zurück
Arnstein
"Dafür werde ich kämpfen": Inhaberin Susan Schubert will Arnsteiner Brauerei nicht aufgeben und sucht neues Personal
Nach plötzlichen Kündigungen steht die Brauerei Max Bender ohne Braumeister und Brauer da. Aktuell helfen alte Bekannte aus. Die Geschäftsführerin will den Familienbetrieb um jeden Preis erhalten.
Die Geschäftsführerin der Arnsteiner Brauerei Max Bender, Susan Schubert, kämpft mit Personalproblemen und sucht derzeit nach einem neuen Braumeister.
Foto: René Ruprecht | Die Geschäftsführerin der Arnsteiner Brauerei Max Bender, Susan Schubert, kämpft mit Personalproblemen und sucht derzeit nach einem neuen Braumeister.
Felix Hüsch
 |  aktualisiert: 03.06.2024 03:32 Uhr

Es ist die Zeit der Generationenwechsel in der Max Bender Brauerei in Arnstein. Nachdem Braumeister Dieter Beutel den "Herzog von Franken" 46 Jahre lang in der zugehörigen Brauerei in Thüngen geprägt hat und vor drei Jahren verabschiedet wurde, sollte die Rente nun auch dem Arnsteiner Braumeister Paul Seubert sowie dem dortigen Brauer Robert Keller vergönnt sein. Unerwartet frühe Abgänge ihrer frisch eingestellten Nachfolger und der Fachkräftemangel machen Geschäftsführerin Susan Schubert bei der Personalplanung jedoch einen Strich durch die Rechnung.

Zudem brodelt seit einigen Wochen die Gerüchteküche. Erst kürzlich machte die Runde, die Brauerei, die seit 1707 und über insgesamt zehn Generationen besteht, werde demnächst schließen. In einer Klarstellung entkräftete Schubert diese Behauptungen. "In der Betriebsversammlung Ende März habe ich gesagt, dass ich verspreche, Nachfolger für die zu besetzenden Stellen zu finden. Vielleicht haben das manche falsch gedeutet. Dass wir schließen, habe ich weder gesagt noch gemeint", betont sie.

"Auf einmal steht man da und fängt von vorne an."
Susan Schubert

Braumeister und Brauer waren nur kurz da

Paul Seubert ist als Braumeister in Arnstein seit 42 Jahren in Amt und Würden. Als der Zeitpunkt seines Abgangs feststand, stellte Schubert einen jungen Braumeister ein, frisch aus der Meisterschule. Schubert war guter Dinge und bis Ende März sah alles danach aus, als wäre diese offene Stelle langfristig besetzt worden. Dann kündigte der neue Braumeister von jetzt auf gleich – der Job sei ihm zu stressig. "Ein Braumeister muss auch viel nach außen hin präsentieren und sich auf Anstichen blicken lassen. Aber in der Einlernzeit ist er schon elf Monate mit Seubert zusammen unterwegs gewesen und konnte sich ein Bild machen", meint Schubert.

Ähnlich verhielt es sich auf der Position des Brauers. Robert Keller war sogar noch sechs Jahre länger Teil des Teams als Seubert. Im September 2023 wurde der gebürtige Arnsteiner nach 48 Jahren im Dienst verabschiedet. Die Geschäftsführerin fand auch für Keller einen Nachfolger. Doch auch der junge Brauer hielt sich nicht lange und war von einem auf den anderen Tag "plötzlich arbeitsunfähig", wie sie es formuliert. 

Die Brauerei Bender kämpft um Personal. Die Chancen auf einen neuen Braumeister stehen derzeit nicht schlecht. Ein Nachfolger für Brauer Robert Keller hingegen ist noch nicht in Sicht.
Foto: René Ruprecht | Die Brauerei Bender kämpft um Personal. Die Chancen auf einen neuen Braumeister stehen derzeit nicht schlecht. Ein Nachfolger für Brauer Robert Keller hingegen ist noch nicht in Sicht.

