Es ist die Zeit der Generationenwechsel in der Max Bender Brauerei in Arnstein. Nachdem Braumeister Dieter Beutel den "Herzog von Franken" 46 Jahre lang in der zugehörigen Brauerei in Thüngen geprägt hat und vor drei Jahren verabschiedet wurde, sollte die Rente nun auch dem Arnsteiner Braumeister Paul Seubert sowie dem dortigen Brauer Robert Keller vergönnt sein. Unerwartet frühe Abgänge ihrer frisch eingestellten Nachfolger und der Fachkräftemangel machen Geschäftsführerin Susan Schubert bei der Personalplanung jedoch einen Strich durch die Rechnung.
Zudem brodelt seit einigen Wochen die Gerüchteküche. Erst kürzlich machte die Runde, die Brauerei, die seit 1707 und über insgesamt zehn Generationen besteht, werde demnächst schließen. In einer Klarstellung entkräftete Schubert diese Behauptungen. "In der Betriebsversammlung Ende März habe ich gesagt, dass ich verspreche, Nachfolger für die zu besetzenden Stellen zu finden. Vielleicht haben das manche falsch gedeutet. Dass wir schließen, habe ich weder gesagt noch gemeint", betont sie.
Braumeister und Brauer waren nur kurz da
Paul Seubert ist als Braumeister in Arnstein seit 42 Jahren in Amt und Würden. Als der Zeitpunkt seines Abgangs feststand, stellte Schubert einen jungen Braumeister ein, frisch aus der Meisterschule. Schubert war guter Dinge und bis Ende März sah alles danach aus, als wäre diese offene Stelle langfristig besetzt worden. Dann kündigte der neue Braumeister von jetzt auf gleich – der Job sei ihm zu stressig. "Ein Braumeister muss auch viel nach außen hin präsentieren und sich auf Anstichen blicken lassen. Aber in der Einlernzeit ist er schon elf Monate mit Seubert zusammen unterwegs gewesen und konnte sich ein Bild machen", meint Schubert.
Ähnlich verhielt es sich auf der Position des Brauers. Robert Keller war sogar noch sechs Jahre länger Teil des Teams als Seubert. Im September 2023 wurde der gebürtige Arnsteiner nach 48 Jahren im Dienst verabschiedet. Die Geschäftsführerin fand auch für Keller einen Nachfolger. Doch auch der junge Brauer hielt sich nicht lange und war von einem auf den anderen Tag "plötzlich arbeitsunfähig", wie sie es formuliert.
Seubert und Keller lassen Brauerei nicht im Stich
So stand Schubert unverhofft wieder ohne Braumeister und Brauer da. Ein nebenberuflicher Mitarbeiter im Flaschenkeller wollte anschließend auch gehen. "Auf einmal steht man da und fängt von vorne an", beschreibt Schubert ihre Gefühlslage. Da die Bewerber auf dem knappen Arbeitsmarkt nicht gerade Schlange standen, klingelte sie also nochmal bei Paul Seubert und Robert Keller durch – mit Erfolg.
Für beide sei es selbstverständlich gewesen, zurückzukommen, wenn sie nochmal gebraucht werden. Schubert und die Brauerei wollten sie nach all der gemeinsamen Zeit nicht im Stich lassen. Dass ihr die jahrzehntelangen Wegbegleiter in dieser Situation nochmal die Stange halten, sei für Schubert mit Geld nicht zu bezahlen. "Ich werde versuchen, mich so dankbar wie möglich zu verhalten, aber das kann man eigentlich nicht in Worte fassen", gibt sie zu.
Gerade jetzt, zu Beginn der Hochsaison, braucht Schubert die beiden umso mehr. Schließlich ist seit dem Arnsteiner Bürgerfest an Christi Himmelfahrt die Festsaison losgegangen und die sorgt bei der Bender Brauerei neben dem Verkauf des Fassbiers für den größten Umsatz. Jetzt werden wieder wöchentlich sechs bis zwölf größere Veranstaltungen mit Kühlwagen und Ausschankwagen beliefert. "Dass manche Menschen meinen, ich gebe das alles auf, nur weil man mal ein personelles Problem hat, das kann ja wohl nicht sein", macht die Brauerei-Inhaberin deutlich.
Die Chefin bleibt, bis das Team steht
Stattdessen wolle sie weitermachen und nach Lösungen suchen. Seubert und Keller können nicht ewig arbeiten. Inzwischen hat sie eine vielversprechende Bewerbung für die Stelle des Braumeisters auf dem Schreibtisch liegen. Der sei zwar noch nicht unter Vertrag, aber es sehe soweit gut aus. Auch für den vakanten Posten im Flaschenkeller soll es Anwärter geben. "Was ich noch nicht habe, ist ein Brauer", gesteht sie. Bis da jemand gefunden ist, müsse Robert Keller noch durchhalten, "was er netterweise auch tut", ergänzt sie.
Schuberts vorrangiges Ziel ist es jetzt, die Brauerei mit ihren insgesamt 20 Mitarbeitenden in den Bereichen Buchhaltung, Fuhrpark, Expedition und Technik zu erhalten. Da muss auch der eigene Ruhestand noch ein wenig vertagt werden. Für die Nachfolge auf ihrem Posten in der Geschäftsführung ist die 72-Jährige schon seit einiger Zeit in Gesprächen. Sie beschreibt sogar, schon kurz vor der Übergabe gestanden zu haben.
Quelle der Gerüchte bleibt unklar
"Die aktuelle Situation lässt das aber jetzt noch nicht zu. Ich kann den Betrieb niemandem übergeben, wenn noch kein Fachpersonal da ist" erklärt sie. Stattdessen will sie die Leute noch selbst suchen und das Team anschließend neu aufstellen. "Die Kerntruppe muss wieder gesichert sein und dafür werde ich kämpfen", stellt Schubert klar.
Wie oder wo die Gerüchte zur vermeintlichen Schließung der Brauerei genau zustande gekommen sind, kann die Geschäftsführerin nicht sagen. Sie habe sich aber auch nicht die Arbeit gemacht, das nachzuverfolgen, dafür habe sie jetzt keine Zeit. Lieber konzentriert sie sich auf die vielen Leute und Kunden, die ihr aktuell Mut zusprechen. "Die Leute sind wirklich süß. Zurzeit kommen einige auf mich zu und sagen 'Durchhalten, Frau Schubert, durchhalten'", erzählt sie.
Und auch die Michelsbräu in Babenhausen konnten die beiden nicht erfolgreich betreiben.
https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/maelzerei-schubert-in-schweinfurt-meldet-insolvenz-an-bekommen-brauereien-in-unterfranken-jetzt-noch-ihr-malz-art-10865665
Ich dachte bisher, dass das die Geschäftsführer*innen oder lokale Politprominenz machen müssen. Auf dem Nockherberg tritt jedenfalls der Paulaner Chef an. Und eine Frage an die Frau Schubert. Wird diese Außenpräsentation des Braumeisters bezahlt?
Aber über die 4-Tagewoche diskutieren, und dreimal im Jahr in Urlaub fahren. Das ist wichtig.
Respekt vor Frau Schubert, dass sie sich nicht unterkriegen lässt und kämpft.
Genauso Respekt und Dank an die beiden "altgedienten" Herren Seubert und Keller.
Ich wünsche Frau Schubert und ihrer Belegschaft, dass bald alles wieder normal läuft.