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MARKTHEIDENFELD
Disco auf viele Füße stellen: Ideen für ein "Lichtspielhaus 2.0"
Wie kann es eine Zukunft für das Lichtspielhaus in Marktheidenfeld geben? Christian Menig stellte eine ungewöhnliche Idee am Donnerstag in den Räumen des Tanzclubs vor.
Foto: Ralf Thees | Wie kann es eine Zukunft für das Lichtspielhaus in Marktheidenfeld geben? Christian Menig stellte eine ungewöhnliche Idee am Donnerstag in den Räumen des Tanzclubs vor.
Ralf Thees, Redakteur, Main-Post, Redaktion Marktheidenfeld.
Ralf Thees
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:56 Uhr

Die Uhr für das Lichtspielhaus tickt. Am 31. August wird der Tanzclub zum letzten Mal in der Mitteltorstraße in Marktheidenfeld öffnen. Doch aufgeben wollen etliche Jugendliche und Junggebliebene ihr liebgewonnenes Lichtspielhaus nicht. Unter ihnen ist Christian Menig.

Der Stadtrat lud über Facebook am Donnerstagnachmittag ins Lichtspielhaus ein – als Privatperson. „Das Lichtspielhaus steht auf der Kippe“, sagte Menig als Einleitung, „wir wollen hier heute alle diskutieren, wie es weitergehen kann.“ Das es in der Mitteltorstraße endgültig vorbei ist, stellte er auch gleich nochmal klar. Es bringe jetzt auch nicht, zurück zu schauen, sondern nur nach vorne, sagte er. Und dass sich die Freunde des Tanzclubs über die baldige Schließung ärgern und enttäuscht seien, könne er verstehen. Den Anwohnern, die geklagt haben, zu drohen, allerdings nicht, „das bringt doch nichts“, sagte Menig.

Drohungen gegen klagende Anwohner

Tatsächlich wurden diese Anwohner seit der Bekanntgabe des Endes des Lichtspielhauses in der Mitteltorstraße bedroht, sei es anonym telefonisch oder persönlich. Selbst deren Kinder wurden verbal angegangen, wie der Redaktion vor wenigen Tagen berichtet wurde. Das Lichtspielhaus war vom Landratsamt Main-Spessart nie als Discothek genehmigt worden, betonte einer der Anwohner.

Das Landratsamt bestätigte das. Die Genehmigung aus dem Jahr 2004 habe sich auf die Umnutzung des ehemaligen Lichtspielhauses zu einem „Veranstaltungsgebäude für Kabarett-, Comedy- und Tanzveranstaltungen“ bezogen, teile Holger Steiger, Pressesprecher des Landratsamt, mit. „Wir wussten dass das ein Grenzfall war. Es gab im Nachgang keine anderslautende Genehmigung“, so Steiger. Vor dem Hintergrund, dass ein Umzug in den neuen Hagebaumarkt im Raum stand, hätten sich die Anwohner auf den Übergangsvorschlag der reduzierten Öffnungstage eingelassen. „Nach dem gescheiterten Umzug war dies keine Option mehr“, so Steiger.

Blick nach Vorne - Richtung Hagebaumarkt

Das alles sei jetzt Vergangenheit, die man ruhen lassen sollte, sagte Christian Menig an diesem Donnerstag im Lichtspielhaus, es komme jetzt darauf an, in die Zukunft zu schauen. Und dafür präsentierte eine grobe Idee, die er vorab schon mit Lichtspielhaus-Betreiber Sascha Beeger besprochen hatte – und mit Helmut Viering.

Der Mit-Bauherr des Haugebaumarkts war ebenfalls anwesend und erklärte kurz die Situation eines Disconeubaus, an den die Baugenehmigung des Baumarkts gekoppelt war. Beeger sei damals als potenzieller Betreiber der neuen Disco abgesprungen, da er die zu erwartenden Kosten nicht stemmen konnte. „Das haben wir respektiert“, sagte Viering. Anfang diesen Jahres gab es einen neuen Versuch zwischen Hagebaumarkt und Lichtspielhaus, und wieder schreckte Beeger finanziell davor zurück. Einen anderen möglichen Betreiber hätte man trotz langer Suche nicht gefunden. Genehmigungen, Baupläne und die Erschließung, das alles sei aber schon vorhanden. „Wir könnten morgen anfangen zu bauen“, erklärte Helmut Viering, es fehle nur ein Betreiber. „Wir nehmen unsere Verpflichtung der Stadt gegenüber aber ernst.“

Beeger, Viering und "Wir"

Nun könnte der Idee Christian Menigs nach aber wieder Bewegung in den das Projekte Lichtspielhaus am Hagebaumarkt kommen. Oder „Lichtspielhaus 2.0“, wie Menig als Arbeitstitel sagte. Seine Idee sei noch nicht ausgegoren und dabei müsse noch viel verändert werden, sagte Christian Menig.

