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Uettingen
Edeka in Uettingen ja oder nein? Infoabend zum Bürgerbegehren zeigte, dass noch viele Fragen zu dem Projekt offen sind
Die Initiatoren des Bürgerentscheids stellten am Mittwoch ihre Argumente gegen den Supermarkt vor. Die wichtigsten Punkte: Flächenversiegelung, Überschwemmungsgefahr und Verkehrsbelastung.
Rund 140 Menschen kamen zu der Infoveranstaltung der Initiatoren des Bürgerbegehrens gegen den geplanten Edeka in Uettingen.
Foto: Katrin Amling | Rund 140 Menschen kamen zu der Infoveranstaltung der Initiatoren des Bürgerbegehrens gegen den geplanten Edeka in Uettingen.
Katrin Amling
 |  aktualisiert: 11.09.2024 02:36 Uhr

Am 15. September dürfen die Uettinger in einem Bürgerentscheid abstimmen, ob die Pläne für einen Edeka am Ortsrand Richtung Remlingen weiterverfolgt werden sollen oder nicht. Initiiert haben das Bürgerbegehren Peter Schleßmann, Sandra Meckelein und Georg Behon. Warum sie gegen das Projekt sind, erklärten sie am Mittwochabend rund 140 Interessierten in einer teils hitzigen Diskussion in der Aalbachtalhalle.

Die Rahmenbedingungen des Projekts dürften dem Publikum nicht neu gewesen sein: Auf einer Fläche von circa 11.500 Quadratmetern soll direkt neben der B 8 ein Edeka mit Getränkemarkt und Tankstelle sowie Bäckerei und Café gebaut werden. Investor ist die Firma Rosbo aus Würzburg, die bereits vergleichbare Projekte in der Region realisiert hat. Das Grundstück ist aktuell im Besitz der Gemeinde. Bürgermeister Edgar Schüttler erhofft sich von dem Verkaufspreis von circa 500.000 Euro einen Zuschuss für die klammen Gemeindefinanzen, speziell für den Bau eines neuen Kindergartens.

Die größten Kritikpunkte der Initiatoren des Bürgerbegehrens sind die Flächenversiegelung, der mangelnde Hochwasserschutz sowie die zusätzliche Lärm- und Verkehrsbelastung, die sie durch einen neuen Einkaufsmarkt befürchten. Ein weiteres Argument: Der Ort hat bereits zwei Supermärkte, eine Tankstelle, Bäcker und Metzger.

Gefahr von Überschwemmungen durch Starkregen

Sie kritisieren vor allem, dass die Ackerfläche versiegelt werden soll. Dadurch fehle Fläche, auf der Wasser versickern könne, das wiederum zu neuem Grundwasser werde. Auch würde sich dadurch das Risiko von Überschwemmungen bei Starkregen erhöhen. Zwar muss mit dem Edeka-Markt ein Regenrückhaltebecken gebaut werden. Laut Peter Schleßmann fange dieses Becken jedoch nur das Wasser der neu versiegelten Fläche auf, nicht das der Umgebung. Das Gebiet ist bei Starkregen von Überschwemmungen gefährdet, 2017 stand die Remlinger Straße unter Wasser.

Die Fläche, um die es geht: Das Grundstück am Ortsrand Richtung Remlingen will die Gemeinde für den Bau eines Edeka an den Investor Rosbo verkaufen.
Foto: Katrin Amling | Die Fläche, um die es geht: Das Grundstück am Ortsrand Richtung Remlingen will die Gemeinde für den Bau eines Edeka an den Investor Rosbo verkaufen.

Auch die Veränderung des Ortsbilds, die der Bau mit sich bringen würde, stört die Initiatoren. Ralf Höfer, Bauingenieur und Teil des Bürgerbegehren-Teams, erklärte, dass an der Unterführung der B 8 bis zu vier Meter hohe Stützwände geplant seien, der Edeka könne bis zu zehn Meter hoch werden. Das sei allerdings die maximal zulässige Höhe, noch sei nicht klar, ob die auch ausgereizt werde, hieß es Ende Juli von Rosbo. "Wir sind nicht grundsätzlich gegen einen Edeka, aber das ist die am wenigsten geeignete Fläche in Uettingen", meinte Höfer.

Kritik: Uettingen hat bereits eine Tankstelle

Auch in der geplanten Tankstelle sehen sie keine Verbesserung zu der bereits vorhandenen am anderen Ortsende. Laut Investor soll die neue Tankstelle vor allem auf E-Mobilität ausgerichtet sein. Solange aber die meisten Autos noch Verbrenner seien, werde es eine "normale" Tankstelle mit E-Lademöglichkeiten sein, so der Investor Ende Juli.