Seubert und Keller lassen Brauerei nicht im Stich

So stand Schubert unverhofft wieder ohne Braumeister und Brauer da. Ein nebenberuflicher Mitarbeiter im Flaschenkeller wollte anschließend auch gehen. "Auf einmal steht man da und fängt von vorne an", beschreibt Schubert ihre Gefühlslage. Da die Bewerber auf dem knappen Arbeitsmarkt nicht gerade Schlange standen, klingelte sie also nochmal bei Paul Seubert und Robert Keller durch – mit Erfolg.

Für beide sei es selbstverständlich gewesen, zurückzukommen, wenn sie nochmal gebraucht werden. Schubert und die Brauerei wollten sie nach all der gemeinsamen Zeit nicht im Stich lassen. Dass ihr die jahrzehntelangen Wegbegleiter in dieser Situation nochmal die Stange halten, sei für Schubert mit Geld nicht zu bezahlen. "Ich werde versuchen, mich so dankbar wie möglich zu verhalten, aber das kann man eigentlich nicht in Worte fassen", gibt sie zu. 

Gerade jetzt, zu Beginn der Hochsaison, braucht Schubert die beiden umso mehr. Schließlich ist seit dem Arnsteiner Bürgerfest an Christi Himmelfahrt die Festsaison losgegangen und die sorgt bei der Bender Brauerei neben dem Verkauf des Fassbiers für den größten Umsatz. Jetzt werden wieder wöchentlich sechs bis zwölf größere Veranstaltungen mit Kühlwagen und Ausschankwagen beliefert. "Dass manche Menschen meinen, ich gebe das alles auf, nur weil man mal ein personelles Problem hat, das kann ja wohl nicht sein", macht die Brauerei-Inhaberin deutlich. 

"Die Kerntruppe muss wieder gesichert sein und dafür werde ich kämpfen."
Susan Schubert

Die Chefin bleibt, bis das Team steht

Stattdessen wolle sie weitermachen und nach Lösungen suchen. Seubert und Keller können nicht ewig arbeiten. Inzwischen hat sie eine vielversprechende Bewerbung für die Stelle des Braumeisters auf dem Schreibtisch liegen. Der sei zwar noch nicht unter Vertrag, aber es sehe soweit gut aus. Auch für den vakanten Posten im Flaschenkeller soll es Anwärter geben. "Was ich noch nicht habe, ist ein Brauer", gesteht sie. Bis da jemand gefunden ist, müsse Robert Keller noch durchhalten, "was er netterweise auch tut", ergänzt sie. 

Geschäftsführerin Susan Schubert will eine neue Kerntruppe zusammenstellen. Im Keller überprüft für gewöhnlich Robert Keller seit 48 Jahren den Reife- und Gärprozess. 
Foto: René Ruprecht | Geschäftsführerin Susan Schubert will eine neue Kerntruppe zusammenstellen. Im Keller überprüft für gewöhnlich Robert Keller seit 48 Jahren den Reife- und Gärprozess. 

Schuberts vorrangiges Ziel ist es jetzt, die Brauerei mit ihren insgesamt 20 Mitarbeitenden in den Bereichen Buchhaltung, Fuhrpark, Expedition und Technik zu erhalten.  Da muss auch der eigene Ruhestand noch ein wenig vertagt werden. Für die Nachfolge auf ihrem Posten in der Geschäftsführung ist die 72-Jährige schon seit einiger Zeit in Gesprächen. Sie beschreibt sogar, schon kurz vor der Übergabe gestanden zu haben. 

Quelle der Gerüchte bleibt unklar

"Die aktuelle Situation lässt das aber jetzt noch nicht zu. Ich kann den Betrieb niemandem übergeben, wenn noch kein Fachpersonal da ist" erklärt sie. Stattdessen will sie die Leute noch selbst suchen und das Team anschließend neu aufstellen. "Die Kerntruppe muss wieder gesichert sein und dafür werde ich kämpfen", stellt Schubert klar.

