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Gemünden
E-Autos parken in Gemünden künftig kostenlos: Stadtrat stimmt zähneknirschend zu
Stadträte hinterfragten, ob Gemünden dieser Bevorzugung von Elektroautos zustimmen müsse. Bürgermeister und Ordnungsamtsleiter machten klar, dass die Stadt keine Wahl hat.
Der kostenpflichtige Parkplatz in der Mainstraße direkt an der Gemündener Altstadt.
Foto: Björn Kohlhepp | Der kostenpflichtige Parkplatz in der Mainstraße direkt an der Gemündener Altstadt.
Björn Kohlhepp
 |  aktualisiert: 22.03.2025 02:32 Uhr

Es war eigentlich nur eine nötige Formalie, aber im Gemündener Stadtrat hat die Sache dennoch für Diskussionen gesorgt: Elektroautos sollen in Bayern künftig kostenlos parken dürfen, was in Gemünden eine Parkgebührenordnung nötig macht. Und zwar dürfen E-Autos mit einem "E" am Ende des Kennzeichens ab 1. April 2025  auf allen öffentlichen Parkplätzen in Bayern bis zu drei Stunden kostenlos stehen, was E-Autos attraktiver machen soll.

"Ich kann mir das nicht vorstellen, dass das zur Voraussetzung wird oder zum Zwang", sagte Stadtrat Ferdinand Heilgenthal (SPD), der betonte, dass er selbst ein E-Auto fahre. Die Stadt Gemünden habe doch die Hoheit über ihre eigenen Parkflächen. Ordnungsamtsleiter Tobias Stich aber sagte, dass die Sache "definitiv verpflichtend" sei. "Da kommen wir auch nicht drum rum." Stich zufolge gibt es eine Einschränkung auch für E-Fahrzeuge: Wenn auf einem Parkplatz die Höchstparkdauer nur eine oder zwei Stunden beträgt, dann dürften auch Elektroautos nur eine oder zwei Stunden kostenlos parken.

Ausschlaggebend ist das E-Kennzeichen

Heilgenthal kritisierte, dass auch sogenannte Plug-in-Hybride, also Mischwesen mit Verbrennungsmotor und E-Antrieb, dann kostenlos parken dürften, obwohl das Ladekabel oft unbenutzt im Auto liege und die Fahrzeuge nur mit dem Verbrennermotor führen. Ausschlaggebend ist laut Stich das E-Kennzeichen. Wenn ein Hybridfahrzeug ein solches habe, dürfe es künftig kostenlos parken. Für ausländische Fahrzeuge ohne E-Kennzeichen gebe es eine Plakette.

"Wenn wir nicht müssen, sollten wir das nicht tun", ließ Heilgenthal nicht locker. Dann könnte es sein, dass ein Fußkranker weiter weg auf der Lindenwiese parken müsse, weil E-Autos die altstadtnahen Parkplätze belegen.

Lippert: Stadt muss zustimmen, "ob uns das passt oder nicht"

"Das kostet uns im besten Fall Einnahmen", sagte Bürgermeister Jürgen Lippert. "Wir haben jedoch die Verpflichtung, gesetzlichen Regelungen zu folgen, ob uns das passt oder nicht." Wenn Gemünden das nicht regeln würde, gäbe es ein Problem mit der Verfolgung anderer Parkverstöße. "Ich will uns", so Lippert, "nicht in die Bredouille bringen, einen rechtsfreien Parkraum zu schaffen."

Klaus Strohmenger pflichtete Heilgenthal bei: "Ich finde das einen Witz." Die Regelung der Staatsregierung sei aus seiner Sicht für Ballungsräume gedacht. Wie Heilgenthal sieht er eine Ungleichbehandlung von E-Autos. Damit würden die kostenlosen 15-Minuten-Kurzzeitparkplätze, durch die die Altstadt attraktiver gemacht werden sollte, zunichte gemacht. "Nicht jammern, E-Autos kaufen", befand Robert Lampert (CSU).

Keine Kartenzahlung angedacht, dafür kommt demnächst Parkster

Wolfgang Remelka (BfB) hatte eine Nachfrage zum Passus, dass die Parkgebühren je angefangene Stunde einen Euro betragen. Bedeute das dann beim Drücken der 15-Minuten-Brötchentaste, dass man bei 16 Minuten gleich einen Euro zahlen müsse? Nein, es gehe in 5-Cent-Schritten, so Stich. Die Parkautomaten blieben unverändert.

Und Hans-Joachim Schüßler (Öko-Kreis) fragte, ob künftig auch Kartenzahlung angedacht sei. Lippert sagte dazu, dass künftig elektronisches Bezahlen mit dem Smartphone über den Anbieter Parkster möglich sein solle. "Wir denken nicht daran, Kartenzahlung möglich zu machen, das ist vollkommen unwirtschaftlich."

Schließlich stimmte der Stadtrat mit 19:1, mit einer Gegenstimme Heilgenthals, für die Parkgebührenordnung mit dem Passus für E-Autos.

