sind die Ermittlungen "zwar noch nicht abgeschlossen", sagte der Würzburger Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach an diesem Freitag. Aber "sie werden aller Voraussicht nach nicht mehr allzu lange dauern - eher Wochen als Monate".
Ein Motiv zeichnet sich für die Ermittler ab
Ob die Polizei vom Handy des Opfers Anrufe, Sprach- oder Textnachrichten auslesen konnte, die Hinweise zur Tat geben könnten, dazu machte Seebach auf Nachfrage keine Angaben. Man habe "zahlreiche Zeugen vernommen", die allmählich ein Bild ergäben. Es zeichne sich ein Motiv ab, sagt der Oberstaatsanwalt. Dazu aber werde er sich "gerade mit der gebotenen Rücksicht auf das jugendliche Alter des Verdächtigen" derzeit noch nicht äußern.
Die Mordermittler gehen von einem einzigen Schuss aus der Pistole aus. Neu ist: Nach Informationen der Redaktion stand der Schütze dabei hinter dem 14-jährigen Schüler und schoss ihm in den Hinterkopf. Auf Nachfrage gab Seebach am Freitag dazu keine Auskunft.
Mit dem Besitzer der Pistole gut bekannt
Der Tatverdächtige hat bisher nur verraten, wo er die Schusswaffe versteckt hatte. Er ist in einer für Jugendliche geeignete JVA in Südbayern untergebracht. Für die Ermittler ein Nachteil, weil sie nicht schnell - wie in der JVA Würzburg - vorbeifahren können, um eine auftauchende Frage zu klären.
Tatwaffe war den Ermittlern zufolge eine tschechische Pistole des Typs Ceska CZ 75 vom Kaliber neun Millimeter, mit 15- oder 16-Schuss-Magazin. Eigentümer ist ein 66-Jähriger, der mit einer Verwandten des Verdächtigen befreundet war und einen freundschaftlichen Umgang mit dem Jugendlichen pflegte. Er liegt seit längerem im Krankenhaus und ist laut Polizei auf absehbare Zeit nicht vernehmungsfähig. Wie der Jugendliche an die Pistole kam, die mit anderen Schusswaffen eingeschlossen war, ist unklar.
Anlass zur Besorgnis im Vorfeld?
Die Verteidigerinnen Vanessa Gerber und Melanie Raacke hatten bisher nur kurz Einsicht in die Ermittlungsakten und kennen die Aussagen von Zeugen noch nicht. Sie konnten sich deshalb auch nicht zu Angaben von Eltern von Mitschülern äußern: Diese sollen von auffallend aggressivem Verhalten des Jugendlichen berichtet haben, das im Vorfeld der Tat wohl Anlass zur Besorgnis gegeben habe.
Seine Familie in Lohr sei nach wie vor das Ziel von Hass-Mails, berichten die Verteidigerinnen. Sie würden deshalb weiter vor Übergriffen geschützt.