Die Corona-Zahlen in Main-Spessart überschreiten am heutigen Mittwoch zwei traurige Schwellenwerte: Die Zahl der Infizierten seit Beginn der Pandemie im Landkreis hat nun 1000 überschritten. Gleichzeitig meldet das Landesamt für Gesundheit erstmals eine Sieben-Tage-Inzidenz von über 200. Damit ist die Zahl der neuen Fälle in den letzten sieben Tagen pro 100 000 Einwohner in Main-Spessart gemeint. Die Corona-Ampel leuchtet damit purpurrot. Das Landratsamt hat für Donnerstagnachmittag eine Pressekonferenz zur aktuellen Corona-Situation in Main-Spessart angekündigt, bei der unter anderem Landrätin Sabine Sitter Auskunft geben will.
Main-Spessart hat einen Inzidenz-Wert von 214. Einen höheren Wert hat in Unterfranken aktuell nur der Landkreis Haßberge (263,08). Ähnliche Werte haben der Kreis Rhön-Grabfeld (208,45) und die Stadt Schweinfurt (211,51).
Außerdem meldet das Landratsamt am Mittwoch drei neue Todesfälle im Zusammenhang mit Corona. Aktuell sind in Main-Spessart 340 Personen infiziert. Seit Beginn der Pandemie gab es damit 1003 positiv getestete Personen (Vortag: 942). Davon sind inzwischen 642 Personen genesen und 21 verstorben. 23 Personen werden derzeit stationär im Klinikum Main-Spessart behandelt. In häuslicher Quarantäne befinden sich 1051 enge Kontaktpersonen von Corona-Positiven.
Neue Fälle im Gesundheitszentrum
Sieben Patienten des Dialysezentrums in Karlstadt wurden positiv auf das Virus getestet und befinden sich in Quarantäne. Im Gesundheitszentrum Main-Spessart in Gemünden sind aktuell 26 von insgesamt 112 Bewohnern positiv getestet, manche davon ohne Symptome. Bei 15 dieser Personen liegt aber nur ein positiver Antigen-Schnelltest vor, der im Haus durchgeführt wurde. "Leider sind nicht alle Hausärzte bereit, für einen PCR-Test ins Haus zu kommen", sagt die Sprecherin der Einrichtung, Helena Sobotta. In der Regel muss das Ergebnis des Antigen-Tests mit einem solchen PCR-Test überprüft werden.
Die Nachfrage nach Reihentestungen sei "derzeit wohl so groß, dass es zu Verzögerungen kommt", so Sobotta. Der Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) ist nicht für eine Vielzahl von Test ausgestattet. Mit oder an Corona verstorben sind insgesamt fünf Bewohner des Gesundheitszentrums; genesen sind inzwischen elf Bewohner.
Unter den etwa 110 Mitarbeitern gibt es derzeit zehn Covid-19-Erkrankungen, vier davon sind nur per Antigen-Test bestimmt. Sechs Mitarbeiter sind bereits wieder genesen. Drei Wohnbereiche des Gesundheitszentrums in Gemünden stehen zurzeit unter Quarantäne, wobei in einem dieser Bereiche aktuell kein Bewohner und kein Mitarbeiter mehr betroffen ist.
Hausärzte bleiben für ihre Patienten zuständig
Dr. Christian Pfeiffer, Vorstandsbeauftragter der KVB Unterfranken, erklärt: "Grundsätzlich müssen die Patienten weiterhin von ihren Hausärzten versorgt werden." Die Antigen-Tests hätten eine gewisse Fehlerquote und müssten deshalb mit PCR-Tests überprüft werden. Aber wenn 15 Patienten getestet werden müssen, könnten sich die Hausärzte absprechen. "Da müssen nicht fünf, sechs verschiedene Ärzte in das selbe Heim rein. In Stadt und Landkreis Würzburg haben wir es so gelöst, dass zwei Ärzte in Schutzkleidung in ein Heim gegangen sind und dort Abstriche genommen haben. Oder das Landratsamt hat eine Reihentestung organisiert." Er könne nachvollziehen, dass es wegen der hohen Inzidenz in Main-Spessart zurzeit zu Verzögerungen bei Reihentests kommen könne.
Der Bereitschaftsdienst der KVB sei für Reihentestungen nicht zuständig. "Die werden keine 20 Tests im Fahrzeug haben, sondern vielleicht fünf", so Pfeiffer. Er werde sich aber bei Dr. Matthias Schmidt aus Burgsinn, KVB-Koordinator für Main-Spessart, genauer informieren. Dr. Schmidt war am Mittwochnachmittag nicht in seiner Praxis zu erreichen.
Eigene Teststrecke für Wohnstift Andreas Bodenstein
Derzeit sind nur noch wenige Senioreneinrichtungen in Main-Spessart coronafrei. Die Leiter der betroffenen Heime hielten sich auf Nachfragen der Redaktion zur aktuellen Situation bedeckt. Die Leiterin des Arnsteiner Pfründnerspitals, Sanela Jonjic, bittet um Verständnis, keine Zahlen nennen zu können: "Das ändert sich ständig, wir testen laufend." Mehr könne sie in der aktuellen Situation nicht sagen.
Aus dem Julius-Echter-Seniorenstift in Hafenlohr meldete das Landratsamt vergangene Woche vier Corona-Infektionen, am Montag wurden nach einer Reihentestung 25 weitere Fälle bekannt. Die Heimverwaltung wollte auf Anfrage dieser Redaktion am Dienstag keine Auskunft geben. Ein Karlstadter Heim hat es besonders getroffen: Am Dienstag gab das Landratsamt bekannt, dass in der Otto- und Anna-Heroldstiftung 40 Personen positiv getestet wurden.
Im Wohnstift Andreas Bodenstein in der Karlstadter Bodelschwinghstraße gab es am Mittwoch für alle Bewohner und Beschäftigten eine Teststrecke, "um Klarheit zu erhalten", berichtet Leiterin Daniela Weyerich. Sie rechnet mit den Ergebnissen Anfang kommender Woche. Vergangene Woche wurden in dem Wohnstift sechs Corona-Fälle gemeldet.
Und somit wird eine Besserung der Lage nur ein vorübergehender Moment sein,falls sich die Lage verbessert.