Wie oder wo die Gerüchte zur vermeintlichen Schließung der Brauerei genau zustande gekommen sind, kann die Geschäftsführerin nicht sagen. Sie habe sich aber auch nicht die Arbeit gemacht, das nachzuverfolgen, dafür habe sie jetzt keine Zeit. Lieber konzentriert sie sich auf die vielen Leute und Kunden, die ihr aktuell Mut zusprechen. "Die Leute sind wirklich süß. Zurzeit kommen einige auf mich zu und sagen 'Durchhalten, Frau Schubert, durchhalten'", erzählt sie. 

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Arnstein
Thüngen
Felix Hüsch
Brauereien
Fachkräftemangel
Personalplanung
Susan Schubert
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Katrin Herrmann
    Mein Kommentar wurde hier nicht zugelassen bei Facebook schon! Ich bekam meine Kündigung 2003 persönlich am 21.12. gebracht. Obwohl die Geschäftsführung wusste dass ich alleinerziehend bin! Ich war zwar nur eine der Putzfrauen, aber so was gehört sich einfach nicht!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Katrin Herrmann
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Katrin Herrmann
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Peter Koch
    Hinterfagt eigentlich niemand wie gut die Geschäftsführung ist? Die beiden Geschäftsführerinnen der Arnsteiner Brauerei haben immerhin die Mälzerei Schubert in Schweinfurt erfolgreich in die Insolvenz geführt.
    Und auch die Michelsbräu in Babenhausen konnten die beiden nicht erfolgreich betreiben.

    https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/maelzerei-schubert-in-schweinfurt-meldet-insolvenz-an-bekommen-brauereien-in-unterfranken-jetzt-noch-ihr-malz-art-10865665
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Martin Pfister
    @Peter, hast a dei Schaf im trockene?? annere scho, ein Schelm der böses dabei denkt, mit 72?? wenn i no da bin, auf de Maledivee, nach "MP" soll mer Mitleid hab mit dere Fraa, ich hobs nit!!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Peter Koch
    Das Schaf ist trocken.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Peter Koch
    "Ein Braumeister muss auch viel nach außen hin präsentieren und sich auf Anstichen blicken lassen."
    Ich dachte bisher, dass das die Geschäftsführer*innen oder lokale Politprominenz machen müssen. Auf dem Nockherberg tritt jedenfalls der Paulaner Chef an. Und eine Frage an die Frau Schubert. Wird diese Außenpräsentation des Braumeisters bezahlt?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Helga Scherendorn
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Walter Seubert
    Einen Brauereikonzern mit einer 20 Mann-Brauerei zu vergleiche ist wie Äpfel und Birnen
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Martin Pfister
    hat alles 2 Seiten, gehör a zu dene Dinos die ausgstorbe senn oder aussterbe, hab a geschafft ohne das Überrstund bezahlt worn senn, im Urlaub hamse Ärbert gebracht die Kolegga, angerufe und gfrächt wie ses mach sölln, und für was, fürn Tritt nein A......, jetzt bei de Enkel seh i was bei meiner eigene versömmt ho, nix für Unklug, nit bloss work a life, i gönnsera der junge, hoo lang in Anstee gschafft, nit in dere Brauerei
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Kilian Weber
    "stressig", plötzlich "arbeitsunfähig".... Das sind genau die Probleme die wir in Deutschland haben.
    Aber über die 4-Tagewoche diskutieren, und dreimal im Jahr in Urlaub fahren. Das ist wichtig.

    Respekt vor Frau Schubert, dass sie sich nicht unterkriegen lässt und kämpft.
    Genauso Respekt und Dank an die beiden "altgedienten" Herren Seubert und Keller.

    Ich wünsche Frau Schubert und ihrer Belegschaft, dass bald alles wieder normal läuft.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Johannes Metzger
    Passt super zum Stammtisch.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten