
Der Forstbetrieb Hammelburg der Bayerischen Staatsforsten hatte eingeladen, und viele, viele kamen. Nach sechs Jahren Projektlaufzeit und mehreren Grabungskampagnen wurde der Archäologische Park Kloster Elisabethenzell, genannt Einsiedel, der Öffentlichkeit präsentiert.
„Dank an alle Helfer, Unterstützer und Förderer bei der Grabung“, sagte Daniel Zippert, Leiter des Forstbetriebs Hammelburg, der das Gelände betreut. „2011 hat es hier noch ganz anders ausgeschaut“, erinnerte sich Reinhardt Neft, Vorstand der bayerischen Staatsforsten. Anders als heute bedurfte es damals noch besonderer Kenntnisse, um zwischen Bäumen und Sträuchern einen Ort zu entdecken, der zu Besuchern spricht. Der Einsatz von mehr als 100 Ehrenamtlichen hat das geändert.
214 Meter Mauern gesetzt
Inzwischen ist eine große Lichtung im Wald entstanden. Tafeln erläutern, was auf dieser Lichtung aus dem Boden geholt wurde. Aus den auf dem Geländen und bei den Ausgrabungen zutage geförderten Sandsteinen wurden später niedrige Mauern gesetzt, die die Grundrisse der Gebäude des früheren Klosterkomplexes deutlich machen. 214 Meter lang sind diese Mauern, informierte Ingbert Roth vom Geschichtsverein in Ruppertshütten. Er hatte die Gründung der Arbeitsgemeinschaft (Arge) Einsiedel im Jahr 2010 angestoßen und damit das Grabungsprojekt ins Laufen gebracht.
„Was wollt ihr hier eigentlich graben? Die Einsiedelei ist weg und über das Kloster wissen wir aus den Urkunden Bescheid.“ So hatten es vorher selbst von Fachleuten geheißen, erinnerte sich Dr. Gerhard Ermischer, der Leiter des Archäologischen Spessartprojekts.
Mehr als 100 ehrenamtliche Helfer
2012 gab es dennoch erste Vorerkundungen. Schon dabei stellte man fest, dass im Boden mehr ist, als ursprünglich gedacht. In Kooperation gingen der Grundeigentümer, die Bayerischen Staatsforsten, das Archäologische Spessartprojekt, das die wissenschaftliche Betreuung übernahm, und die Arge des Geschichtsvereins Ruppertshütten das Grabungsprojekt an, das vom Ministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten aus Mitteln der besonderen Gemeinwohlleistung finanziell gefördert wurde.
Rund 200 000 Euro, zahlreiche weitere Gelder von Sponsoren und etliches an Sachleistungen von Kommunen wurden investiert. Mehrere Sommer lang fanden auf dem Gelände des früheren Klosters Ausgrabungen statt. Schnell hatten sich der Arge geschichtsinteressierte Freiwillige aus umliegenden Orten angeschlossen. „Einsiedel ist für jeden zur Herzensangelegenheit geworden“, verdeutlichte Lorenz Ringel, der Vorsitzende des Ruppertshüttener Geschichtsvereins.
Selbst aus Frankfurt, München oder Freiburg kamen Helfer zu den Grabungskampagnen. Über 100 Ehrenamtliche waren im Einsatz, bilanzierte Ingbert Roth. 18 988 Arbeitsstunden hat er registriert.
„Das Kloster ist wieder sichtbar“
Dass es über die Jahre zwischen den Beteiligten auch Differenzen gab, wurde bei der Präsentation des Archäologischen Parks nicht unter den Tisch gekehrt. Allerdings überwogen klar der Stolz und die Freude über das Erreichte.
Zwischen Auflagen des Denkmalschutzes, der historische Stätten am liebsten unsichtbar und gut geschützt unter der Erde gelassen sieht, und den Wünschen der Ehrenamtlichen, die Funde und die Geschichte Einsiedels der Öffentlichkeit zu präsentieren, habe immer wieder vermittelt werden müssen, bekannte Gerhard Ermischer. Er hofft, dass der Archäologische Park ein Resultat ist, mit dem jeder zufrieden sein kann. „Das Kloster Elisabethenzell und seine Geschichte sind wieder sichtbar.“
Raststation an Autobahn des Mittelalters
Um 1220 entstand an der Birkenhainer Landstraße, der Spessartautobahn des Mittelalters, auf Veranlassung der Rienecker Grafen eine kleine Raststation, aus der dann einige Jahre später das von den Prämonstratensern betreute Kloster Elisabethenzell hervorgegangen ist. Es blühte nur einige Jahrzehnte, bis es 1333 im Rahmen eines Erbschaftsstreits der Rienecker zerstört wurde. Das Gelände wurde noch gut 100 Jahre weiter genutzt, bis der Jahrhunderte dauernde Verfall einsetzte. Spätestens um 1900 hatte der Wald das frühere Kloster geschluckt.
In den zwölf Abschnitten der Grabung wurden 1400 Fundkomplexe gesichert. Rund 150 Objekte, darunter auch Skelette, wurden restauriert. 250 Begräbnisse wurden registriert, erläuterte Grabungsleiter Harald Roßmanitz. 60 von ihnen wurden auch freigelegt. Dokumentiert wurde die archäologische Arbeit auf rund 330 Zeichnungen und 40 Rollen Diafilm.
Bilder aus der Geschichte Einsiedels
Um den Besuchern des Archäologischen Parks Einsiedel auch ohne Führung einen guten Einblick zu geben, habe man einen Zeichner beauftragt, sich in die Geschichte des Ortes einzufühlen, erläuterte Roßmanitz. Auf den Info-Tafeln sind die so entstandenen Bilder aus der Geschichte Einsiedels zu sehen. Es sei nicht einfach, aus Puzzleteilen, die vielleicht fünf Prozent des Bildes ergeben, den Rest zu rekonstruieren, verdeutliche der Grabungsleiter.
Frank Soer, Bürgermeister der Gemeinde Flörsbachbachtal, gleich jenseits der hessischen Grenze, nannte die Ausgrabung in Einsiedel ein Leuchtturmprojekt der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Dieses Beispiel dürfe man gerne auch auf andere Gebiete übertragen.
Angebot für weitere Projekte
Der Landtagsabgeordnete Thorsten Schwab gratulierte im Namen aller bayerischen Politik-Vertreter von Kommunen über Kreis und Bezirk bis zum Land den Ehrenamtlichen zum Ergebnis ihrer Arbeit und dankte für ihren Einsatz.
Staatsforsten-Vorstand Reinhardt Neft machte das Angebot, die Zusammenarbeit, die beim Archäologischen Park am Kloster Einsiedel gut funktioniert hat, anderswo zu wiederholen. Man stehe gerne für weitere solche Projekte in der Region bereit, wandte er sich speziell an Landrat Thomas Schiebel. „Wir haben ein Herz für Denkmäler“, so Neft.



