
Inge Albert gibt nicht auf. Beim ersten Treffen des Ausschusses für Stadtentwicklung, Stadtmarketing, Tourismus und Kultur am Dienstag im Rathaus schlug sie vor, die Touristinformation in die Nähe des Alten Rathauses zu verlegen. Es ist ihr dritter Anlauf, schon in ihrem Antrittsjahr 2013 hatte sie die Idee, in Verbindung mit einer Vinothek, in den Stadtrat gebracht. Zwei Jahre später versuchte sie es im Vorfeld des Neubaus der Stadtbibliothek noch einmal.
Den jetztigen Zeitpunkt begründete Albert mit den weiter steigenden Übernachtungszahlen in jedem Monat, obwohl schon vergangenes Jahr mit 72 000 Übernachtungen ein Rekordjahr gewesen sei. Insgesamt 19 Argumente für einen Umzug hat die Liste, die Albert dem Ausschuss vorlegte.
Was spricht für den Umzug in die Alte Schmiede?
Laut Albert würde das Bürgerbüro durch den Umzug der Touristinformation entlastet. Aktuell herrsche Verwirrung bei Touristen und Bürgern, da beide Beratungsstellen im selben Raum sind. "Eine Beratung des Gastes ist aktuell nicht in der erwartbaren Qualität möglich, da diese immer wieder durch den Betrieb des Bürgerbüros unterbrochen wird", sagte Albert. Dass beide Stellen auch noch unterschiedliche Öffnungszeiten hätten, verärgere zudem noch Leute, da zwar der Raum geöffnet sei, man aber nicht bedient werden könnte.
Jede umliegende Stadt vergleichbarer Größe habe eine eigene zentrale Anlaufstelle für Touristen in der Altstadt, sagte Albert weiter. Sie warb zudem für die Alte Schmiede, die ein besonderes Ambiente habe. "Dadurch hätten wir einen 'Showroom', um die Attraktivität der Stadt für Einheimische, Touristen und Investoren sichtbar zu machen."
Stadträte haben Einwände gegen Alberts Vorschlag
Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder befürwortete Alberts Vorschlag. Seit neun Jahren sei die Touristinformation schon im Rathaus. "Der Tourismus ist seitdem gestiegen, es hat sich viel geändert", sagte die Bürgermeisterin. Rad-Touristen würden ihre Räder einfach vor dem Rathaus stehen lassen, reingehen und dann an der Theke stehen.
CSU-Stadtrat Helmut Adam fragte, ob es denn schon eine Kalkulation für die Kosten gebe. Albert antwortete, dass das nicht der Fall sei. Sie geht jedoch davon aus, dass die Besetzung der Touristinformation durch Umschichtung des Personals mit einer geringfügigen Stundenerhöhung möglich sei.
Zweiter Bürgermeister Martin Harth (SPD), lobte die guten Argumente, schlug jedoch vor, die Debatte zwei Jahre nach hinten zu verschieben. "Wir haben dieses Jahr so viel vor der Brust und nach der Wahl gibt es ja einen Personalwechsel", wandte Harth ein. FW-Stadtrat Burkhard Wagner regte an, vor einem Umzug erst mit einer Strichliste zu zählen, ob die Nachfrage den Umzug rechtfertigte. Albert entgegnete, dass hier die Dunkelziffer hoch sei, da viele die Touristinformation nicht finden würden.
Ob und wann der Vorschlag den Ausschuss verlässt und zur Abstimmung steht, wird dann der Stadtrat festlegen.

Albert sieht "verhalten positive Entwicklung" bei Leerstand
141,27 Millionen Euro Umsatz wird der Einzelhandel in Marktheidenfeld in diesem Jahr machen. Das zeigte Inge Albert auf einer Grafik, die auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes basiert. Zudem habe die Stadt im Landkreis noch immer zentrale Bedeutung. Diese Zahlen würden aber leider nicht zeigen, ob der Umsatz in der Stadt oder auf der "grünen Wiese" erzielt wird.
Albert sagte, dass es eine "verhalten positive Entwicklung" bei den gewerblichen Leerständen in der Altstadt gebe. Das Vertrauen zwischen Vermietern und Stadt sei da und sogar gewachsen. Zudem hätten sich mehrere spannende Projekte in den vergangenen Monaten aufgetan. Welche das sind, wollte sie aber nicht sagen. Sie verriet nur so viel, dass es sich um Branchen handle, die es in der Altstadt noch nicht gebe.
Bürgermeisterin Schmidt-Neder stellte fest, dass sich auch der Einzelhandel vor Ort geändert habe, von "Lamentieren zu Agieren". Sie sagte, man müsse mit der Zeit gehen, sonst gehe man mit der Zeit. "Die Aufbruchstimmung ist schön, hoffentlich überträgt sie sich auf die Kundschaft."
Dass sei alles schön und gut, sagte CSU-Stadtrat Helmut Adam. Er wisse jedoch nicht, welche Geschäfte im kommende Jahr noch 141 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften sollten. Das werde man dann kommendes Jahr an den Zahlen sehen, so Albert. Zumindest bei einer großen Leerstands-Fläche, dem ehemaligen Belmodi- und Schuh-Welt-Gebäude, gebe es schon Bewegung. Albert sagte, es würden Gespräche geführt.