
Dreiraum-Wohnungen in Sachsen, Baugrundstücke in Berlin, eine ehemalige US-Funksendestelle im Spessart: Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) zeigt auf Onlineportalen ein breit gefächertes Angebot an Inseraten. Das Grundstück im Weiler Breitsol auf dem Geiersberg liegt auf Bischbrunner Gemarkung an der Grenze zum Landkreis Aschaffenburg und ist derzeit wohl die außergewöhnlichste Immobilie im Portfolio der BImA.
Konkret steht "Breitsol 3" zum Verkauf, ein knapp 6000 Quadratmeter großes Grundstück mit einem Betriebs- und einem Generatorengebäude im Nordwesten der Waldlichtung. Noch bis zum 15. Januar können Interessierte ein Gebot abgeben. Den Zuschlag erhält, wer den höchsten Kaufpreis zahlt. Von der Pressestelle der BImA heißt es: "Das Interesse an der Liegenschaft ist groß. Es haben bereits mehrere Besichtigungen mit Kaufinteressenten stattgefunden." Damit sei die Resonanz größer, als erwartet, sagt der für den Verkauf zuständige Christian Boll am Telefon.
Gemeinde Bischbrunn sieht keinen Mehrwehrt
Wie hoch der Kaufpreis sein wird, sei schwer abzuschätzen, erklärt ein Pressesprecher. "Das hängt letztlich nicht ganz unmaßgeblich davon ab, wie die Immobilie zukünftig genutzt werden soll." Bei dieser Entscheidung hat auch die Gemeinde Bischbrunn mitzureden. Die Immobilie liegt im Außenbereich des Gemeindegebiets. Dort gibt es keinen Flächennutzungs- oder Bebauungsplan. Bürgermeisterin Agnes Engelhardt sagt: "Eine Überplanung bringt für unsere Gemeinde keinerlei Mehrwert".
Im Gegenteil: Würde die Gemeinde dort – rein hypothetisch – ein Wohngebiet gestatten, würde das eine aufwendige und teure Planung verursachen und weitere Verpflichtungen nach sich ziehen, etwa dass Rettungskräfte den Ort in kürzester Zeit erreichen könnten, oder dass dort Schulbusse verkehren müssten.
Geplant waren unter anderem eine Christbaumplantage, Windräder und ein Baumwipfelpfad
Drei Teil-Grundstücke wurden in der Vergangenheit bereits verkauft, heißt es von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Zwei, die mit je einem Funkturm bebaut sind, werden bis heute durch Telekommunikationsunternehmen genutzt. Die andere Fläche, das südlich gelegene Grundstück "Breitsol 2", wurde 1998 verkauft.
Die Eigentümer hätten gerne eine Gastronomie eröffnet oder eine Christbaumplantage auf dem Grundstück betrieben, so Engelhardt. Es gab auch Pläne, dort Windräder, Photovoltaikanlagen und einen Baumwipfelpfad zu errichten. Ein Bürger meint, gar von einem geplanten Swingerclub gehört zu haben. Die Bürgermeisterin erklärt: "Der ursprüngliche Bau war privilegiert". Ein solches Bauvorhaben ist eine festgesetzte Ausnahme, zum Beispiel für Funkmasten, Kläranlagen oder zur Stromerzeugung. Denn eigentlich schreibt das Baugesetzbuch vor, dass der Außenbereich vor Zersiedelung geschützt werden solle.

Vom Landvermessungspunkt zum Funkerstützpunkt
Um 1805 herum war der Geiersberg, mit 586 Metern die höchste Erhebung im Spessart, ein wichtiger Messpunkt der bayerischen Landesvermessung. Später wurde das Gelände von der Reichswehr genutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg betrieb die US-amerikanische Armee den Ort als Funkstation. Deren Funkmast habe als Verstärkerantenne zwischen den Standorten Offenbach und Darmstadt gedient, erklärt Agnes Engelhardt. Dieser Mast stand auf dem derzeit zu verkaufenden Grundstück und wurde im Jahr 2006 zurückgebaut, heißt es im Verkaufsexposé.
Der Zustand des Betriebsgebäudes aus dem Jahr 1939 und des Generatorenhauses (1938) wird als schlecht eingestuft. Ein unterirdisch verbauter Heizöl-Tank, in dem bis zu 16.000 Liter Diesel zum Antrieb der Generatoren gelagert waren, gehört ebenfalls zum Angebot. Gebäude und Grundstück sind "von jeglicher Ver- und Entsorgung getrennt". Die elektrische Installation entspreche nicht mehr den Regeln der Technik, ein Anschluss an das öffentliche Wassernetz bestünde nicht, die Sanitäreinrichtungen wurden stillgelegt.

Keine Altlasten aber Asbest
Bedingt durch die langjährige Nutzung durch das Militär habe man befürchtet, dass sich Kampfmittel auf dem Grundstück befinden. Dies habe sich nicht bestätigt, heißt es in den Verkaufsunterlagen. Lediglich bei einer Schadstoffuntersuchung an den Gebäuden habe man asbesthaltige Materialien und Teerklebstoffe (Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe, PAK) gefunden.
Im Jahr 1996 hatten die US-Streitkräfte begonnen, die Grundstücke und Gebäude an den Bund zurückzugeben, heißt es von der Pressestelle der BImA. Die jetzt zu verkaufende Fläche sei seit der Rückgabe durch die US-Streitkräfte sei sie ungenutzt gewesen.