 
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  • Roland Rösch
    Meinen diese visionären das sich jetzt wegen freien parken jemand ein E-Auto kauft ? Was drängt der sogenannte demokratische Staat dem Bürger noch auf um ihre Ziele zu erreichen die unsinnig sind. Freuen wird sich fürs Freie parken für diejenigen die sich solche teure Spielzeuge leisten können. Die meisten können sich halt diese teuren Spielzeuge einfach nicht leisten .
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  • Dietmar Eberth
    Die Neuzulassungen von E-Autos haben schon lange die Dieselzulassungen überholt.
    Neuzulassungen nach Antriebsart im Februar 2025:
    Diesel 15,8%
    Elektro 17,7%
    https://www.adac.de/news/neuzulassungen-kba/

    Selbst der Baumumarmer Markus Söder liebt E-Autos
    https://www.zeit.de/wirtschaft/2025-01/automobilindustrie-markus-soeder-e-autos-praemie-foerderung

    So ist das mit der Automobilindustrie in Deutschland. Das ist auch Fluch und nicht nur Segen. Andere Länder ohne Automobilindustrie sind da wirklich technologieoffener.

    "In Norwegen sind demnach schon 89,3 Prozent der Neuzulassungen E-Autos, in Dänemark 50,4 Prozent und in Schweden 34,4 Prozent. Auch in den Niederlanden ist bereits jeder dritte Neuwagen ein Stromer. "
    https://ecomento.de/2025/01/06/vcoe-analyse-norwegen-bei-e-auto-anteil-vor-daenemark-und-schweden-europas-spitzenreiter/

    Wo sie Recht haben, die deutsche Autoindustrie hat jahrelang gepennt und nur teure E-Autos im Angebot. Aber VW bringt schon 2027 ein "Volkswagen"-E-Auto
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  • Michael Zink
    "Die Neuzulassungen von E-Autos haben schon lange die Dieselzulassungen überholt."

    Aber doch wohl nur, weil auch Hybridfahrzeuge die noch keinen Meter elektrisch gefahren sind als E-Autos zählen.
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  • Dietmar Eberth
    Bitte ADAC-Artikel lesen.

    Ich zähl die Hybrid auch nicht, aber das sind im Februar zusätzlich 28,6%. Die 17,7% Elektro sind 100%ige E-Autos.
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  • Christof Bretscher
    Wenn in Bayern ein Gesetz bestünde, dass alle öffentlichen Parkplätze für E-Autos kostenfrei sind, muss das ein Stadtrat nicht eigens beschließen-„ob er wolle oder nicht“. Es ist meines Wissens lediglich vom Ministerrat beschlossen. Ein Stadtrat müsste dann eine rechtliche Auseinandersetzung mit der Landesregierung in Kauf nehmen?
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  • Dietmar Eberth
    "Damit würden die kostenlosen 15-Minuten-Kurzzeitparkplätze, durch die die Altstadt attraktiver gemacht werden sollte, zunichte gemacht."

    Wie man sieht, auch eine allmächtige CSU kann schlechte Gesetze machen, und das bei einem so simplen Thema wie kostenloses Parken von E-Autos. LOL
    Ärgerlicher wird es dann schon bei Aiwanger mit seiner Zwangsbeteiligung der Kommunen an den Windkraft-Erlösen. Mal sehen, ob auch Aiwanger nicht auf die Kommunen hören will.
    https://www.br.de/nachrichten/bayern/kommunen-wollen-keine-zwangsbeteiligung-an-windkraft-erloesen,UenkldE

    Wahnsinn, und das von der CSU: "Nicht jammern, E-Autos kaufen", befand Robert Lampert (CSU).
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  • Dietmar Eberth
    "Dann könnte es sein, dass ein Fußkranker weiter weg auf der Lindenwiese parken müsse, weil E-Autos die altstadtnahen Parkplätze belegen."

    Lösung: Einfach mehr Parkplätze als Behindertenparkplatz ausweisen
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  • Dominik Temming
    Hör mir auf, dann haben wir Verhältnisse wie in Würzburg. Hier darf man gefühlt nur parken, wenn man behindert oder Anwohner ist oder irgendein Carsharing Auto fährt. Demnächst kommend auch E-Autos dazu. Jede Minderheit bekommt hier Parkplätze auf dem Silbertablet aber die Mehrheit schaut in die Röhre.
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  • Anton Müller
    Wieso überrascht Sie das? So sollte es doch in einer lebenswerten Stadt auch sein, oder?

    Die Mehrheit kann doch einen von tausenden von Parkplätzen auf der Talavera, vor der Residenz(!) oder in einem der zahlreichen Parkhäuser nehmen. Wo ist das ver****** Problem?
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  • Dominik Temming
    Und warum können das nicht Anwohner, Carsharing Nutzer und E-Auto Fahrer auch?
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  • Dietmar Eberth
    Minderheitenschutz?
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  • Edith Kram
    Da wohnen Sie in den von Abgasen verseuchten Innenstädten wegen der kurzen Wege und dem "tollen Flair".

    Und sie sind für "Klimaschutz und Klimawende".

    Nur eben nach dem Sankt-Florians-Prinzip.

    Ja, ich hab sie Dicke. Die Städter, die am Wochenende mit ihren Abgasschleudern aufs Land drängen, mehr Lärm machen als eine Horde Wilder.

    Doch die vom Land will man draußen halten - außer sie kommen mit einem e-Auto.

    Warum nicht also "tabula rasa" machen und rigoros alle Verbrenner aus den Innenstädten verbannen? Auch die der Anwohner.

    Gerhard Fleischmann
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  • Dietmar Eberth
    Sie sind mir etwas zu radikal. Zb auch das parken für Anwohner ändert sich (Beispiel Bonn Verzehnfachung)
    https://www.adac.de/verkehr/recht/verkehrsvorschriften-deutschland/anwohnerparkausweis/

    "Die Städter, die am Wochenende mit ihren Abgasschleudern aufs Land drängen, mehr Lärm machen als eine Horde Wilder."

    Das hab ich bei uns auf dem Dorf noch nie erlebt.
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