
Gegen die Stimmen der UGM (unabhängig gemeinsam für Main-Spessart) beschloss der Kreistag den Wirtschafts- und Stellenplan des Klinikums Main-Spessart. Er prognostiziert für 2025 ein Defizit von 7,45 Millionen Euro, was ein negativer Rekord wäre. Davon entfallen rund 7,16 Millionen Euro auf der Klinikum Lohr, 125.000 Euro auf des Seniorenzentrum Marktheidenfeld und 169.000 Euro auf das Kreisseniorenzentrum Gemünden.
Die Landkreisverwaltung beziehungsweise der Eigenbetrieb verweisen dazu auf den Masterplan und dass die Zentralisierung des Klinikums in Lohr ein lebenswichtiger Schritt gewesen sei: Nur dort sei es als versorgungskritisches Krankenhaus anerkannt und könne Wirtschaftlichkeitspotentiale heben. Der Klinikneubau sei ein vielzitiertes Leuchtturmprojekt und eine Blaupause für viele Regionen. Er belaste aber auch den Eigenbetrieb und die Finanzlage des Landkreises stark, auch weil die Regierung von Unterfranken die gestiegenen Baukosten laut Index erst weit nach Ende der Bauphase zu knapp 70 Prozent ausgleichen werde.
Beim Betrieb des Klinikums sowie der Senioreneinrichtungen stünden aktuell Strukturvorschriften und Fachkräftemangel einer optimalen Belegung entgegen.
CSU hofft auf bessere Ergebnisse als prognostiziert
Die einzelnen Fraktionen gingen das Thema unterschiedlich an. Für die CSU verwies Walter Höfling darauf, dass die tatsächlichen Ergebnisse seit 2022 immer besser als die Prognosen waren: Rund 2,3 Millionen Euro weniger Defizit in 2022, 3,5 Millionen weniger in 2023. Die Businesspläne sähen eine positive Prognose für die neu aufzubauenden Hauptabteilungen.
Die schwierige Lage aus nicht optimierten Fallzahlen und nicht auskömmlicher Erlöse halte auch wegen der schleppenden Reform auf Bundesebene an. Risiken seien die allgemeinen Sach- und Energiekosten sowie die Personalkosten. Andererseits ermögliche der aktualisierte Masterplan die Vorbereitung auf einen optimalen Betrieb im neuen Klinikgebäude. Ausschlaggebend werde die Qualität von Medizin und Pflege sein – der wirtschaftliche Erfolg hänge an der Akzeptanz in Patientenkreisen.
Freie Wähler loben Arbeit von Ärzten und Pflegepersonal
"Alles hängt an der Inbetriebnahme des Klinikums 2028, der Termin muss gehalten werden", stellte Brigitte Riedmann (Freie Wähler) fest. Wie bisher, mit Defizit trotz hoher Auslastung, könne es nicht weiter gehen. Die Entscheidung für den Neubau sei die einzig richtige gewesen, auch wenn es das größte und teuerste Projekt des Landkreises überhaupt sei.
Anders wäre Main-Spessart schon kein Klinikstandort mehr. Leider sei das MVZ in Lohr keine Erfolgsgeschichte und es sei schwierig, qualifiziertes Personal zu finden. Positiv sei der gute Ruf des Klinikums und seiner Arbeit trotz schwieriger Bedingungen im aktuellen Gebäude, wofür Ärzten und Pflegepersonal ein Lob gebühre.
SPD nennt nicht genutzte Kapazitäten als eine Ursache für Defizit
Von einem jahrelangen "Change-Prozess" des Eigenbetriebs, der langsam Früchte trage, sprach Sven Gottschalk für die SPD-Fraktion. Allerdings sei 2024 ein höheres Defizit erwirtschaftet worden als prognostiziert, bei Stellenmehrungen im Plan 2025. Diese entstünden durch neue gesetzliche Vorgaben und für neue Abteilungen, weshalb die SPD ebenso wie bei der Stärkung des Pflegepersonals zustimme.
Offene Stellen und deshalb nicht genutzte OP-Kapazitäten seien vielleicht wesentlicher für das Defizit als die viel bescholtene Krankenhausreform. Es brauche vor allem Planungssicherheit. Entscheidend werde sein, ob das Ziel von 40 Prozent mehr ambulante Leistungen und Operationen erreicht wird. Klar sei, der Kreis könne sich Verluste des Eigenbetriebs in aktueller Höhe nicht länger leisten.
Grüne fordern mehr Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärzten
Von einem mutigen Wirtschaftsplan mit viel Zuversicht sprach Gerhard Kraft für die Grünen. 7,5 Millionen prognostiziertes Defizit könnten nicht zufrieden stellen. Die Neuroradiologie und Neurochirurgie seien weitere Mosaiksteine im medizinischen Angebot. Wichtig sei auch ein bessere Einweisenden-Quote durch mehr Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärzten.
Der Stellenplan sei inzwischen transparenter dargestellt, der Klinikneubau laufe fast nach Plan. Einen Weg zurück gebe es nicht, das Projekt sei zu einem guten Ende zu bringen und die medizinische Grundversorgung auf neue Füße zu stellen – mit Mut und Entschlossenheit. Die Senioreneinrichtungen müssten dringend modernisiert und möglichst in die Herold-Stiftung überführt werden.
Mahnende Worte fand Gerhard Thumes von den Freien Bürgern. Die Erlöse der Chirurgie seien gut, aber "auf Teufel komm raus wie am Fließband operieren" sei keine Lösung, es brauche auch genug Pflegepersonal, um die operierten Patienten zu betreuen. Generell solle man sich mit Kritik an der Arbeit im Klinikum zurück halten.