
Einst klapperte sie am rauschenden Bach, um Korn zu dem kräftigen Brot zu mahlen, wie es im Kinderlied heißt. Die Rede ist von der 400 Jahre alten Klappermühle am Weickersgrübener Ortsrand. Heute wird dort kein Getreide mehr gemahlen, dafür versorgt sich die Mühle, die als Wohngebäude dient, teilweise selbst mit Strom aus Wasserkraft. Das 400 Jahre alte Mühlenensemble hat der Gräfendorfer Baumhaushotel-Betreiber Stephan Schulze mit seiner Frau in den Jahren 2000 bis 2006 und zuletzt 2012 bis 2015 luxuriös restauriert. Jetzt steht es für 1,6 Millionen Euro zum Verkauf.
Schulze sagt auf Anfrage, dass der Verkauf private Gründe habe. Er hat auch die fünf Kilometer entfernte Seemühle in Gräfendorf restauriert, neben der sich das Baumhaushotel befindet, und spricht von "viel Aufwand" für zwei Mühlen. Die 25 Hektar der Seemühle seien allein schon eine "Mordsarbeit". Er und seine Frau wurden in einem Artikel schon einmal als "die Retter der Mühlen" betitelt. Wirtschaftliche Gründe habe der Verkauf der Klappermühle nicht. Zwar sei das Baumhaushotel durch den coronabedingten Lockdown "arg gebeutelt", aber es gebe Reserven. "Ich muss die Mühle nicht verkaufen, aber ich habe mich dazu durchgerungen", sagt Schulze.
Gleich vier Gebäude mit insgesamt 526 Quadratmetern Wohnfläche auf fast 1,6 Hektar Grund können erworben werden. Neben dem 221 Quadratmeter großen Haupthaus gehören ein Wohn-Nebengebäude, ein Werkstattgebäude samt Nebengebäuden und ein nahes, 2013 kernsaniertes Zweifamilienhaus, das voll vermietet ist, zum Angebot. Es hätten sich, erzählt Schulze, schon einige Interessenten gemeldet, er habe auch schon Anfragen, ob man nur einen Teil der Gebäude erwerben könne. Theoretisch wäre das möglich, er lasse mit sich über alles reden, sagt er.
Gemauertes Tauchbecken und Pavillon mit Talblick
Am Haupthaus befindet sich ein großzügiger Wintergarten mit freihängendem Kamin, es gibt eine Sauna und einen Fitnessraum, daneben steht ein Arkadengang mit kleinem Backhaus. Als Besonderheit wurde in den vergangenen Jahren ein erhöht gelegener Freisitz mit Talblick und Pavillon errichtet. Auf dem Gelände gibt es mehrere Brücken und Wasserzugänge, darunter ein gemauertes Tauchbecken im Bach.
Der alte Mühlstein wurde durch einen Generator ersetzt, der im Keller des Wohnhauses steht und dort über ein neues Mühlrad Strom erzeugt. Der Gesamtjahresertrag wurde vor 20 Jahren mit 5000 bis 10 000 Kilowattstunden veranschlagt. Die Idee war nicht neu. Schon Mitte des 20. Jahrhunderts, als das Dorf noch nicht an das Stromnetz angeschlossen war, koppelte der damalige Betreiber der Klappermühle einen Generator mit dem Mühlrad, um sein Haus mit Strom zu versorgen. Manch Weickersgrübener mag sich daran erinnern, dass das Licht in der Mühle ständig flackerte: Im Mühlrad fehlten zwei Schaufeln, wodurch der Stromfluss alle paar Sekunden kurz versiegte. Heute wird ein Teil des Strombedarfs aus dem örtlichen Netz hinzugekauft.
Nebengebäude ist ein beliebtes Ferienhaus
Das als "Hexenhaus" bezeichnete 90 Quadratmeter große Wohn-Nebengebäude kann man unter der Woche als Ferienhaus für 170 Euro am Tag mieten, am Wochenende ist es etwas teurer. Früher war das Hexenhaus das Mahlgebäude der Mühle, wo, verbunden über eine lange Welle, das Mühlrad der Klappermühle das dort untergebrachte Mahlwerk antrieb. An rund 100 bis 150 Tagen im Jahr ist die Ferienimmobilie laut Immobilienanzeige auch ohne Airbnb vermietet.
Verkäufer Stephan Schulze sagt über die Klappermühle: "Da ist ganz viel Herzblut reingeflossen." Er will sie in guten Händen wissen. Er könne sich etwa gut eine Familie mit Kindern vorstellen. "Und wenn sich keiner findet", so Schulze, "dann wird auch nicht verkauft."