„Lichtspielhaus 2.0“ ruht der Idee nach auf drei Säulen. Zum einen auf dem Hagebaumarkt, auf dessen Gelände die Disco geplant ist. Zum anderen auf Sascha Beeger, der die Inneneinrichtung der neuen Disco für geschätzte 350 000 Euro finanzieren, dazu die laufenden Kosten, die Pacht der Grundstücksfläche und die Miete der Parkplätze. „Das ist das, was Sascha stemmen muss“, sagte Menig. Und die dritte Säule wurde in seiner Präsentation mit „Wir“ bezeichnet. „Das seid ihr alle hier“, erklärte Menig den knapp hundert Besuchern des Lichtspielhauses an diesem Donnerstagnachmittag.

Spätere Rückzahlung an Investoren 

Sein Gedanke ist, dass die geschätzten 700 000 Euro für die Finanzierung des Disco-Neubaus durch Investoren leisten zu lassen. Man könnte dafür eine GbR gründen. „Keiner kann das alleine, wir müssen das auf viele Füße stelle“, meint Menig. Ab 10 000 Euro, so seine Idee, könnte man einsteigen, für zwei Prozent Zins. Mit je mehr Geld man dabei sei, desto mehr Zinsen gebe es, in seinem Rechenbeispiel für 50 000 Euro fünf Prozent Zinssatz. „Zwei Prozent und aufwärts ist mehr, als man heutzutage normalerweise bekommt“, sagte Menig, erklärte aber auch gleich die Einschränkung: die Teilhaber müssten sich vertraglich verpflichten, die ersten Jahre auf die Rückzahlung zu verzichten, sonst würde das dem neuen Lichtspielhaus wenig bringen. „Ob das dann drei, fünf oder sechs Jahre später ist, das müsste man sich noch überlegen“, sagte Christian Menig.

Hilfe durch Ideen, Geld, Wissen und Leistungen

Überlegen müsse man grundsätzlich noch sehr viel, das schöne Wort eines „Überleger-Kreises“, der sich nun finden müsste, prägte Menig spontan an diesem Nachmittag. Seine Idee ist erst noch eine grobe Skizze. Damit der Plan aufgeht, brauche es die Ideen und Mithilfe aller. Es brauche Investoren, aber auch Leute, die mögliche Investoren suchen. Auch wer sich beispielsweise in Steuer- oder Vertragsrecht auskenne, solle gerne mitarbeiten.

Unterstützt werden könne das Projekt auch von Baufirmen und Handwerksbetrieben, sagt Menig, „jeder, der kaum eine Gewinnspanne haben will, kann mitarbeiten“. So könne man die Kosten drücken. „Wir müssen keine Ausschreibung machen“, erklärte er, „an Baufirmen können wir aus der Region nehmen, wen wir wollen.“ Dass das „Lichtspielhaus 2.0“ zur nächsten Laurenzi-Messe schon fertig ist, das bezweifelte Menig. Er habe mit dem Büro Redelbach gesprochen, das meinte, ein Jahr sei für das Projekt schon „sehr sportlich“. Aber schon jetzt soll mit den konkreten Überlegungen und der Suche nach Investoren begonnen werden.

Emotionen mitnehmen

Auf die Frage eines Besuchers, ob nicht die Stadt Marktheidenfeld das Projekt unterstützen könne, antwortete Christian Menig – obwohl er nicht als Stadtrat da sei, wie er betonte –, dass er sich das kaum vorstellen könne, da es ein privatwirtschaftliches Unternehmen sei. Aber vielleicht sei eine Unterstützung durch andere Leistungen denkbar. Auch Ideen von Spendenaktionen oder Crowdfunding-Aktionen warfen Besucher in den Raum.

"Wichtig ist, dass wir diese Emotionen heute mitnehmen", sagte "Lichtspielhaus-Prokurist" Kevin Klingenmeier, "denn dann kann es weitergehen. Den Landkreis weiter attraktiv zu halten, liegt jetzt bei uns".  

 
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