
Am Dialysezentrum Karlstadt sind aktuell (Stand Mittwoch) sieben Angestellte und Patienten mit dem Coronavirus infiziert. Dr. Torsten Warsitz ist einer der Ärzte der Gemeinschaftspraxis und bestätigt auf Anfrage, dass es seit Anfang der Woche mehrere bekannte Coronafälle gibt. Patienten und auch das Gesundheitsamt seien informiert worden. Aus Taxifahrerkreisen gibt es jedoch Unmut, weil Taxifahrer über Verdachtsfälle nicht informiert worden seien und Patienten transportiert hätten, die später positiv auf das Coronavirus getestet wurden.
"Die wollen das verschweigen", äußerte ein Taxifahrer gegenüber der Redaktion. Warsitz ist ob des Vorwurfs fassungslos: "Das ist so absurd. Warum sollten wir das verschweigen?" Man habe keinen sicher positiven Patienten oder solche, bei denen aufgrund von Symptomen oder Kontakten ein Verdacht besteht, mit einem Taxi fahren lassen. Derlei Fälle würden von Sanitätern transportiert.
Ein Patient, dessen Familie unter Quarantäne steht, soll von einem Taxi transportiert worden sein
Ein Taxifahrer berichtete jedoch von einem Patienten, dessen Familie unter Quarantäne steht und der von einem Taxi zur Dialyse gefahren worden sei – der Patient sei inzwischen positiv getestet. Ein Patient sei auch an einem anderen Eingang in Empfang genommen worden als üblich – weil er ein Verdachtsfall gewesen sei, so die Vermutung des Taxifahrers. Der Taxifahrer habe von dem Verdacht vorher aber nichts gewusst. "Da wären wir gar nicht hingefahren." Ein Fahrerkollege befinde sich derzeit freiwillig in Quarantäne, nachdem er einen Corona-Infizierten transportiert hatte, habe er sich freiwillig in Quarantäne begeben.
Obwohl die Fälle seit Anfang der Woche bekannt seien, seien am Montag nicht alle Patienten auf das Virus getestet worden, angeblich weil nicht genügend Tests zur Verfügung gestanden hätten. Torsten Warsitz bestätigt, dass nur bei Patienten mit Symptomen oder Kontakten zu Infizierten ein Schnelltest gemacht wird. Eine Reihentestung habe es nicht gegeben. "Wenn ein Patient keine Symptome hat, ist ein Corona-Schnelltest nichts, worauf ich mich als Mediziner verlassen würde." Bei Symptomen könne ein Test eine Infektion aber zu fast 100 Prozent sicher nachweisen.
Patienten können bei Dialyse isoliert werden
Generell sagt Warsitz: "Wir haben ein Hygienekonzept, an das wir uns halten." Das gesamte Personal trage FFP2-Masken, wodurch er eine Ansteckung von Patienten durch möglicherweise infizierte Angestellte als "eigentlich ausgeschlossen" ansehe. "Wir sind selbstverständlich in der Lage, Patienten zu isolieren." Vor Corona sei dies vor allem bei "Krankenhauskeimen" nötig gewesen. SARS-CoV-2-positive Patienten bekämen trotzdem Dialyse, dann aber eben isoliert. Außerdem würden sie von Sanitätern gebracht.
Warsitz geht davon aus, dass das Virus nicht durch Angestellte ins Dialysezentrum getragen wurde. Dass das Virus auch vor dem Dialysezentrum nicht Halt macht, wundert ihn nicht. Sie seien nicht "immun gegen diese Dinge". "Wir dialysieren ja auch Altenheimbewohner." Patienten mit Symptomen sollen sofort im Dialysezentrum anrufen, damit dort entsprechende Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden können.
Standorte Karlstadt und Marktheidenfeld
Die Gemeinschaftspraxis führt außer im Dialysezentrum Karlstadt, das montags, mittwochs und freitags Dialysetag hat, dienstags, donnerstags und samstags auch in Marktheidenfeld Dialyse durch, wobei das Personal mitunter einen Tag hier, einen Tag dort arbeitet. Das Problem ist deshalb womöglich nicht auf Karlstadt alleine beschränkt.