
Sparen, Abnehmen, mit dem Rauchen aufhören, Vegetarier werden und eine gesunde Ernährung - das sind statistisch gesehen die häufigsten Neujahrsvorsätze. Die Ernährungsberaterin Annette Büttner aus Zellingen beschäftigt sich schon seit über 25 Jahren mit dem Thema Ernährung. Im Interview erläutert sie, mit welchen Essensfragen und -themen die Menschen in Main-Spessart zu ihr kommen und was sie ihnen raten kann.
Annette Büttner: Mit mehreren Tassen Kaffee, plus noch Tee. Ich muss gestehen, ich bin eine schlechte Trinkerin, da versuche ich meine Reserven morgens schon mal aufzufüllen.
Büttner: Es passt nicht jedes Konzept auf jeden Menschen. Es gibt die, die essen morgens üppig und die, die nichts runter kriegen. Dadurch ist die Ernährung nicht automatisch schlechter. Sondern es kommt mehr darauf an, was esse ich über den Tag, wie häufig esse ich und welche Qualität hat das Essen.

Büttner: Eigentlich nicht. Es gibt unheimliche viele verschiedene Essmuster, natürlich auch einige ungünstige, wie zum Beispiel Menschen, die Dauer-Snacken, also immer wieder Essen ohne Pause.
Büttner: Das sind Menschen mit Übergewicht und den entsprechenden Beschwerden wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung, Fettlebererkrankung, Patienten mit Lebensmittelunverträglichkeiten, Histamin- oder Lactose/Fructose-Intoleranz. Aber auch bei Rheuma kann man versuchen, über die Ernährung die Entzündung zu beeinflussen.
Büttner: Eine Tendenz ist: Es wird mehr auf Unverträglichkeiten getestet. Daneben vermuten die Leute auch immer öfter, sie vertragen manche Lebensmittel nicht. In der Beratung zeigt sich dann aber: Das stimmt gar nicht. Oft sind andere Aspekte ausschlaggebend, die die Menschen nicht auf dem Schirm haben. Zum Beispiel, dass sie zu wenig Ballaststoffe essen und der Darm deshalb nicht gut arbeitet, dadurch entstehen Verdauungsbeschwerden. Die Patienten führen das aber dann auf irgendwelche Lebensmittel zurück, die sie angeblich nicht vertragen.
Büttner: Ich lasse die Menschen ein Ernährungsprotokoll führen. Da kann man sehen, ist das plausibel, ob eine Unverträglichkeit besteht.
Büttner: Vielen Menschen ist nicht bewusst, wie oft sie was Süßes trinken oder an den Kühlschrank gehen und noch ein Stückchen Wurst essen. Deswegen ist es wichtig alles aufzuschreiben, was in den Mund geht. Wichtig ist auch die Motivation. Ob das aus Langeweile passiert oder unter Stress.
Büttner: Eigentlich kann ich 70 Prozent der Sachen, die dort stehen, vernachlässigen. Das meiste sind weiterverarbeitete Lebensmittel. Wenn man sich aber auf die Grundnahrungsmittel beschränkt, ist das Angebot überschaubar. Dazu kommt: Viele Dinge, die die Regale füllen, vermitteln, dass es mehr Probleme im Bereich Essen gibt, als es wirklich der Fall ist. Glutenfreie Lebensmittel, lactosefreie Lebensmittel – da wird suggeriert, dass das ein Riesenproblem zu sein scheint, was aber defacto nicht so ist. Da sollte man immer mit Augenmaß dran gehen. Generell gilt: je kürzer die Zutatenliste, desto besser. Und umso näher ein Lebensmittel an seinem Ursprungszustand dran ist, umso besser.
Büttner: Oft trauen sich die Leute nicht, in den Konflikt rein zu gehen. Oder die Dinge einfach auszuprobieren. Da gibt es eine unheimlich große Hemmschwelle.
Büttner: Ja, ich habe auch zwei Kinder. Da gab es auch die Phase: Es gibt drei Lieblingsgerichte und alles andere ist "bäh". Die Lösung ist aber nicht, dann immer das Lieblingsgericht extra zu kochen. Die Kinder lernen ja auch am Vorbild. Dann gibt es als Alternative eher mal ein Müsli.
Büttner: Eine Diät suggeriert: Ich mache das eine Zeitlang und dann höre ich es wieder auf. Die Einstellung ist im Prinzip schon problematisch. Wenn die Diät erfolgreich sein soll, muss das Bewusstsein da sein, dass ich meine Ernährung dauerhaft umstellen will.
Büttner: Nein, umso weniger radikal, desto besser. Weil das Radikale dazu führt, dass man es nicht durchhalten kann und wieder aufgibt. Weil es womöglich nicht in den Alltag oder die Familienkonstellation passt.
Büttner: Da gibt es verschiedene Formen. Man kann zum Beispiel sagen: Ich esse an fünf Tagen in der Woche normal und an zwei Tagen trinke ich nur und esse Suppen. Oder man verlängert die Ess-Pause über die Nacht in den Morgen hinein. Sodass man ein 12-Stunden-Intervall hat, in dem man nichts zu sich nimmt außer Flüssigkeit. Das kann bei Übergewicht schon hilfreich sein. Weil einfach mal alles verarbeitet wird, was da ist. Wenn ich es schaffe, mich in der restlichen Zeit hochwertig zu ernähren und nicht mit Süßigkeiten zu kompensieren, kann das ein gutes Konzept sein.
Büttner: Diese Menschen fokussieren sich sehr auf gesunde oder vermeintlich gesunde Lebensmittel. Die Betroffenen haben ein eigenes Bild davon geschaffen, was sie für gesund halten und fokussieren sich da völlig drauf. Dadurch geht die Ausgewogenheit meist den Bach runter.
Büttner: Die Leute kommen meist mit ganz anderen Themen. Dann zeigt sich aber schnell, dass es in Richtung Essstörung läuft. In solch einem Fall ist zum Beispiel das Führen eines Ernährungsprotokolls eher kontraproduktiv. Wenn ich den Betroffenen dazu nötige, sich noch mehr auf die Ernährung zu fokussieren. In diesem Fall empfehle ich psychotherapeutische Hilfe.
Büttner: Ich lasse mich da schon auf die Diskussion ein. Allerdings will ich den Leuten nichts überstülpen. Die Entscheidung, wo und welche Lebensmittel ich kaufe, muss letztlich jeder selbst treffen. Das ist ja auch eine Kostenfrage. Ich sage den Leuten aber was zum Thema Lebensmittelqualität. Zum Beispiel, dass bei Fleisch und Milch der Omega-3-Fettsäureanteil in Bioprodukten deutlich höher ist als bei konventionellen Produkten.
Büttner: Ich begleite die Menschen zirka sechs Monate. Wobei ich den Leuten auch immer sage: Sie werden nach dem halben Jahr nicht am Ende sein. Um Gewohnheiten zu ändern, muss man hartnäckig sein.