
Seit anderthalb Jahren wird am neuen Klinikum Main-Spessart gebaut. Lange war von außen wenig von den Baufortschritten zu sehen. Seit dem Herbst wächst das Gebäude kontinuierlich gen Himmel. Zeit für einen ersten Besuch.
Klinikreferent René Bostelaar führt durch die hohen Räume, in denen künftig die medizinische Versorgung der Bevölkerung im Landkreis sichergestellt werden soll. Noch stützen zahlreiche Pfosten die Decken, doch die großzügigen Dimensionen von Foyer und Notaufnahme lassen sich schon erahnen. Neun Untersuchungszimmer und ein Schockraum sollen dort entstehen, daneben die Bereitschaftspraxis der Kassenärztlichen Vereinigung mit einem eigenen Eingang. Schon sichtbar sind die Mauern, hinter denen künftig Röntgengeräte, CT und MRT laufen werden.
Grundstein wurde im September gelegt
"Ich kann mir schon gut vorstellen, wie das wird", kommentiert Landrätin Sabine Sitter. Sie nutzt die Gelegenheit, um sich selbst ein Bild vom Baufortschritt zu machen. Zuletzt sei sie bei der Grundsteinlegung im September vor Ort gewesen. Jetzt besucht sie zum ersten Mal die Räume.

Später einmal wird der Haupteingang des Krankenhauses auf der Seite zum Bezirkskrankenhaus hin liegen. Auch die Rettungskräfte werden die Klinik von dieser Seite anfahren und ihre Patienten über einen eigenen Zugang direkt in die Notaufnahme bringen. Doch vor dieser Seite gähnen aktuell noch tiefe Gräben, auch die Tiefgarage ist noch nicht gebaut. Baustellengäste nähern sich deshalb fürs Erste von hinten, wo künftig einmal Bereitschaftszimmer und Küche untergebracht sein werden, wie Bostelaar sagt.

Ein wenig verwirrend: Weil das Krankenhaus in den Hang gebaut ist, betritt man so erst einmal das Untergeschoss. Um ins Erdgeschoss zu kommen, geht es über das Gerüst und zwei Leitern hoch. Treppenhäuser gibt es noch nicht. Auch Leitungen und Regenrohre fehlen noch gänzlich. Nach einem heftigen Regenguss, wie an Weiberfasching, tropft deshalb das Wasser von den Decken und bildet Pfützen auf den Böden. "Unser Swimmingpool", scherzt Sabine Sitter mit Blick auf eine große Wasserlache vor dem Haupteingang.
638 Bohrpfähle stützen das Gebäude
Wasser, insbesondere von unten, hat die Bauingenieure seit dem ersten Spatenstich beschäftigt. Der Boden ist sehr feucht und sumpfig. "Wir haben mehrere Wasseradern gefunden und drainiert", schildert Bostelaar die Herausforderungen beim Bau der Fundamente. In einer Tiefe von bis zu 25 Metern stützen 638 Bohrpfähle das Gebäude mit einer Nutzfläche von rund 17.000 Quadratmetern. Auch dessen Statik ist anspruchsvoll, denn allein der Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach wiege mehrere Tonnen, so der Klinikreferent. Die Landeplattform sei aus Edelstahl und müsse eigens beheizt werden, damit der Hubschrauber auch im Winter landen kann. Dazu kommen zehn Tonnen Löschwasser.

Bevor der Hubschrauberlandeplatz installiert werden kann, muss das Gebäude allerdings erst einmal um drei weitere Stockwerke wachsen. Die Bauarbeiter sind schon dabei, das nötige Gerüst zu stellen und die Verschalungen vorzubereiten. Im Frühjahr kommen dann auch die Fenster. Eine logistische Höchstleistung: "Das muss alles ausgeladen, verteilt und eingebaut werden", betont René Bostelaar. Am 6. August solle der Rohbau fertig sein und der Innenausbau beginnen, erklärt er.
Bald 100 Firmen gleichzeitig im Einsatz
Dann wird es voll auf der Baustelle: Rund 100 Firmen seien bald gleichzeitig im Einsatz, mit bis zu 50 Teilnehmern bei den wöchentlichen Baustellenbesprechungen, so der Klinikreferent. Präzise Absprachen sind wichtig, damit die Gewerke gut ineinander greifen und der Zeitplan nicht ins Wanken gerät.
Denn der Termin für die nächste große Etappe im Krankenhausbau steht schon fest. Am 18. September, ziemlich genau ein Jahr nach der Grundsteinlegung und zwei Jahre nach dem ersten Spatenstich, ist das Richtfest geplant. Im März oder April 2027 könnte das Krankenhaus eröffnet werden, schätzt René Bostelaar.




