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Marktheidenfeld
Digitales Kataster soll helfen: Wie sicher sind Marktheidenfelds Bäume?
Durch das neue, digitale Baumkataster sollen die Bäume im Stadtgebiet und in den Stadtteilen und ihr Zustand besser im Blick behalten werden. So läuft es konkret.
In Marktheidenfeld werden alle Bäume in ein digitales Baumkataster aufgenommen. Für den Bereich zuständig ist Philipp Reinfurt (links) vom städtischen Bauhof, die Ersterfassung aller Bäume macht Martin Holzheuer vom Sachverständigenbüro Peter Klug aus Gammelshausen.
Foto: Lucia Lenzen | In Marktheidenfeld werden alle Bäume in ein digitales Baumkataster aufgenommen. Für den Bereich zuständig ist Philipp Reinfurt (links) vom städtischen Bauhof, die Ersterfassung aller Bäume macht Martin Holzheuer vom ...
Lucia Lenzen
 |  aktualisiert: 22.05.2023 02:26 Uhr

Sie ist rund 100 Jahre alt, so hoch wie das Brandenburger Tor und ihre Krone spannt sich auf 16 Metern gen Himmel auf: Die Rede ist von der ersten Rosskastanie am Mainkai in Marktheidenfeld. Wer ganz nah an ihren ein Meter dicken Stamm tritt, entdeckt es vielleicht. Seit diesem Jahr hat der alte Baum eine neue Nummer. Hintergrund ist das neue digitale Baumkataster, das die Stadt seit Ende 2022 forciert. Dabei werden die bisher nur auf Papier verzeichneten Bäume im Stadtgebiet in ein digitales System übertragen. Mitverantwortlich für das Projekt ist Philipp Reinfurt vom städtischen Bauhof. Zusammen mit Martin Holzheuer vom Sachverständigenbüro Klug aus Gammelshausen (Lkr. Göppingen), der die Ersterfassung der Bäume macht, erklärt er, was hinter dem Kataster steckt und wie es den Marktheidenfelder Bäumen geht.

Wofür ist ein Baumkataster gut?

Generell gibt es kein Gesetz, das eine Stadt oder Gemeinde dazu verpflichtet, ihre Bäume regelmäßig zu kontrollieren. Aber: Wenn etwas passiert, ist der Baumbesitzer oder die Besitzerin haftbar. Bisher wurden die Bäume im Stadtgebiet deshalb auch schon begutachtet und das dokumentiert – allerdings per Handzettel, die dann in viele dicke Aktenordner kamen, erläutert Philipp Reinfurt. Mittlerweile gilt diese Papierform als veraltet und nicht mehr rechtssicher. Die digitale Erfassung schon, da das verwendete Programm nicht manipulierbar ist. 

Welche Bäume werden kontrolliert?

Kontrolliert werden alle Bäume im Stadtgebiet sowie in den Stadtteilen Marktheidenfelds. Das sind derzeit 2413 Bäume. Mit die ältesten sind dabei wohl die Rosskastanien am Mainkai, rund 500 ganz junge Bäume findet man im neuen Gewerbegebiet Söllershöhe. 

Im Baumkataster notiert: Durch die Kronensicherung in der Rosskastanie Nr. 51 am Mainkai wird verhindert, dass sich die Äste bei Wind zu stark nach außen biegen und brechen.
Foto: Lucia Lenzen | Im Baumkataster notiert: Durch die Kronensicherung in der Rosskastanie Nr. 51 am Mainkai wird verhindert, dass sich die Äste bei Wind zu stark nach außen biegen und brechen.

Was wird genau kontrolliert?

Martin Holzheuer kümmert sich derzeit um die Ersterfassung der Bäume. Mit einem Handy, auf dem das System aufgespielt ist, steht er bei den Rosskastanien am Main und erklärt, was er macht. Nachdem er jedem Baum eine neue Identifikationsnummer gegeben hat, geht es an die Beurteilung: Baumart, Name, Alter, Anschrift, sichtbare und relevante Schäden. Bei der Rosskastanie fallen Holzheuer leichte Verletzungen der Wurzeln durch Überlaufen oder das Mähen auf. Dadurch, dass am Mainkai stets viel los ist, ist der Boden hier verdichtet und die Nährstoffaufnahme erschwert. "Der Baum wird sich durch sein Alter aber daran gewöhnt haben", so Holzheuer. Ein Blick in die Baumkrone zeigt, dass diese mit Seilen verbunden ist. "Das bremst die Maximalbewegung des Baumes bei Wind aus und soll dem kompletten Ausbruch eines Astes vorbeugen", erklärt der Experte. Ebenfalls wichtig: Wie gabelt sich der Baum? So sind sogenannte V-Vergabelungen instabiler, weil die Äste aneinander drücken und so leichter brechen.

Was passiert nach dem Baum-Check-Up? 

Ist ein Baum kontrolliert und sichernde oder pflegende Maßnahmen sind notwendig, wird eine Baumpflege in Auftrag gegeben. "Was genau gemacht werden soll, teilen wir der zuständigen Firma mit", erläutert Phillip Reinfurt. An diesem Tag ist die Baumpflege Dietz aus Bessenbach am Main (Lkr. Aschaffenburg) unterwegs. Die Winter-Linden-Sorte, in der eine Mitarbeiterin gerade mit Schnittschere und Säge unterwegs ist, wächst zu pyramidenförmig und bildet dadurch zu steile Triebe. "Diese können dann wiederum miteinander konkurrieren und so unerwünschte Entwicklungen verstärken", so Reinfurt.  

Bereits beurteilt und in der Nachpflege: Die Winter-Linde am Radweg am Main mit der Nr. 93. Weil sie zu steile Triebe bildet, werden konkurrierende Äste entfernt. Das macht die Firma Dietz Baumpflege aus Bessenbach.
Foto: Lucia Lenzen | Bereits beurteilt und in der Nachpflege: Die Winter-Linde am Radweg am Main mit der Nr. 93. Weil sie zu steile Triebe bildet, werden konkurrierende Äste entfernt. Das macht die Firma Dietz Baumpflege aus Bessenbach.

Wie oft wird kontrolliert?

Sind alle Bäume im System, wird hieraus ersichtlich, in welchen Intervallen welcher Baum kontrolliert werden muss. So muss ein älterer Baum oder ein sogenannter Schadbaum zirka jedes Dreivierteljahr einer neuen Regelkontrolle unterzogen werden. Bei jungen Bäumen kann der Zeitraum auch schon einmal länger sein.

Wie geht es den Marktheidenfelder Bäumen nach den letzten Hitzesommern?

Insgesamt haben auch die Bäume in Marktheidenfeld unter den Auswirkungen der Hitzesommer gelitten, erläutert Philipp Reinfurt. Insbesondere ältere und geschwächte Bäume waren stark betroffen und zeigen deutliche Anzeichen von Stress und Trockenheitsschäden. Insofern sei das Kataster für die Zukunft ein wichtiger Baustein, den Zustand der Bäume zu erfassen und so im Überblick zu haben. 

 
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