Seit dem 1. September ist die neue Energieeinsparverordnung der Bundesregierung in Kraft und auch der Einzelhandel ist davon betroffen. So müssen von 22 bis 6 Uhr die Schaufenster in den deutschen Innenstädten dunkel bleiben, auch Türen und Fenster dürfen dann nicht mehr dauerhaft offenstehen. Alle Maßnahmen dienen dabei einem Ziel: Energie sparen, um die Gasspeicher weiter zu füllen und im Falle eines russischen Gas-Importstopps gerüstet zu sein.
Was bedeuten die Maßnahmen der Regierung für den Landkreis Main-Spessart? Wie wirken sich die gestiegenen Energiepreise auf den Einzelhandel in der Region aus und worauf müssen sich Verbraucher und Verbraucherinnen einstellen?
Maßnahmen stoßen auf Unverständnis
Eine Umfrage zeigt, dass die Einzelhändler und -Händlerinnen in Main-Spessart unter den steigenden Energiekosten leiden. So mache sich ein offener Sonntag laut Géraldine Barrois, Vorsitzende der Werbegemeinschaft Marktheidenfeld, mittlerweile schon bemerkbar. Während früher lediglich Lohnkosten anfielen, schlagen nun Kühlung und Stromkosten zu Buche. Jedoch seien sich die Händler und Händlerinnen "über die Energiekosten sehr gut im Klaren", meint indes Angelika Winkler (Vorsitzende Werbegemeinschaft Lohrer Handel & Gewerbe, Mitglied des Handelsverband Bayerns).
Beide betonen, dass viele Gewerbetreibende schon länger Energiespar- und LED-Lampen oder Zeitschaltuhren nutzten. Auch die Belüftung und Beleuchtung der Verkaufsräume sei auf einem modernen Stand, ergänzt Winkler. Auf Unverständnis stießen eher die Auflagen und Regelungen, "schon wieder wird der Handel bevormundet und ein eigenverantwortliches Handeln abgesprochen", teilt Winkler auf Nachfrage mit.
Das sieht auch Barrois so, "wir sind genug gebeutelt und froh, wenn ein paar Kunden kommen und dann hat man von oben so viele Direktiven." Einsparpotenziale gäbe es in ihren Augen eher an Flughäfen und in größeren Kaufhäusern, trotzdem sollte jeder Gewerbetreibende etwas tun, damit sich die Unkosten nicht summierten.
Schlimmstenfalls drohe eine Pleitwelle. Zwar versuche die Vorsitzende der Werbegemeinschaft Marktheidenfeld optimistisch zu bleiben, doch "drei Mal das Licht ausschalten und zwei Mal die Türe zu machen" werde Schließungen nicht verhindern.
Schaufensterbeleuchtung wird eher abgeschalten
Sowohl in Marktheidenfeld als auch in Lohr werden die Schaufenster ab 22 Uhr dunkel bleiben. Für die Menschen in Marktheidenfeld ändert sich dadurch nur wenig, denn wie Inge Albert, Leiterin Stadtmarketing, Kultur und Tourismus der Stadt Marktheidenfeld, schriftlich mitteilt, schalte die Mehrheit der Einzelhändler und Einzelhändlerinnen generell um 22 Uhr die Schaufensterbeleuchtung ab. Offene Türen seien im Herbst und Winter ebenfalls eher die Ausnahme als die Regel gewesen.
Die Vorsitzende der Lohrer Werbegemeinschaft verweist hingegen darauf, dass an tristen Tagen beleuchtet werden müsse und das "auch in den Abendstunden nach Schließung." Dies diene einerseits der Attraktivität und Sicherheit, sei andererseits aber auch eine Serviceleistung für Kunden und Kundinnen.
Die Sicherheit in der Innenstadt sei nicht gefährdet
Bezüglich der Debatte darüber, ob die Abschaltung der Schaufenster die Sicherheit in deutschen Innenstädten reduziere, stuft Inge Albert vom Stadtmarketing Marktheidenfeld die "subjektive Sicherheit in Marktheidenfeld auch ohne Beleuchtung der Schaufenster als gegeben" ein. Dies bestätigt auf Nachfrage auch die Polizeiinspektion Marktheidenfeld. Bei der Debatte gehe es vor allem darum, wie sicher sich der oder die Einzelne im Dunklen fühle.
"Subjektiv betrachtet fühlt sich jemand sicherer, wenn eine Einkaufspassage oder Fußgängerzone hell beleuchtet ist, das heißt aber nicht, dass wenn es dunkler ist, mehr passiert", erklärt Dienststellenleiter Michael Zimmer und weiter, "die objektive Sicherheitslage verändert sich nicht dadurch, dass die Lichter aus sind". Trotzdem habe er Verständnis, doch Sorgen machen müsse sie niemand, denn die Sicherheit in den Innenstädten sei hervorragend und die Polizei zeige weiterhin Präsenz.