Die Jugendherberge Lohr ist seit Donnerstag geschlossen. Wie der Landesverband Bayern des Deutschen Jugendherbergswerkes (DJH) mitteilt, erfolgte die Schließung sämtlicher 58 Häuser in Bayern auf Anordnung des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege "als unmittelbare Auswirkung auf die aktuellen Entwicklungen rund um das neue Coronavirus". Für die Schließung sind zunächst vier Wochen anberaumt
"Die in diesem Zusammenhang notwendige Vereinbarungen sowie Maßnahmen, etwa im Kontext Kurzarbeit, werden entsprechend umgesetzt", heißt es in einer Pressemitteilung des Verbands. Für Gäste stehen die Servicestellen zur Klärung von Buchungs- und Stornierungsfragen weiterhin zur Verfügung.
Der März war noch ruhig: 158 Übernachtungen waren gebucht, immerhin nur die Hälfte fiel weg. Anders der April: mit 1175 Übernachtungen konnte Goldbach rechnen, 108 davon sind übrig geblieben – vorausgesetzt, am 19. April ist das Gröbste überstanden und die Herberge wird wieder geöffnet. Für das Haus im Brunnenweg ist das ein herber Rückschlag, befindet es sich nach der Zäsur vor drei Jahren, als es als Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge genutzt worden war, gerade wieder im Aufwind. Die Anmeldezahlen für April waren mehr als dreimal so hoch wie die im April des Vorjahres.
Was bleibt Goldbach übrig zu tun? Kurzarbeit für seine sechs Helfer (alle in Teilzeit), Schriftkram erledigen, Präsenz in den sozialen Medien zeigen und "auf baldige Entspannung der Lage hoffen".
Burg Rothenfels sagt auch Tagungen ab
Die Burg Rothenfels ist ein so genanntes Partnerhaus des Deutschen Jugendherbergsverbands, getragen von der „Vereinigung der Freunde von Burg Rothenfels". Darüber hinaus ist sie auch noch Tagungshaus. Als Jugendherberge ist auch für sie eine vierwöchige Schließung angeordnet.
Bereits vor dieser Entscheidung hatte der Vorstand der Vereinigung der Freunde von Burg Rothenfels entschieden, zwei unmittelbar bevorstehende Tagungen abzusagen. Die Teilnehmer und Referenten wurden persönlich informiert, heißt es auf der Homepage der Burg Rothenfels.
Tausende Übernachtungen gehen flöten
"Auch zur Ostertagung werden wir nicht in gewohnter Weise Gäste auf der Burg empfangen dürfen", teilt der Vorstand mit. "Alternativ arbeiten wir daran, Impulse zu Ostern in einer digitalen Form bereitzustellen." Die angemeldeten Gäste würden per Mail und über die Homepage informiert. "Zwischen Palmsonntag und Ostern ist die Burg mit knapp 300 Leuten ansonsten immer voll", verdeutlichte Michael Hombach, der wirtschaftliche Leiter auf Nachfrage der Redaktion.
Mit Ostern beginnt für gewöhnlich auch die Hauptsaison. Immerhin richtet das Bildungswerk im Jahr 50 eigene Tagungen aus. Wie es damit umgeht, "werden wir in den nächsten Tagen entscheiden", so Hombach.
Vereine, Firmen, Schulklassen – das sind ansonsten die Gäste. Allein die vierwöchige Schließung kostet über 400 Übernachtungen. Schlimmer noch: Die Stornierungen reichen schon bis in den Oktober hinein. "Wir haben stündlich einen neuen Stand", stöhnt Hombach. "Das ist mehr als schmerzhaft." Viele der knapp 50 Beschäftigten auf der Burg bauen aktuell Überstunden ab.
Totalausfall Hessen
Ein Totalausfall sind die Schulklassen aus Hessen, nachdem das Land Hessen Klassenfahrten für den Rest des Schuljahres untersagt hat. "Hessen ist ein wichtiger Gast für uns", sagt Hombach. Das gilt ähnlich für Burg Rieneck, bestätigt Pit Kallmeyer, der Burgleiter des dortigen Hauses. Baden-Württemberg hingegen habe Klassenfahrten nicht verboten, sondern nur empfohlen, sie nicht anzutreten.
Träger der Burg Rieneck ist das gleichnamige Bildungs- und Erholungswerk. "Das ist eine knifflige und missliche Lage", fasst Kallmeyer zusammen. Zwar dürfte das Haus mit seinen 137 Betten durchaus solche Gäste beherbergen, die nicht "touristische" Gründe haben. "Wir sagen deshalb nicht, dass wir geschlossen haben."
Absagen bis in den Juli hinein
Aber allein im März haben schon 13 Gruppen ihre Aufenthalte gestrichen. Im April wären die meisten der 137 Betten belegt gewesen, führt Kallmeyer aus. Für acht Tage hatten sich 100 junge Musiker aus ganz Europa angesagt, fünf weitere Tage ebensoviele angehende Jugendleiter aus ganz Hessen zu einem Ausbildungsseminar. Alles storniert. Auch im Mai und im Juni wäre die Burg fast voll ausgebucht gewesen. Die Hälfte der Gruppen haben schon den Rückzieher gemacht. "Wir haben Absagen bis in den Juli hinein", bedauert der Burgleiter.
Die meisten der 20 Beschäftigten hat Kallmyer nach Hause geschickt – überwiegendend Teilzeitkräfte für die Küche und Reinigung. Er selbst hält mit zwei weiteren Hauptamtlichen die Stellung um "den Schaden zu verwalten", wie er sagt. Dazu gehört unter anderem, Kurzarbeitergeld zu beantragen. Ausgerechnet jetzt, wo die Burg durchsaniert sei "und alles klasse sein könnte", jetzt, wo Kredite bedient werden müssen, bleiben die Gäste aus, steht die Liquidität in Frage. Die Situation aus Sicht von Kallmeyer: "Absolut existenzgefährdet."
Auch die Benediktushöhe Retzbach, eines von drei Bildungshäusern des Bistums Würzburg mit 80 Betten und sechs Seminarräumen, bleibt vorerst bis 19. April geschlossen. Die bis dahin angesetzten Bildungsveranstaltungen des Vereins Forum Soziale Bildung Benediktushöhe wurden abgesagt.