So manche Überraschung bot sich dem Archäologen Harald Rosmanitz und seinen freiwilligen Helfern, die seit dem 29. Juli wieder nach den Hinterlassenschaften des ehemaligen Klosters Einsiedel bei Ruppertshütten graben. Schicht für Schicht legten sie aus dem Waldboden Mauer- und Fundamentreste frei. Sie stießen dabei auf unzählige Ton- und Glasscherben sowie ebenso auf viele Knochenstücke und legten 13 komplett erhaltene Skelette frei.
Schon jetzt lässt sich sagen, dass durch die dabei gewonnenen vollkommen neuen Erkenntnisse die Geschichte um das sagenumwobene Kloster entlang der Birkenhainer Landstraße neu geschrieben werden muss. Derzeit beginnt die heiße Phase der zweiten Grabungsetappe, wie Ingbert Roth, Vorsitzender des Geschichtsvereins Ruppertshütten, berichtet. „Wir stecken mitten in den Vorbereitungen zum diesjährigen Grabungsfest auf Kloster Einsiedel, am kommenden Sonntag“, so Roth.
Bereits zum zweiten Mal, seitdem die Grabungen im Sommer vergangenen Jahres ins Leben gerufen wurden, findet dieses Grabungsfest statt. „Hierbei wollen wir die Grabungsergebnisse der Öffentlichkeit vorstellen“, erklärt Roth weiter.
Und von diesen gibt es mehr als genug.
So stießen die Grabungshelfer rund um Harald Rosmanitz vom archäologischen Spessartprojekt bereits im vergangenen Jahr auf die Grundmauern einer kleinen Kapelle, sowie eines Wirtshauses und eines daneben liegenden Gebäudes. Auch ein über fünf Meter tiefer Brunnenschacht wurde neben einigen Skeletten freigelegt. Waren bereits damals einige von der Vielzahl der Funde überrascht, überschlugen sich die Ereignisse bei der diesjährigen Grabungsphase gleich zu Beginn.
So stießen die Grabungsteilnehmer innerhalb weniger Tage auf einen Bereich mit mehr als zehn Grabstellen. „Diese Grabstellen sind zwar alle ohne nennenswerte Beigaben“ berichtet Rosmanitz. „Doch die Skelette sind in einem erstaunlich guten Zustand.“ Das Wundersame dabei: unter eben diesen Skeletten befinden sich auch etliche von Kleinkindern. „Das wirft für uns natürlich neue Fragen auf“, sagt Roth.
Neben den Skelettfunden gab es ein weiteres Highlight. Nachdem das Wahrzeichen von Kloster Einsiedel, eine zirka 150 Jahre alte Buche, wegen Sturmschäden gefällt werden musste, entdeckten die Archäologen unter deren Wurzelwerk den Altar der ehemaligen Klosterkirche. Der Altar ist bisher zwar noch nicht freigelegt, doch bereits jetzt kann man seine Konturen gut erkennen.
„Es ist schon verblüffend“, meint Ingbert Roth, „dass die Buche mit ihrem knorrigen Wurzelwerk über 150 Jahre hinweg den Altar umschlungen und so vor dem Zerfall bewahrt hat“.
Ebenfalls freilegen konnte das Grabungsteam einen Großteil der Kirchengemäuer sowie das Fundament einer Begrenzungsmauer entlang der Birkenhainer Landstraße.
„Zwar können wir uns jetzt schon sehr genau vorstellen, wie Kloster Einsiedel tatsächlich ausgesehen haben könnte“, erklärt Roth. „Dennoch haben wir gerade einmal einen kleinen Teil des riesigen Klosterareals freigelegt.“
Um die 70 Hektar soll das Areal um Kloster Einsiedel umfasst haben.
„Es liegt also noch jede Menge Arbeit vor uns“, blickt Roth voraus.
Doch nun freuen er und seine Mitstreiter sich erst einmal auf das Grabungsfest am kommenden Sonntag, hoffen auf gutes Wetter und viele neugierige Besucher.
Grabungsfest am Kloster Einsiedel
Wer am kommenden Sonntag das zweite Grabungsfest auf Kloster Einsiedel besuchen möchte, sollte den Bustransfer nutzen. Ab 9 Uhr fahren die Shuttle-Busse von den Haltestellen am Ruppertshüttener Pfarrheim, der bayerischen Schanz sowie vom Rienecker Marktplatz ab.
Mit einem Dankgottesdienst um 10.30 Uhr wird das Fest offiziell eröffnet. Er findet auf dem Grabungsgelände inmitten der freigelegten Gemäuer statt. Domkapitular em. Prälat Karl Rost wird ihn zelebrieren. Anschließend werden einige Grußworte, unter anderem von Landrat Thomas Schiebel, folgen. Ab 12 Uhr wartet ein leckeres Mittagsessen auf die Besucher.
Neben mehreren Ausstellungen auf dem Klostergelände werden auch die „Milites Teutonici“ ihr mittelalterliches Lager aufschlagen. Von 12 bis 17 Uhr werden archäologische Führungen, geleitet von Projektleiter Harald Rosmanitz sowie Katrin Wrobel, stattfinden.
Für musikalische Unterhaltung werden die Jagdhornbläser sowie die Musikkapelle Ruppertshütten sorgen.
Nähere Informationen zum Fest unter:
www.spessartprojekt.de TEXT: IN