
Hochfliegende Pläne präsentierte die Abteilungsleiterin für Stadtmarketing, Kultur und Tourismus, Inge Albert, im Marktheidenfelder Stadtrat. Sie möchte eine städtische Tourist-Information mit einer regionalen Vinothek verknüpfen und beides in der Alten Schmiede in der Altstadt etablieren. Der Stadtrat reagierte zurückhaltend.
Einig war sie sich mit den Räten in der Analyse: Die Tourist-Info im Bürgerbüro soll länger erreichbar sein. Für Albert, die den Tourismus stärken will und ihn als Schwerpunkt für ihr erstes Jahr in Marktheidenfeld erkoren hat, ist eine Verlegung der Tourist-Info in die Altstadt sinnvoll. Synergien verspricht sie sich von der Koppelung mit einer Vinothek, in der sich Winzer der Region präsentieren könnten. Die Idee holte sich Albert vom Regionalmanagement des Landkreises, das eine Informationsfahrt zu Vinotheken im Fränkischen Weinland veranstaltete.
Die Teilnehmer waren eingeladen, Möglichkeiten für eine Vinothek im Main-Spessart-Kreis zu sondieren. Als Standorte gelten wegen der umliegenden Weinlagen Karlstadt und Marktheidenfeld. Auf Nachfrage von Ludwig Keller (Freie Wähler) erklärte Albert, was eine Vinothek ist: Sie sei eine Kommunikations- und touristische Einrichtung, in der Besucher eine Auswahl von Weinen verkosten und in geringer Menge kaufen können. Oft seien sie Sehenswürdigkeiten, die kultivierte Urlauber ansprechen, denen Gesundheit und Nachhaltigkeit ein Anliegen ist. Albert verwendete dafür den aus dem Marketing stammenden englischen Begriff: „Lifestyle of Health and Sustainability“ (LOHAS).
Wichtig sei ein Standort mit hoher Gästefrequenz. Und den glaubt Albert in der Alten Schmiede gefunden zu haben. Für ihre Vision wollte die Tourismus-Chefin vom Stadtrat einen Freibrief: Der Stadtrat sollte sie beauftragen, ein Konzept für diese mit der Vinothek verbundene Tourist-Info in der Altstadt zu erarbeiten.
Doch der Stadtrat bremste. Für CSU-Fraktionsvorsitzenden Christian Menig waren das „zwei, drei, vier Schritte zu schnell“. Ein Umzug der Tourist-Info ging ihm zu weit. Zunächst solle Albert ein Konzept mit Zahlen und Fakten vorlegen, bevor man sich auf diese eine Variante festlege. Menig fragte nach dem erforderlichen Personal, nach den Kosten, nach dem Betreiber, nach den Folgen für das Bürgerbüro. FW-Fraktionsvorsitzender Keller begrüßte zwar Alberts Initiative, hat aber ebenfalls „Probleme mit dem Umzug“. Die Synergie im Bürgerbüro sei gut, allerdings seien die Öffnungszeiten verbesserungsfähig. Michael Müller (FW) hielt eine Vinothek für ein „Highlight“. Ganz anders Karl-Heinz Feser (CSU): „Da sind viele Träumereien im Spiel“, sagte er unumwunden. Marktheidenfeld sei nicht mit den Orten im fränkischen Weinland zu vergleichen. Alberts Initiative hielt er für „maßlos übertrieben“. SPD-Fraktionsvorsitzender Hermann Menig wollte wissen, ob die räumliche Trennung von Bürgerbüro und Tourist-Info mehr Personal zur Folge habe. Er sprach auch einen anderen wunden Punkt an: In Nähe der Alten Schmiede gebe es bereits zwei kommerzielle Vinotheken; denen würde die Stadt dann Konkurrenz machen.
Andrea Hamberger (FW) räumte ein, dass Marktheidenfeld kein Winzerort sei, aber man in der Vinothek die Weinbaugemeinden Erlenbach und Homburg mitvermarkten könne. Um den Tourismus zu forcieren, erfordere das mehr Geld.
Manfred Stamm (CSU) erinnerte daran, dass nach dem Krieg von Marktheidenfeld aus reblausresistente Reben den fränkischen Weinbau wiederbelebt hätten. Somit habe die Stadt ein Alleinstellungsmerkmal. Er plädierte dafür, für eine Vinothek auch Standorte wie leer stehende Geschäfte in der Altstadt zu prüfen.
Helmut Adam (CSU) erklärte, dass es nicht um den Standort, sondern um die Öffnungszeiten der Tourist-Info gehe. Mittwoch- und freitagnachmittags sowie samstags sorgten die geschlossenen Türen für Kopfschütteln bei Gästen der Stadt.
Martin Harth (SPD) regte an, die geplante Bücherei in das Konzept der Tourist-Info einzubeziehen. Vielleicht könne das Personal manche Aufgaben miterledigen. Am Ende stimmte der Rat gegen die Stimme Fesers dafür, dass Albert ein Konzept für eine Tourist-Info erstellen soll, die eventuell mit einer Vinothek in der Altstadt gekoppelt werden kann.