
„Wir haben alles versucht, bis zuletzt gekämpft, um unser und euer Lichtspielhaus zu erhalten. Wir müssen und können uns diesbezüglich rein gar nichts vorwerfen. Am Ende lagen die Dinge leider nicht mehr in unserer Hand.“ – Aus den Sätzen in der Pressemitteilung hört man die Frustration des Tanzclubbetreibers Sascha Beeger heraus. Die Tage des Lichtspielhauses in Marktheidenfeld sind gezählt, zum 1. September schließt der Club.
Gegenklage zögerte das Ende hinaus
Nach dem gescheiterten Versuch einer Sperrzeitverlängerung Anfang 2014 und dem für das Lichtspielhaus positiven Verhalten von Seiten der Stadt und des Stadtrats Marktheidenfeld sei der Druck dreier Anwohnerfamilien trotz deutlich reduzierter Öffnungstage nicht weniger geworden, schreibt Beeger.
Mit der Klage der Anwohner vor dem Verwaltungsgericht hätten diese erreicht, dass das Landratsamt Main-Spessart die Nutzung in den Nachtstunden ab 22 Uhr bereits seit Anfang Februar untersagt habe. Mit wiederum einer – vom Gericht nur teilweise akzeptierten – Klage seitens des Lichtspielhauses hätte man die Untersagung noch einige Monate hinauszögern können. Nun bleibe dem Lichtspielhaus nichts anderes übrig, schreibt Beeger, als sich ab September der untersagten Nutzung nach 22 Uhr zu beugen.
Vorwürfe an manche Anwohner
In Richtung der klagenden Anwohner findet Beeger harte Worte. Sie hätten „eine über 14 Jahre aufgebaute Existenz wissentlich und gezielt zunichte gemacht“, schreibt der Tanzclubbetreiber. Das Lichtspielhaus sei stets bereit gewesen, gemeinsame Lösungen zu finden. „Uns gegenüber vermittelten sie, es sei nichts zu beanstanden. Sprachen und handelten aber hinter unserem Rücken gegen uns“, behauptet Beeger.
In der Pressemitteilung betont Beeger aus seiner Sicht, „dass die mehrheitlichen Anwohner der Mitteltorstraße wesentlich toleranter waren und es auch sind“. Dafür sprach er seinen Dank aus.
Das Lichtspielhaus sei viele Kompromisse eingegangen, um eventuelle Lärmbelästigungen so gering wie möglich zu halten, was erhebliche finanziellen Einbußen bedeutet hätte. Auch eine Verlagerung innerhalb Marktheidenfelds sei an den behördlichen Auflagen, enormen Investitionskosten sowie vielen Differenzen gescheitert. Gespräche, um eine zufriedenstellende Lösung zu finden, hätten nichts gebracht.
Aus nicht in Worte zu fassen
„Das Alles hat in den letzten Jahren sehr viel Kraft und Energie gekostet und das jetzt bevorstehende Aus ist eigentlich nicht in Worte zu fassen“, schreibt Sascha Beeger. Nun sei ein über viele Jahre aufgebautes Stück Kultur der Stadt und des Landkreises zerstört worden.
Es sei „traurig und beängstigend“, was aus Marktheidenfeld im Laufe der Zeit geworden sei, so Beeger in der Pressemitteilung. Bei fast jeder öffentlichen Veranstaltung gäbe es Beschwerden von den Bewohnern. Es sei nur eine Frage der Zeit, behauptet er, bis es in der Stadt überhaupt keine Veranstaltungen mehr geben werde.
„Seniorenstadt Marktheidenfeld“
Marktheidenfeld entwickle sich zu einer für die Jugend unattraktiven „Seniorenstadt“, so die Pressemitteilung, und würde nicht mehr auf die Jugend und Junggebliebenen setzen. „Was hält die jungen Leute nach ihrer Ausbildung oder nach ihrem Studium hier noch?“, fragt Beeger und glaubt, bald werde es heißen: „Marktheidenfeld – da ging?s dir mal gut“.
Letzter Tanz am 31. August
Auf die über 14 Jahre Lichtspielhaus würden Beeger und sein Team trotzdem „sehr positiv, glücklich und dankbar“ zurückschauen, wenn auch mit zwei weinenden Augen. Dank der zahlreichen Besucher hätten sie einen Ort geschaffen, schreibt Beeger, welcher sich über die Grenzen des Landkreises hinaus einen positiven Namen gemacht habe. „Wir werden viel Zeit brauchen, um das zu realisieren und zu akzeptieren.“
Das Lichtspielhaus wird am Freitag, 31. August, das letzte Mal seine Tür zum Tanz öffnen.
Kleiner Schwenk nach Karlstadt. Vor 30 Jahren ein totes Kaff mit einem Zementwerk.
Heute ist komischerweise immer was los in "Karscht". Ob Kulinarische Meile oder sonst eine Veranstaltung. In "Karscht" ist immer was geboten. Ist eigentlich die selbe Infrastruktur wie "Hädefeld".....Fußgängerzone usw. eigentlich identisch. Dort wohnen auch Menschen ü. 50/60/70. Und ich glaube nicht das es da immer ruhig zugeht. Woran liegt es? Schwere Frage.....ein Nehmen und ein geben. Marktheidenfeld geht es in zehn Jahren wie Gemünden.....und alle fragen sich warum
Niemand wohnt in Marktheidenfeld wegen des Lichtspielhauses. Hier wird ein Bild gezeichnet, das nicht stimmt. Auch Senioren sind kein Übel sondern Menschen, die in jahrelanger Arbeit unseren Wohlstand aufgebaut haben. Die ständigen Versuche mit dem Begriff "Seniorenstadt" etwas Negatives ausdrücken zu wollen sind unwürdig.
Hätten alle, die jetzt mit dem Finger auf Anwohner zeigen sich an einfache Regeln gehalten, wäre es mit Sicherheit nicht soweit gekommen. Das Lichtspielhaus schließt wegen der (paar wenigen!) Gäste, die sich 14 Jahre lang nicht zu benehmen wussten. Schlägereien, Lärm, Sachbeschädigungen und Körperverletzungen. Beeger und sein Team haben sicherlich etwas ändern wollen. Meiner Ansicht nach aber nicht aus Selbsteinsicht, sondern weil der Druck höher wurde.
Ich verstehe die Enttäuschung und ohne LSH wird sicher etwas fehlen. Aber die Schuld bei den Anwohnern zu suchen ist zu einfach. Man sollte zuerst vor der eigenen Haustür kehren.