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Uettingen
"Der Salon war unser drittes Kind": Im Uettinger Frisierstübchen ist nach über 40 Jahren Schluss
Sei 1983 betreiben Marlene und Alfred Dürr den Friseursalon, Ende des Jahres gehen sie in den Ruhestand. Einen Nachfolger haben sie nicht gefunden.
Marlene und Alfred Dürr haben über 40 Jahre das Frisierstübchen in Uettingen betrieben. Zum Jahresende hören sie auf, da sie keinen Nachfolger gefunden haben.
Foto: Katrin Amling | Marlene und Alfred Dürr haben über 40 Jahre das Frisierstübchen in Uettingen betrieben. Zum Jahresende hören sie auf, da sie keinen Nachfolger gefunden haben.
Katrin Amling
 |  aktualisiert: 04.12.2024 02:38 Uhr

Das Rentenalter haben Marlene und Alfred Dürr eigentlich schon längst erreicht. Doch noch immer öffnen sie dreimal die Woche das Frisierstübchen in Uettingen. Ende des Jahres ist jetzt aber Schluss, am 28. Dezember wird der Salon zum letzten Mal geöffnet und das Ehepaar Dürr geht in den Ruhestand. "Wir haben immer gern gearbeitet, aber es geht halt an die Substanz", sagt Alfred Dürr. Einen Nachfolger haben der 76-Jährige und seine 73-jährige Frau nicht gefunden.

1983 hat das Paar das Frisierstübchen in Uettingen eröffnet, damals noch in deutlich kleineren Räumen. Beide arbeiteten bereits als Friseure, er in Veitshöchheim, sie in Würzburg. Doch um ihren Sohn nach der Schule besser betreuen zu können, haben sie ihren eigenen Salon in Uettingen aufgemacht.

Marlene Dürr arbeitete dort zunächst nur an drei Tagen die Woche, doch das Geschäft lief so gut, dass bald auch ihr Mann dazu kam und einen Herrensalon eröffnete. "Nach sieben Jahren sind wir aus allen Nähten geplatzt und in einen größeren Salon umgezogen", erzählt Marlene Dürr. Nach einem weiteren Umzug sind sie schließlich in der Münchener Straße in Uettingen gelandet. Von 2005 bis 2011 haben sie außerdem einen Salon in Hafenlohr betrieben, das sei aber zu viel geworden und sie haben das Geschäft schließlich abgegeben.

18 Lehrlinge haben die Dürrs in ihrem Frisierstübchen ausgebildet

Dass sie ihren Friseursalon jetzt schließen müssen, weil sie keinen Nachfolger gefunden haben, finden beide schade. "Der Salon war unser drittes Kind", sagen sie. Auf ihre Anzeigen hin habe sich niemand gemeldet, auch wenn die Bedingungen mit dem vorhandenen Equipment und Kundenstamm eigentlich ideal gewesen wären. Zwar ist ihr Sohn auch Friseur, doch der hat bereits einen eigenen Salon in Würzburg. Nun hoffen die Dürrs, dass sie den Laden anderweitig vermieten können, wenn sich schon kein Friseur dafür findet.

18 Lehrlinge haben Marlene und Alfred Dürr in ihrem Frisierstübchen ausgebildet und hatten über die Jahre 16 Angestellte. Im Mai dieses Jahres hat die letzte Mitarbeiterin aufgehört, deshalb hatten sie zuletzt auch nur noch eingeschränkte Öffnungszeiten. Personal zu finden, sei in den vergangenen Jahren immer schwerer geworden, erzählt Dürr. Mit der Corona-Zeit habe sich das noch einmal verschlimmert, da viele Friseure in andere Jobs abgewandert seien, zum Beispiel in die Industrie.

Ehepaar freut sich auf die freie Zeit im Ruhestand

Dabei sei das Gehalt gar nicht so schlecht, wenn man das Trinkgeld mit einberechne – das dürfe man nicht vergessen, meint Marlene Dürr. Doch auch die Arbeitszeiten schrecken viele ab. "Kaum einer will noch am Samstag arbeiten", so ihre Erfahrung.

Das Ehepaar dagegen schätzt das Handwerk noch immer sehr. "In der Technik hat sich nicht viel geändert, der Rest ist Mode", sagt Marlene Dürr. Auch die familiäre Atmosphäre im Laden und das gute Verhältnis mit den Angestellten sei ihnen immer wichtig gewesen. Für viele Kunden seien die Gespräche beim Friseur auch Balsam für die Seele. Dabei habe man vieles erfahren, was nicht unbedingt jeder wissen sollte. "Das ist aber auch immer im Salon geblieben", sagt Alfred Dürr.

Auf die viele Zeit, die sie bald im Ruhestand für den Garten und andere Hobbys haben werden, freuen sich beide sehr. Der Abschied von ihrem Frisierstübchen fällt ihnen dennoch nicht leicht. "Wir danken unseren Kunden auf jeden Fall für ihre Treue", sagen die beiden.

 
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