So ein Hupkonzert wie am Freitagvormittag hat Karlstadt wohl noch nie gehört – denn es waren keine Autos, sondern zwei Frachtschiffe, die zur Feier ihrer "Taufe" ihre Hörner erklingen ließen. Unter den Namen "Kerstin" und "Elan" sind die Schiffe der Marktheidenfelder Reederei THG auf dem Main unterwegs und werden wohl vorwiegend Fracht des Karlstadter Zementwerks Schwenk transportieren. Aus diesem Grund fand auch die Schiffstaufe im Karlstadter Industriehafen statt und nicht in Marktheidenfeld, wo die Schiffe ihren Heimathafen haben werden.
THG-Geschäftsführer Christian Hochbein machte deutlich, wie besonders eine solche Schiffstaufe in heutigen Zeiten ist – das gehe nur mit Partnern wie Schwenk. Die beiden Schiffe haben zusammen elf Millionen Euro gekostet und bestehen aus 1300 Tonnen Stahl. Insgesamt können sie 6000 Tonnen Fracht tragen. Jedes Schiff ist dabei mit 1400 PS unterwegs.
Hombach: Schiffstaufe verbinden Menschliches und Technisches
Zu Beginn der Zeremonie ließ Hochbein seinen Schifferkollegen Daniel Gausch nach alter Tradition eine Glocke siebenmal läuten, um Gottes Segen zu erbitten. Diesen Segen brachte zusätzlich Pfarrer Simon Mayer. Angesichts des Regens sei die Menge Weihwasser, die er über den Schiffen verteile, verschwindend gering – der Segen aber umso größer, so Mayer. Er zog Parallelen zu seinem Tagesgeschäft: Er sei schon bei vielen Taufen gewesen und freue sich immer, wenn mehrere Täuflinge gleichzeitig getauft würden, das bringe eine eigene Dynamik.
Bürgermeister Michael Hombach sagte, für ihn verbinde der alte Brauch der Schiffstaufe "das Menschliche mit dem Technischen". Nach einem Rundgang über die beiden Frachter zeigte er sich beeindruckt von der Technik und den gemütlichen Wohnungen, die an Bord für die Crew zur Verfügung stehen. Den Crewmitgliedern drückte er den größten Respekt für ihre Arbeit aus. Die Schifffahrt sei für die Industrie enorm wichtig.
Güterverkehr auf dem Wasser statt auf der Straße
Das unterstrich auch Manfred Goldkuhle, der in Vertretung der Landrätin Grußworte überbrachte. Der Main stehe schließlich schon im Namen des Landkreises, das Wasser und die Schifffahrt seien wichtig für die Wirtschaft und den Tourismus. Es sei auch ein guter Tag für die Umwelt, sagte Goldkuhle, und griff damit auf, was Christian Hochrein zuvor verkündet hatte: dass die Luft aus den Schiffen sauberer herauskomme, als sie vorne hineingehe. Der Vorteil der Schifffahrt sei, dass sie den Güterverkehr weg von den Straßen auf die natürlichen Wasserwege hole, so Hochbein.
Zum Abschluss der Zeremonie konnten die Taufpaten Kerstin Staub und Elenor Zwering die Schiffe taufen und mit guten Wünschen in die Welt schicken. Dazu durften sie – begleitet von standesgemäßer Live-Musik vom Schifferklavier – einen edlen Tropfen an der Außenwand der Schiffe zerschlagen.