Rund 400 Besucherinnen und Besucher haben die Band Physical Graffiti gefeiert, die in der Stadthalle Lohr die Musik der britischen Hardrock-Legenden von Led Zeppelin wieder aufleben ließ. Das Quintett ist zurzeit unter dem Motto "A whole lotta Led Zeppelin" auf der Tour 2024 und bietet neben dem Bemühen um Authentizität vor allem eines: zweieinhalb Stunden gute Unterhaltung.
Die 1968 gegründete britische Band Led Zeppelin mit Robert Plant (Gesang), Jimmy Page (Gitarre), John Paul Jones (Bass, Keyboard) und John Bonham (Schlagzeug) gehörte zu den Pionieren des Hardrock und den Vorläufern des Heavy Metal. Mit über 300 Millionen bis heute verkauften Alben ist sie eine der erfolgreichsten Musikgruppen überhaupt. Nach dem Tod ihres legendären Schlagzeugers löste sie sich 1980 auf.
Cover-Band bildet stilistische Bandbreite gut ab
Viele Bands haben sich seither an ihrer Musik versucht. Die 1997 gegründete Combo Physical Graffiti mit Sitz in den Niederlanden gilt als eine der besten. Benannt ist sie nach dem gleichnamigen Led-Zeppelin-Album aus dem Jahr 1975.
Der Engländer Andrew Elt (Gesang), der Ire Dave Harrold (Bass, Mandoline), der Niederländer Daniel Verberk (Gitarre, Geigenbogen, Theramin), der Deutsche Jan Gabriel (Schlagzeug, Percussion) und der Niederländer Remco van Zandvoort (Keyboard) setzen Equipment aus den 1970er Jahren ein. Die Setlist der aktuellen Tour bildet die stilistische Bandbreite des Originals gut ab, das nicht nur ein Wegbereiter des Heavy Metal war, sondern mit Folk, Blues, Ethno-Rock und Psychedelic viele Einflüsse aufnahm.
19 Songs aus allen Led-Zeppelin-Alben mit Ausnahme der letzten beiden spielt die Band in zweieinhalb Stunden ohne Pause. "Since I've been loving you" ist ein fetter Blues, bei "No Quarter" webt Keyboarder Remco van Zandvoort lange psychedelische Klangteppiche. "Over the hills and far away" ist vom Folk beeinflusst.
Minutenlange Soli und ausufernde Instrumentalteile
"Trampled unter foot" weist Funk-Einflüsse auf und wird von Sänger Andrew Elt als "Disco-Nummer" angekündigt. Die Tanzfläche füllt sich mit wild tanzenden Menschen. Bei "Moby Dick" kann Schlagzeuger Jan Gabriel sein Können beweisen. Minutenlange Soli und ausufernde improvisierte Instrumentalteile sind ein typisches Kennzeichen der Musik jener Zeit und heute natürlich überhaupt nicht radiotauglich.
Sänger Andrew Elt trifft die charakteristische hohe Stimmlage von Robert Plant recht gut und kommt dem Vorbild nahe, mit einem Unterschied: "Goldlöckchen", wie der heute 75 Jahre alte und musikalisch nach wie vor aktive Plant genannt wurde, trat stets mit offenem Hemd oder gleich ohne auf. 1970 wurde er deshalb zur "Brust des Jahres" gekürt. Elt dagegen bleibt zweieinhalb Stunden zugeknöpft.
Das Publikum ist durchaus gemischt, von "älteren Semestern", bis zu nicht wenigen Jüngeren. Das muss Andrew Elt überrascht haben, reagiert er doch mit dem Ausruf "I see some f... young people here". Was begeistert an dieser Musik heute noch? Es ist die Energie, die von ihr ausgeht, und die Frische, denn keinem der Songs merkt man an, dass er schon 50 Jahre alt oder noch älter ist.
Publikum konnte sitzen, stehen oder tanzen
Vor zwei Jahren war Physical Graffiti schon einmal in der Stadthalle, vor einem 170-köpfigen Publikum. Dass es diesmal 400 waren, führt Werkleiter Thomas Funck auch auf das Bestuhlungskonzept zurück. Vor zwei Jahren mussten alle stehen, aber wie Funcks Mitarbeiterin Hannelore Steigerwald weiß, wollen viele Besucherinnen und Besucher lieber sitzen.
Heuer konnte man sich beim Kartenkauf Sitz- oder Stehplatz aussuchen. Die aufsteigenden Reihen und das linke Drittel des Saals waren bestuhlt, der Rest war Tanzfläche. Rund 350 Karten gingen schon im Vorverkauf weg. Wie nahe Physical Graffiti dem Original kommt, spielt nach den Zugaben "Kashmir" und "Whole lotta love" keine Rolle mehr. Die Band hat einen tollen Job gemacht und 400 Menschen gut unterhalten. "Was für eine geile Band", sagt ein Besucher beim Hinausgehen.