zurück
Arnstein
"Dramatisch gestiegene Kosten": Telekom und GlasfaserPlus brechen Ausbau in Arnstein ab
Bei den Arnsteiner Stadträten und beim Bauamtsleiter sorgte die Entscheidung für viel Unverständnis. Telekom-Vertreter fühlten sich im Stadtrat sichtlich unwohl.
Zwischen Grabenstraße und Cancaleplatz wurden die Glasfaserleitungen verlegt. Einzelne Teile der Stadt sollen aber vorläufig ohne schnelles Internet bleiben.
Foto: Günter Roth (Archivfoto) | Zwischen Grabenstraße und Cancaleplatz wurden die Glasfaserleitungen verlegt. Einzelne Teile der Stadt sollen aber vorläufig ohne schnelles Internet bleiben.
Günter Roth
 |  aktualisiert: 26.05.2024 02:40 Uhr

Bitterböse Kommentare gab es in der jüngsten Sitzung des Arnsteiner Stadtrats. Vertreter der Deutschen Telekom und "DeutscheGlasfaserPlus" teilten mit, dass der vertraglich vereinbarte eigenwirtschaftliche Ausbau für Glasfaser in Reuchelheim, Heugrumbach und in der Kernstadt Arnstein im September abgebrochen und nicht weitergeführt wird. Grund dafür seien die seit Vertragsabschluss dramatisch gestiegenen Kosten für die beiden Unternehmen.

"Für mich ist das ein Hammer und absolut nicht akzeptabel", schimpfte Stadtratsmitglied Johannes Keidel und fügte hinzu: "Wir haben euch nicht gerufen, ihr seid zu uns gekommen und jetzt stellt ihr euch hin und sagt, ihr macht nicht weiter, weil es für euch zu teuer wird." Sein Kollege Martin Fischer setzte noch eins drauf: "Das ist jetzt wirklich dreist. Ihr brecht Verträge, weil ihr in Ballungsgebieten so richtig Kohle machen wollt und vernachlässigt dabei den ländlichen Raum." Der Bauamtsleiter André Danz warf den Firmen vor, die Sahnestückchen abgearbeitet zu haben und die jetzt anstehenden kostenintensiven, wenig interessanten Bereiche einfach wegzulassen.

Firmen im Gewerbegebiet brauchen schnelles Internet

Die aktuelle Situation ist nun die folgende: Der Stadtteil Reuchelheim ist fertiggestellt, in Heugrumbach ist es der Kammerberg, ebenso wie die nördliche Kernstadt am Neuberg. In der Altstadt sind der westliche Bereich um das Einkaufszentrum erledigt und im Süden die Adressen von der Sondheimer Au bis Würzburger Straße sowie der Ölmühl und der Pointstraße. Am Sichersdorfer Berg sind die meisten Häuser angeschlossen, abgesehen von den westlichen Ästen in Richtung Zehntberg.

Noch nicht fertiggestellt sind der Stadtteil Heugrumbach und der mittlere Altstadtbereich, diese Adressen sollen aber ebenso wie die Wernstraße noch bis September erledigt werden. Das Nachsehen haben entsprechend dem jetzigen Stand das Gewerbegebiet "Steinbrünnlein", dessen dortige Firmen auf schnelles Internet angewiesen sind, ferner die Straße "Am alten Schwimmbad" und zuletzt die nordöstliche Achse mit dem Schulgelände und den Straßen am Zehntberg bis hinüber zum Sichersdorfer Berg und zuletzt die Gewerbegebiete in der Michael-Wenz-Straße.

Bürgermeister will weiter ganz Arnstein an das Glasfasernetz anschließen

Stephan Betz von der Telekom und Jan Svobada als Vertreter der "Glasfaser Plus" hatten es vor dem Stadtrat denkbar schwer, die Gründe des Ausstieges zu erklären. Seit dem Vertragsabschluss 2020 hätten sich die Mehrkosten für die Maßnahme unvorhersehbar enorm gesteigert, so Svobada. Da sei einmal die hohe Inflation der letzten Jahre, vermehrte Auflagen und der Umgang mit Bodenbelastungen. Ungünstig seien auch die vielen Reststreifen an den Gehwegen. Insgesamt habe seine Firma einen siebenstelligen Betrag investiert und auch schon weiteres Geld nachgeschoben. Grundsätzlich drängte sich aber der Verdacht auf, dass sich die beiden Manager unwohl fühlten und offensichtlich vor dem Stadtrat die Entscheidung ihrer Konzernleitungen zu vertreten hatten.

