
Am Freitag hat das Impfzentrum des Landkreises Main-Spessart in Karlstadt im Gebäude des ehemaligen EP-Medienlands seine Pforten geöffnet. Zuvor war es seit November 2020 in der Lohrer Spessarttorhalle untergebracht, dann ab Oktober 2021 im Marktheidenfelder Krankenhaus. Weil die Kapazitäten dort für die forcierten Impfungen nicht auszureichen schienen, ging es heuer zu Jahresbeginn wieder nach Lohr in die Spessarttorhalle. Nun also der Umzug ins EP-Medienland nach Karlstadt.
Im Herbst des vergangenen Jahres schloss Manfred Burkard das Elektronik-Fachgeschäft, das er in der Ringstraße 15 Jahre zuvor eröffnet hatte. Im "vorderen", der Hauptstraße zugewandten Teil, befinden sich Wohnungen, im "hinteren" ein Taekwondo- Studio, in dem auch eine Tanzschule unterrichtet. Das Gebäude wurde verkauft. Der Investor hat den Teil des ehemaligen EP-Medienlands an das Landratsamt für das Impfzentrum vermietet.

Umzug wurde vorgezogen
Eigentlich war der Umzug nach Karlstadt erst im Laufe des Aprils geplant. Der Landkreis ist aber dabei, die Spessarttorhalle in Lohr als weitere Unterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine zu planen: "Um hier eine Erst-Unterbringung zu ermöglichen, haben wir unseren Umzug des Impfzentrums vorgezogen, damit die Halle möglichst zeitnah zur Verfügung steht."
In Karlstadt wurden die etwa 800 Quadratmeter aufgeteilt in Impfbereich, Lager, Büro-, Umkleide- und Verwaltungsräume. Es wurden neue Sanitäranlagen erstellt und die Büroräume angepasst. Der Impfbereich wird mit Hilfe eines Messebauers in der nächsten Woche noch fertiggestellt. Bis dahin wird in einem gesonderten Abschnitt mit gestellten Zwischenwänden geimpft. Es werden durchschnittlich etwa sieben medizinische und etwa sieben Personen aus der Verwaltung tätig sein. Die Ärzte werden nach Bedarf über die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns abgerufen.

Die Parkplatzfrage
Mit der Miete hat das Landratsamt auch die Hoheit über die meisten der Parkplätze. Von den 54 Parkplätzen sind sechs nicht im Mietvertrag enthalten, weil sie zu den Wohnungen beziehungsweise zum Taekwondo-Studio gehören, heißt es im Landratsamt auf Nachfrage. Und: "Wir werden auf jeden Fall Parkplätze für die Impfwilligen und die Mitarbeitenden vorhalten." Ob alle benötigt werden, lasse sich derzeit noch nicht sagen.
Da niemand die Zukunft von Corona kennt, liegt auch im Dunkeln, wie es mit dem Impfen weitergeht. Es könne durchaus sein, dass alle Parkplätze für das Impfzentrum benötigt werden. Bei der Lohrer Spessarttorhalle seien im Dezember und Januar alle Parkplätze nötig gewesen. Man werde beobachten, wie sich die Lage entwickelt und danach entscheiden.
Parkplatz wichtig für Arztpraxis
Bisher galt auf dem Parkplatz eine Höchstparkdauer von einer Stunde, und zwar montags bis freitags von 8 bis 20 Uhr sowie samstags von 8 bis 16 Uhr – geregelt über die Parkscheibe. Außerdem gab es einen Behindertenparkplatz. Obwohl der Parkplatz zum EP-Medienland gehörte, konnten Autofahrer ein Knöllchen von der städtischen Verkehrsüberwachung kassieren. Denn es gab eine Überwachungsvereinbarung zwischen dem damaligen Eigentümer und der Stadt Karlstadt, weil die Parkplätze zunächst von Dauerparkern belegt gewesen seien. Die gegenseitige Regelung habe den Besitzer des EP-Medienlands unterstützt, so die Stadt. Im Gegenzug durften die Parkplätze kostenlos von der Öffentlichkeit genutzt werden, zum Beispiel auch wenn die Fahrzeugführer zum Arzt oder zum Einkaufen gegangen sind. Auf Nachfrage heißt es aus der Stadtverwaltung, die Stadt habe dem Landratsamt das Angebot gemacht, weiterhin so zu verfahren.
Eine Allgemeinärztin hat in der Nähe dieses Parkplatzes ihre Praxis. Bürgermeister Michael Hombach hat in der jüngsten Stadtratssitzung erklärt, sie sei auf ihn zugekommen, weil praxisnahe Parkplätze für ihre Existenz wichtig seien. Eine große Anzahl der Patienten sei aufgrund des Alters und wegen ihrer Erkrankungen auf einen nahegelegenen Parkplatz angewiesen. Dem Vernehmen nach wurde zwischen ihr und dem Landratsamt zwischenzeitlich eine Lösung gefunden.
Sie verweist aber darauf, dass es für andere Praxen und Geschäfte von Nachteil wäre, würden am Mainkai Parkplätze wegfallen. Diese sind in der Diskussion, seit beim Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK) eine Aufwertung des Mainufers vorgeschlagen wurde. Bei der Mobilitätswoche im vergangenen Jahr wurde am Mainufer ein "Pop-up-Weg" eingerichtet, um zu zeigen, wie es wäre, könnte man direkt am Ufer entlanggehen.
Später einmal Wohnbebauung
Das Landratsamt hat das EP-Medienland für ein Jahr angemietet – mit der Option auf Verlängerung. Wie es später einmal mit dem Grundstück weitergehen könnte, wurde ebenfalls in der jüngsten Stadtratssitzung angesprochen. Der neue Eigentümer habe signalisiert, dass er irgendwann einmal eine Wohnbebauung anstrebe.
Das Impfzentrum ist zu folgenden Zeiten geöffnet: Dienstag, Donnerstag, Freitag von 9 bis 13 und von 14 bis 17.30 Uhr, Mittwoch von 12 bis 15.30 und 16.30 bis 19.30 Uhr, Samstag von 9 bis 14 Uhr.