Landrat Thomas Schiebel weigerte sich, von einem "Krisenstab" zu sprechen. Polizeichefs, die BRK-Kreisführung, die Leiterin des Gesundheitsamts, die Klinikumsleitung, Vertreter der Hausärzte und der Leiter der Rechtsaufsicht trafen sich am Donnerstagnachmittag im Landratsamt zum Thema Corona-Virus und den Folgen für Main-Spessart. "Es war die mittlerweile dritte Zusammenkunft der Steuerungsgruppe", erklärte Schiebel.
"Wir wollen die Bevölkerung informieren, aber wir wollen nicht überziehen", sagte der Landrat im anschließenden Pressegespräch. "Wenn es Neuigkeiten gibt, etwa einen neuen Fall oder Einschränkungen, dann teilen wir das mit." Wichtig sei, "die Infrastruktur aufrechtzuhalten" und eine "Verhältnismäßigkeit" zu wahren. Bis zum Pressegespräch gab es nur eine bestätigte Infizierung mit CoVid-19 im Landkreis, den Schüler der Realschule Marktheidenfeld. "Er befindet sich zurzeit in häuslicher Quarantäne", so Schiebel. Eine ständige ärztliche Betreuung ist also nicht nötig.
Am Donnerstagabend informierte das Landratsamt dann, dass für den Schüler der FOS Marktheidenfeld, der als Risikofall für eine mögliche Corona-Infektion eingestuft wurde, jetzt ein positiver Testbefund vorliegt. Daher dürfen die Schülerinnen und Schüler der betroffenen Klasse, die bereits vorsorglich vom Unterricht befreit wurden, erst ab dem 23. März wieder die Schule besuchen. Sie sollten weiterhin bis Ende nächster Woche alle unnötigen Kontakte vermeiden und die bekannten Hygieneregeln einhalten.
Viele sind in häuslicher Quarantäne
Das Gesundheitsamt hat angeordnet, dass die Realschule Marktheidenfeld eine weitere Woche – bis einschließlich 22. März – geschlossen bleibt. Die "engen Kontaktpersonen" des Infizierten seien ermittelt und in häusliche Quarantäne gestellt worden. Es handele sich dabei um 54 Personen. Grundsätzlich müsse bei einem Infizierten nicht zwangsläufig eine ganze Schule geschlossen werden. "Es kommt darauf an, ob es viel jahrgangsübergreifenden Unterricht und Austausch gibt", so Eberbach.
Getestet werden derzeit nur Personen, die Symptome aufweisen. Wer mit einer infizierten Person in Kontakt war oder sich kürzlich in einem Risikogebiet aufhielt, sollte sich am besten zwei Wochen lang in häusliche Quarantäne begeben.
Um zu vermeiden, dass das Virus in Krankenhäuser oder Seniorenheime hineingetragen wird, werde dort am Eingang zurzeit ein kurzes Screening durchgeführt, bevor der Zutritt gewährt wird. "Von Besuchen im großen Pulk raten wir ab. Wer krank ist oder vor kurzem ein Risikogebiet besucht hat, soll bitte zu Hause bleiben", erklärt Dr. Matthias Schneider, ärztlicher Direktor des Klinikums Main-Spessart. Klinikreferent René Bostelaar sagt, es gebe in Deutschland zurzeit "Engpässe" bei Hauben, Schutzmasken, Kitteln und Desinfektionsmitteln. "Noch ist das für uns kein Problem, aber es kann eins werden", so Bostelaar.
Derzeit werden im Klinikum "elektive Eingriffe wie beispielsweise eine neue Hüfte" wie geplant durchgeführt. Aber "wenn die Lage eskaliert", könnten Verschiebungen nötig werden, sagt Bostelaar. Landrat Schiebel weist daraufhin, dass der Landkreis mit nur einem bestätigten Fall weit von einer Eskalation entfernt sei.
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Vorsicht bei Veranstaltungen
Damit die Verbreitung des Virus verlangsamt wird, sei es nötig, einige Veranstaltungen abzusagen. Für Anlässe mit mehr als 1000 erwarteten Besuchern gebe es die Maßgabe des Bayerischen Gesundheitsministeriums: Bis 19. April sind derartige Veranstaltungen im Landkreis ausnahmslos abgesagt. Für kleinere Veranstaltungen wird vom Freistaat ein "Risiko-Score" erwartet, der eine Einschätzung erleichtert. Grundsätzlich empfehlen der Landrat und das Gesundheitsamt, die Leitlinien des Robert-Koch-Instituts zu befolgen und im Zweifel Vorsicht walten zu lassen. Körperkontakt, beispielsweise beim Tanzen, und zu enges Beieinander-Sitzen in schlecht belüfteten Räumen sei zu vermeiden. Viele Märkte, Konzerte und ähnliches wurden bereits abgesagt. Ob die Karfreitagsprozession in Lohr stattfinden könne, sei noch nicht entschieden.
Grundsätzlich sei das Virus noch zu wenig erforscht und die Lage zu unklar, um längerfristige Aussagen abzugeben. "Ich rechne mit einem Rückgang im Sommer und habe die Hoffnung, dass jetzt schon drei, vier warme Tage die Entwicklung spürbar bremsen", sagte Dr. Schneider. Im Herbst/Winter sei dann wieder mit einem Anstieg der Erkrankungen zu rechnen. Allerdings könnte es dann schon Behandlungsansätze und womöglich gar eine Impfung geben, so Schneider.
Bis dahin fordert Thomas Schiebel zu selbstverantwortlichem Handeln auf: „Jeder sollte überlegen, welche direkten Kontakte unbedingt nötig sind. Vieles lässt sich auch telefonisch oder per E-Mail erledigen.“ Gäste begrüßt der Landrat zurzeit mit einem Fistbump.