
Apes, die drolligen dreirädrigen Kleintransporter aus Italien, sieht man in den vergangenen Jahren immer häufiger im Landkreis. Familie Klabouch aus Obersinn hat nun ein Jahr lang in familiärer Gemeinschaftsarbeit eine 30 Jahre alte Piaggio Ape (italienisch Biene) aufwendig restauriert. Dabei stellte sich heraus, dass sie an manchen Stellen so verrostet war, dass nur der Lack sie zusammenhielt, wie es Elke Klabouch formuliert. Den Kastenaufbau bauten sie zu einer Bar um. Zum Ergebnis sagt Tochter Ina: "Wir wollten sie nicht perfekt, sie ist ein Oldtimer und darf noch ein paar Dellen haben." Ursprünglich war das Projekt zum kürzlichen 70. Geburtstag von Hans-Karl Klabouch sowie künftige Familienfeste geplant, aber jetzt können Interessierte die mobile Ape-Bar für Feierlichkeiten aller Art mieten.
Beim Umbau hat es einige Herausforderungen gegeben und viel Tüftelei gebraucht. Aber eine fix und fertig zu kaufen, hätte dem Familienprojekt den Sinn genommen. Hans-Karl, gelernter Kfz-Mechaniker und Forstwirt, zerlegte sie komplett in ihre Einzelteile und baute sie wieder zusammen. Beim Auseinanderbauen der Lenksäule wurde ein Betttuch darunter gelegt, um die einzelnen Kugel der verschiedenen Kugellager aufzufangen. Fein säuberlich hob er alle Teile in beschrifteten Tütchen auf, damit nichts verloren geht. "Das Zündschloss herauszubauen, war eine diffizile Sache", sagt Hans-Karl Klabouch. Videos von Ape-Schraubern erwiesen sich als hilfreich. Manche Teile mussten erneuert werden, statt der einfachen schwarzen bekam sie schicke Weißwand-Reifen.
Hans-Karl Klabouch wurde für den Umbau der Ape zum Tüftler
Wie Daniel Düsentrieb tüftelte er, erzählt seine Familie. Den nur hinten offenen Aufbau musste er für die Seitentüren seitlich aufflexen, was schon deswegen schwierig war, weil das Blech ihm zufolge dünn wie eine Coladose war. Dann musste er Blechstreifen anschweißen, Stoßdämpfer einbauen, damit die offenen Türen oben bleiben, und gegen von oben eindringendes Wasser eine Dichtung anbringen. An manchen Stellen musste er den Aufbau verstärken. "Da gibt er keine Ruh, bevor es nicht komplett gelöst ist", sagt Tochter Ina.

Jeder in der Familie hatte seine Aufgabe. Wohl am aufwendigsten war das Abschleifen des alten Lacks, für das sich die Familienmitglieder mit ihren jeweiligen Teilen in eine Ecke des Familienanwesens zurückzogen. Stundenlang, ja tagelang flexten sie "von früh bis abends" den alten Lack ab, erzählt Tochter Stefanie, von der die Idee für das Projekt kam. Mutter Elke hatte derweil die stundenlange Herkulesaufgabe, mit Terpentin den alten Lack von den Türdichtungen herunterzubekommen.
Die Ape war früher in Reutlingen unterwegs
Ursprünglich dachten die Klabouchs darüber nach, als Familie einen alten VW-Bus herzurichten. Aber ein Bulli war ihnen preislich dann doch etwas zu hoch. Schließlich konzentrierten sie sich auf eine ältere Ape mit nur einem Scheinwerfer. Um eine solche zu finden, die sie sich auch leisten konnten, dauerte es eine Weile. Im Urlaub fand Ina Klabouch schließlich eine passende in Reutlingen, die vom früheren Eigentümer Günter, einem Kult-Verkäufer der dortigen Obdachlosenzeitung Trottwar, zum Ausfahren benutzt worden war. Es musste schnell gehen, Interessenten standen Schlange. Um sie zu holen, mussten die Klabouch-Schwestern im August vergangenen Jahres sogar einen Tag früher aus dem Urlaub heim.

Nachdem Hans-Karl das Gefährt auseinander- und wieder zusammengebaut hatte, war die Spannung groß, ob alles funktioniert. "Im Endeffekt hat alles gepasst", sagt Ina, "er setzt sich rein, dreht den Schlüssel um und sie springt an." Lackiert hätte er sie am liebsten auch selber, aber dafür hätte er ein Lackierzelt gebraucht. "Zum Glück war es schon November und zu kalt", sagt seine Familie. Sonst hätten sie hinterher ein Lackierzelt übrig gehabt, das sie mutmaßlich nie mehr brauchen. Deshalb ließen sie die Lackierarbeiten andere machen.
Wahlweise mit Kaffeemaschine, Glühweintopf oder Jägermeistermaschine
Die äußere Gestaltung machte die Familie, die farbliche Feinabstimmung die Tante. Nach der Zeichnung von Stefanie, die gelernte Bauzeichnerin ist, fertigte ein Bekannter das Regal auf der Ladefläche. In dessen Mittelteil kann nach Wahl eine Kaffeemaschine, ein Glühweintopf oder eine Jägermeistermaschine. Am 66. Geburtstag von Mutter Elke Ende Juni kam die Ape zum ersten Mal zum Einsatz. Ein Onkel baute später noch die Elektrik ein, jetzt kann sie abends auch beleuchtet werden.

Im August, ein Jahr nach dem Kauf, war sie komplett fertig. Seither war sie auch schon vermietet. "DK WunderBAR" haben sie sie genannt – DK wahlweise für "Die Klabouchs" oder "Die kleine". Für einen Einsatz fährt sie die Familie selbst zu den Kunden. Statt zweier schmaler Laderampen, für eine dreirädrige Ape nicht so ideal, haben sie eine passgenau breite Rampe für den Anhänger. Sie hatten schon Anfragen aus Stuttgart oder von hinter Kassel, die sie wegen der langen Anfahrt aber ablehnten. Und jemand wollte sie auch schon kaufen. Aber verkaufen wollen sie "für keinen Preis der Welt", so Ina Klabouch.
Und herumfahren sollen Kunden auch nicht damit. Bei Feiern soll sie nur dastehen und als Bar dienen. Zu einem Einsatz tuckern würden die Klabouchs mit dem Gefährt nur in Obersinn oder höchstens bis Mittelsinn. Ansonsten kommt es auf den Hänger.