Der 14-Jährige, der am vergangenen Freitag in Lohr (Lkr. Main-Spessart) erschossen wurde, ist mit einem Kopfschuss getötet worden. Das bestätigte Enrico Ball, Sprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken, am Mittwoch auf Nachfrage der Redaktion.
Nach bisherigen Erkenntnissen war dies auch der einzige Schuss, den der mutmaßliche Täter – ein ebenfalls 14-Jähriger – aus einer Pistole abgegeben hat. Die Waffe vom Kaliber neun Millimeter gehört einem 66-jährigen Nachbarn des Tatverdächtigen. Der Mann befindet sich seit längerer Zeit in einer Klinik und ist laut Polizei nicht vernehmungsfähig. Die Pistole soll er legal besessen und ordnungsgemäß aufbewahrt haben.
Wie der Tatverdächtige an die Waffe gekommen ist, ist noch Gegenstand der Ermittlungen. Einen Medienbericht, wonach der Jugendliche die Pistole vor seiner Tat ausprobiert haben soll, bestätigte Polizeisprecher Ball nicht.
In der Nacht auf Samstag hatte sich eine Zeugin bei der Polizei gemeldet, die gegen 13.15 Uhr einen Schuss gehört haben will. Ob es sich bei dem Knall tatsächlich um einen Schuss gehandelt hat, ist inzwischen fraglich. Nach neuestem Stand der Ermittlungen geht die Polizei davon aus, dass die Tatzeit zwischen 15 und 16 Uhr liegt.
Polizei will Handy des Getöteten in Lohr beim Schulzentrum finden
Danach ging am Freitag alles ganz schnell: Der Tatverdächtige soll nur wenig später einen 15-jährigen Bekannten angerufen und ihm von der Tat berichtet haben. Der 15-Jährige ging daraufhin zur Lohrer Polizei, wo er um 16.30 Uhr eintraf. Umgehend fuhr eine Polizeistreife zum Schulzentrum Nägelsee und fand das leblose Opfer. Um 18 Uhr nahmen Polizisten den mutmaßlichen Täter fest. Er sitzt wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft.
Unterdessen ermittelt die Polizei weiter zu den Hintergründen der Tat. Während die Arbeit der Spurensicherung am Tatort abgeschlossen ist, steht nun das verschollene Handy des Getöteten im Fokus.
Tatverdächtiger 14-Jähriger schweigt zu den Vorwürfen
Taucher hatten bereits am Dienstag vergeblich in einem Tümpel unweit des Schulgeländes in Lohr nach dem Smartphone gesucht. Am Mittwochmittag rückten Fahrzeuge des Technischen Hilfswerkes an. Wie Polizeisprecher Ball auf Anfrage bestätigt, soll der Tümpel ausgebaggert werden.
Ein Handy, auch das eines Opfers, sei "grundsätzlich für die kriminalpolizeiliche Untersuchung wichtig", sagt der Pressesprecher. "Gerade für junge Menschen ist ein Handy wie ein Tagebuch." Die Ermittler erhoffen sich daher Informationen über das Umfeld, die Kontakte und die letzten Tage des getöteten 14-Jährigen. Möglicherweise finden sich in den Daten auch Hinweise auf ein Motiv, das noch immer unklar ist.
Das Handy des mutmaßlichen Täters haben die Ermittler bereits und werten es aus. Der Verdächtige schweigt nach Angaben der Polizei zu den Vorwürfen. Seine Verteidigerinnen teilen indessen mit: "Wir werden zunächst Einsicht in die Ermittlungsakte nehmen und erst dann entscheiden, ob wir eine Stellungnahme für unseren Mandanten abgeben."
Mehr als 500 Menschen waren bei Trauergottesdienst für getöteten 14-Jährigen in Lohr
Am Dienstagabend hatten in der Lohrer Stadtpfarrkirche mehr als 500 Menschen bei einem Gottesdienst Abschied von dem Getöteten genommen. Im Anschluss versammelten sich die Trauernden auf dem städtischen Friedhof am Sarg des Jugendlichen. Erst zu einem späteren Zeitpunkt soll es eine Urnenbeisetzung im Familienkreis geben.
Unterdessen hat der TSV Sackenbach, ein Stadtteilverein, für den direkte Verwandte des Jugendlichen Fußball spielen, angekündigt, am kommenden Sonntag die regulären Ligaspiele als Benefizspiele auszutragen. Der gesamte Erlös soll der Familie des Getöteten gespendet werden.