Die GlasfaserPlus ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Deutschen Telekom und des IFM Global Infrastructure Fund, einem Australischen Pensionsfund, der beispielsweise auch Großaktionär beim Wiener Flughafen ist und dem Verbindungen auf die Cayman Inseln nachgesagt werden.

Wie geht es nun weiter mit der Glasfaserversorgung in Arnstein? Bürgermeister Franz-Josef Sauer betonte, die Stadt verfolge weiterhin das Ziel, die Gesamtstadt bis 2026 flächendeckend anzubinden, allerdings ohne kommunale Finanzmittel einzusetzen. Zunächst werde aber die gegenwärtige rechtliche Situation juristisch bewertet. Im schlimmsten müssten die Arbeiten für die fehlenden Anschlüsse neu ausgeschrieben werden und öffentliche Förderungen in Anspruch genommen werden.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Arnstein
Günter Roth
Deutsche Telekom AG
Franz-Josef Sauer
Heugrumbach
Inflation
Martin Fischer
Mehrkosten
Reuchelheim
Stadt Hammelburg
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Ralf Eberhardt
    Die Telekom wollte einfach neue Kunden „einfangen“. Anscheinend klappt das nicht somit fehlt diese Kostendeckung in der Planung!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Hans-Martin Hoffmann
    Aus Stuttgart 21 gelernt?

    Das sollte ganz zu Anfang auch (praktisch) nichts kosten, sondern sich aus den Grundstücksverkäufen finanzieren, inzwischen ist man bei ca. 11 Milliarden. Verklagen des Landes BW und der Stadt S auf höhere Beteiligung als seinerzeit vertraglich vereinbart hat (bislang) nix genützt, also wird der DB das Geld jetzt wohl anderweitig fehlen. Wohl dem, der da für sein Projekt eine Kommune als Zahlemann heranziehen kann nach dem Motto "(mehr) Geld her oder Ausbaustopp"...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Rita Wiesner
    Es ist immer noch die Glasfaser Plus ohne Deutsch davor. Selbst wenn die Stadt in den Mitteilungen das ständig falsch schreibt, teilweise sogar ohne Plus, was dann eine gänzlich andere Firma ist, sollte sich spätestens nach der eigenen Erläuterung im Text der Autor daran erinnern das korrekt zu schreiben...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Thomas Weigand
    Da wurde kein Vertrag mit der Stadt geschlossen. Das ist ein eigenwirtschaftlicher Ausbau ohne Finanzmittel der Kommune oder andere Fördermitteln. Es wurde nur eine gemeinsame Erklärung unterschrieben, für einen partnerschaftlichen Ausbau.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Michael Zink
    Ob diese "gemeinsame Erklärung" ein Vertrag ist, hängt vom Inhalt ab. Nicht davon, wer was bezahlt.

    Wenn die Erklärung sinngemäß sagt, A macht Dies und Das, B genehmigt das, dann ist das sehr wohl ein Vertrag, der einzuhalten ist. Und wo grundsätzlich Schadenersatz gefordert werden kann, wenn er nicht eingehalten wird.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Thomas Weigand
    Michael Zink - nein , da steht nicht drin A macht dies und B macht das und schadenersatzpflichtig ist es auch nicht.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Michael Zink
    Ich kenne den Inhalt der Erklärung nicht, anscheinend im gegensatz zu Ihnen. Aber wenn da wirklich nur Rechte für eine Seite stehen und keine Pflichten, dann hat sich die andere Seite schön über den Tisch ziehen lassen ...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Thomas Weigand
    Ja, ich kenn den Inhalt. Da ist niemand über den Tisch gezogen worden. Da sind keine Rechten und Pflichten von keiner Seite drin.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Rita Wiesner
    Ganz so einfach sehe ich das nicht. Der Ausbau hat natürlich auch rechtliche/vertragliche Bestandteile, spätestens bei Genehmigungen. Aber da wird man vielleicht Haare dran spalten können. Zudem hat aber genau diese Zusage dafür gesorgt, dass Arnstein für die besagten Gebiete keine Ausschreibung bzw. Förderung beantragen konnte, welche genau die jetzt geforderten Mittel gebracht hätte...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten