Die Tage des 1854 in Betrieb gegangenen Schwarzkopftunnels zwischen den Bahnhöfen Laufach und Heigenbrücken (Lkr. Aschaffenburg) sind gezählt. Die Schienen und Schwellen der aufgelassenen Spessartrampe sind schon entfernt, der Tunnel wird komplett verfüllt. Die Arbeiten dazu sind in vollem Gange und sollen im Frühjahr fertig sein. Das Heigenbrückener Portal ist bereits mit einer Betonwand verschlossen, auf Laufacher Seite fahren in einem fort mit Buntsandsteingeröll beladene Laster rückwärts hinein und vorwärts wieder heraus.
„Das ist einfach schade“, sagt Dieter Zöcklein, stellvertretender Vorsitzender der Heigenbrückener Bürger-Initiative Tunnelbau. „Unser Anliegen war, dass der Tunnel offen bleibt und dass man da einen Fahrradweg oder Fußweg durch macht oder vielleicht sogar Autos durchfahren können.“ Aber die Abgeordneten und Bürgermeister hätten sich dafür nicht eingesetzt. Vom Landratsamt habe es geheißen, dass der Unterhalt und die Beleuchtung Millionen verschlingen würden, womit die Idee hinfällig war. „Der Tunnel wäre nie eingefallen“, glaubt Zöcklein.
Abraum aus Falkenbergtunnel kommt in den Schwarzkopftunnel
Neben dem noch offenen Tunneleingang auf Laufacher Seite, bei Hain im Spessart, liegt ein riesiger Haufen aus Buntsandstein und Geröll. Der Berg ist das, was beim Bohren des neuen, tiefer liegenden Falkenbergtunnels an Abraum entstanden ist. Durch den führt die seit Anfang November zweigleisige Neubaustrecke, die den in die Jahre gekommenen Schwarzkopftunnel umfährt. Mit dem Material aus dem Falkenbergtunnel wird nun der rund 930 Meter lange Schwarzkopftunnel verfüllt.
Ein Bagger belädt Lkw auf Lkw. Geschätzt 60 000 Tonnen Verfüllmaterial fahren sie in den Tunnel, sagt der Bernhard Janecek, Leiter der Bauüberwachung. Im Tunnel schiebt eine Raupe mit viel Getöse das Material zusammen, und eine Walze verdichtet es. Eine riesengroße Belüftungsmaschine bläst vom Tunneleingang frische Luft durch einen dicken Schlauch bis dorthin, wo gerade verfüllt wird. Knapp ein Drittel des gesamten Tunnels ist schon dicht. Das Verfüllen sei die letzte Maßnahme auf der Ausbaustrecke Hanau–Nantenbach.
„Den Tunnel kann man nicht offen lassen“
„Den Tunnel kann man nicht offen lassen“, sagt Ingenieur Janecek bei einem Pressetermin. Würde man das tun, bräuchte es ständigen Unterhalt, außerdem alle drei Jahre eine Tunnelinspektion, sagt er. In dem gemauerten Gewölbe wird aber beim Verfüllen der oberste Meter freigelassen, schon alleine, weil es technisch schwierig wäre, diesen Hohlraum noch zu verfüllen. Das freut Fledermäuse. Für die sollen in den beiden Betonwänden an den Tunnelportalen Löcher bleiben.
Der Wasserzweckverband der Aschafftalgemeinden, wozu etwa Goldbach, Bessenbach und Laufach zählen, hat die Gunst der Stunde genutzt und schnell noch eine Wasserleitung durch den Tunnel gelegt, erklärt Janecek. Das Wasser aus Heinrichsthal musste bisher bei Bedarf über den Falkenberg gepumpt werden, jetzt fließt es einfach durch den Tunnel, der bald keiner mehr ist.
Im Tunnel entsprang eine Quelle
Das Wasser einer nicht weit vom Heigenbrückener Portal im Schwarzkopftunnel mündenden Quelle wird über eine Leitung nach draußen und weiter in den Lohrbach geleitet. Früher wurde das in einer Brunnenstube gefasste Wasser bis nach Aschaffenburg zur Versorgung der Dampflokomotiven geleitet, erzählt Rudolf Werner, Kämmerer der Gemeinde Laufach.
Werner erzählt auch, was die Gemeinde mit dem Tunnelportal und dem Gelände davor, das sie erworben hat, vorhat: In Zusammenarbeit mit dem archäologischen Spessartprojekt soll ein 14 Kilometer langer kulturhistorischer Weg zwischen den Bahnhöfen Laufach und Heigenbrücken entstehen. Am denkmalgeschützten Tunnelportal, das man erhalten will, soll eine Infotafel den ehemaligen Schiebelokbetrieb auf der Spessartrampe erläutern, außerdem soll ein Schienenstrang wieder verlegt werden und Masten sollen erhalten bleiben. Dort vorbei soll künftig ein Radweg nach Heigenbrücken ins Lohrtal führen.
Schienen und Schwellen in Heigenbrücken sollen weg
Dieter Zöcklein von der Bürger-Initiative Tunnelbau hofft nun, dass die Bahn die Schienen und Schwellen auch vor dem Schwarzkopftunnel auf Heigenbrückener Seite entfernt. Die Bahn wolle dies „zeitnah“ machen. Auch die alten Bahnsteige in Heigenbrücken sollen weg. Mit der Neubaustrecke hat der Ort einen neuen Bahnhalt bekommen.
Tausende hatten sich im Mai an der Spessartrampe und am Schwarzkopftunnel bei den letzten Dampflokfahrten von der Strecke verabschiedet. Seit Mitte Juni ist die berühmte Spessartrampe, eine der steilsten Strecken Deutschlands, geschlossen. Das ruft offenbar auch Langfinger auf den Plan. So hat irgendwer das Schild „Schwarzkopftunnel Länge 930 Meter“ gestohlen, erzählt Laufachs Kämmerer Rudolf Werner. Der Dieb habe offenbar eine lange Leiter dabei gehabt.