Insgesamt wurde deutlich, dass noch viele Fragen zu dem Projekt offen sind. Die Gegner des Projekts lasten das vor allem der Gemeinde und dem Investor an, die entweder keine Informationen herausgeben wollten oder noch keinen Plan hätten. Beispielsweise zu der Ampel, die auf der Bundesstraße durch die Abbiegespur Richtung Markt erforderlich wäre. Laut Schleßmann sei dafür mit Kosten von circa 300.000 Euro zu rechnen.

Ob die der Investor oder die Gemeinde trage, sei noch offen. Die Bürgerbegehren-Unterstützer zweifeln deshalb an, ob von dem Verkaufspreis des Grundstücks noch viel für die Gemeinde übrig bleibe. Auch Bürgermeister Schüttler konnte darauf keine Antwort geben, da man dazu noch keine konkreten Abmachungen mit dem Investor habe. Er gehe aber nicht davon aus, dass die Gemeinde so eine hohe Summe zahlen müsse.

Bürgermeister: Projekt noch ganz am Anfang

Schüttler nutzte die Gelegenheit, um nochmal deutlich zu machen, dass man in den ersten Zügen des Projekts stecke. Die Gemeinde sei dabei, den Vorentwurf des Bebauungsplans zu entwickeln, der sei dann eine Grundlage für Gespräche mit dem Investor. Seine Hauptmotivation: "Die Gemeinde hat zwei Millionen Euro Schulden und der neue Kindergarten kostet 3,6 Millionen. Wir brauchen jeden Cent die nächsten Jahre." Das führte zu einer Diskussion über die möglichen Fördersätze für Kitas, bis schließlich jemand aus dem Publikum rief, dass es jetzt hier aber nicht um den Kindergarten gehe.

Wie schon bei der Infoveranstaltung der Firma Rosbo Ende Juli lehnte der Großteil der Redner aus dem Publikum das Projekt ab. Einzig ein ortsansässiger Landwirt kritisierte lautstark die Aussage von Georg Behon, dass mit dem Verlust der Ackerfläche auch wertvolles Getreide verloren gehe. Die 1,3 Hektar seien im deutschland- und europaweiten Vergleich lächerlich, meinte er. Er wäre eigentlich ganz froh, wenn der Edeka gebaut würde.

Wie funktioniert die Abstimmung?

Auf dem Stimmzettel erwartet die Uettinger am 15. September folgende Frage: "Sind sie dafür, dass der Beschluss des Gemeinderats vom 13.9.2023 zur Ausweisung eines Sondergebiets 'Einzelhandel an der B8' durch Aufstellung eines Bebauungsplans und Änderung des Flächennutzungsplans, der den Bau eines Vollsortimenter Edeka-Marktes und einer Tankstelle ermöglichen soll, aufgehoben wird?" Wer "Ja" ankreuzt, stimmt gegen das Projekt. Abgestimmt werden kann von 8 bis 18 Uhr im Gemeinderaum der Aalbachtalhalle.
Quelle: kaa
 
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  • Georg Ries
    Rosbo interessieren nicht die Uettinger, sondern lediglich die Rendite des Projektes. Das ist deren einzige Motivation! Falls das wirklich gebaut wird, muss Rosbo alle Kosten tragen, auch die Ablösung des künftigen Unterhalts an der Staatsstraße. Sicher nochmal ein sechsstelliger Betrag! Der Gemeinde sei angeraten die entsprechenden Verträge klar und deutlich zu formulieren!!
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  • Klaus B. Fiederling
    das ist aber auch das einzige Plus was mir gerade zu Edeka einfällt.
    Problemfall: 8 km im entfernten Neubrunn und in Wenkheim 12 km ist bereits eine Edeka.
    In Wenkheim eine sehr sehr große und gute !! Edeka Uettingen: Schlechte Zukunftsprognosen!
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  • Klaus B. Fiederling
    pro&contra:

    contra: Was braucht Uettingen noch einen 3. Markt? Denke 3 Märkte in Uettingen haben schlechte Überlebenschancen. Denke das dürfte auch allen Uettingern klar sein. Einer von dreien wird langsam vor sich hinvegitieren. Am Ende kommt dann das aus.
    Nochmals ne Bäckerei? Uettingen hat schon 2 Backfilialen der Bäckerei Kachel aus Remlingen, die sehr gut gehn und sehr gute Ware haben. Was braucht man da noch eine 3. Bäckerei die ebenfalls den beiden Filialen Kundschaft wegnehmen wird.
    E-Autotankstelle: Frage: wieviele Autofahrer haben in Uettingen und Umgebung bereits E-Autos? So manche haben ein geeignetes Kabel wo sie von zu Hause ihren eigenen Strom abzapfen können.
    Günstiger sind nachwievor die ollen Benziner. E10Preis heute übrigens schon lange nicht mehr so günstig: 1,57 Euro an Neubrunner Tankstelle zwischen 18 und 20.00 Uhr!!
    Einzige Plus was für einen Edekamarkt wäre: evtl. die Frischfleisch-Theke. Das Fleisch und die
    Wurst bei Edeka sind alles sehr gut.
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