Keine Gäste mehr, keine Buchungen, der Großteil der Mitarbeiter in Kurzarbeit: Pit Kallmeyer, Geschäftsführer der Burg Rieneck, sieht Jugendherbergen und Begegnungsstätte für Jugendliche wegen Corona in einer existenzbedrohenden Situation. "Wir werden über Monate hinweg nicht öffnen können. Es ist unrealistisch, dass dieses Jahr noch etwas läuft", sagt Kallmeyer, der die Einrichtung im Sinngrund leitet, welche die Bundeszentrum des Verbandes Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP) ist und die in normalen Zeiten häufig als Herberge bei Klassenfahrten genutzt wird. Träger der Burg Rieneck ist das gleichnamige Bildungs- und Erholungswerk.
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Im Augenblick hat die Burg mit ihren 137 Betten keine Gäste, von 22 Beschäftigten sind nach Kallmeyers Angaben etwa zwei Drittel in Kurzarbeit. Weitere könnten folgen, wenn diese Überstunden abgebaut haben. Ferner wurde zwei Mitarbeitern, die ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolvierten, gekündigt, weil keine Gäste mehr da waren, mit denen sie pädagogisch arbeiten konnten.
Staatliche Hilfen bis Ende Juli
"Der Staat hat sich bereit erklärt, bis Ende Juli 60 Prozent der Einnahmeausfälle zu übernehmen. Aber keiner weiß, was da alles noch gegengerechnet wird", erklärt Kallmeyer. Außerdem gebe es zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Regelung, wie es nach dem 31. Juli weitergehe. Will heißen: Planungssicherheit existiert zurzeit nicht, zumal auch eine leer stehende Burg gewaltige Kosten verursache. Schließlich müsse das Gebäude ja weiter beheizt und instandgehalten werden.
"Die Auswirkungen der Krise werden uns noch bis ins Jahr 2021 beschäftigen. Auch durch die riesige Angst, die ausgelöst worden ist, ist das Geschäftsmodell Jugendherberge extrem gefährdet", erklärt Kallmeyer. "Wenn wir im nächsten Jahr nicht die Kurve kriegen und weiter keine Einnahmen haben, ist hier der Bestand gefährdet."
Jugendherbergen und - begegnungstätten seien gegenwärtig in einer besonders schwierigen Lage, meint der Burgleiter. Damit Hotels oder Ferienwohnungen wieder öffnen könnten, sei es sicher möglich, Abstandsregeln umzusetzen. Anders bei den Jugendeinrichtungen: "Es geht um Hygienemaßnahmen, aber halten Sie mal eine Schulklasse mit 30 Leuten auf Abstand. Man geht doch auf Klassenfahrt, um zusammenzusein", gibt Kallmeyer zu bedenken.
Und auch wenn der Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder, der in der Burg sein Bundeszentrum unterhält, Teil der evangelischen Jugendbewegung ist, macht sich Kallmeyer keine Hoffnung auf Unterstützung durch die Kirche, die seiner Auffassung nach selbst in den kommenden Monaten mit ausbleibenden Einnahmen zu kämpfen haben werde. "Wir erhalten keine zusätzliche Förderung durch die evangelische Kirche", macht Kallmeyer klar. Unterstützung habe es in der Vergangenheit bei Baumaßnahmen gegeben, aber nicht bei der Finanzierung des laufenden Betriebs.
Schlimmstenfalls, so meint Pit Kallmeyer, könnte es auf eine Schließung der Burg Rieneck als Jugendeinrichtung hinauslaufen. In solch einem Fall, so sei es vertraglich geregelt, würde die Burg zurück an den Freistaat Bayern fallen. So bliebe nur die vage Hoffnung, dass der Freistaat dann irgendwie helfen würde, um nicht selbst ein kostenintensives Objekt unterhalten zu müssen.