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Lohr
Corona: Klinikum Main-Spessart an der Belastungsgrenze
Covid-Patienten nimmt das Klinikum keine mehr auf, auch die Zahl der Betten für Notfälle wurde extrem heruntergefahren werden. Die Situation spitzt sich zu.
Landrätin Sabine Sitter betonte in der Pressekonferenz zur Lage der Gesundheitseinrichtungen, wie wichtig nun das Engagement der Bürger sei.
Foto: Carolin Schulte | Landrätin Sabine Sitter betonte in der Pressekonferenz zur Lage der Gesundheitseinrichtungen, wie wichtig nun das Engagement der Bürger sei.
Carolin Schulte
 |  aktualisiert: 11.02.2024 06:51 Uhr

Die Corona-Station ist voll, knapp ein Drittel des Personals erkrankt, die Zahl der Betten auf ein Minimum heruntergefahren: Die Situation im Klinikum Main-Spessart ist zehn Tage vor Weihnachten maximal angespannt. "Wir haben die Lage unter Kontrolle", so Klinikreferent René Bostelaar am Montag in Lohr in einer Pressekonferenz, "aber der limitierende Faktor ist im Moment das Personal."

59 Mitarbeiter fehlen aktuell, dabei hat das Klinikum schon 30 Pflegekräfte aus der Geriatrie in Marktheidenfeld übernommen. Doch nur etwa die Hälfte der kranken Mitarbeiter ist mit einer Corona-Infektion oder als Kontaktperson daheim, 29 Personen befinden sich aus anderen Gründen im Krankenstand. Bostelaar: "Wir tun so, als gäbe es nur noch Corona. Dabei werden jeden Winter Menschen krank."

Corona-Patienten kommen nach Würzburg, Aschaffenburg oder Wertheim

Pflegekräfte, die als enge Kontaktperson in Quarantäne geschickt wurden, arbeiten unter bestimmten Vorraussetzungen weiter: Solange ihre regelmäßigen Corona-Tests negativ ausfallen und sie keine Symptome aufweisen. "Diese Fälle hat es schon gegeben, das ist im Moment auch nichts Ungewöhnliches", betonte Dr. Susann Walz, Pandemiebeauftragte des Klinikums, im Pressegespräch am Krankenhaus.

Covid-Patienten nimmt das Klinikum nicht mehr stationär auf. "Wir haben mit den aktuell 17 Corona-Patienten unsere Kapazitätsgrenze erreicht", so Walz. Ein Zweckverband regelt die Versorgung der Erkrankten aus Main-Spessart, die dann zum Beispiel in Würzburg oder Aschaffenburg stationär aufgenommen werden. Patienten aus dem Raum Marktheidenfeld seien auch schon in Wertheim untergekommen. "Wir haben großes Glück, dass uns die umliegenden Krankenhäuser aushelfen können", sagte Bostelaar.

Notfallversorgung für Feiertage gesichert

Von den insgesamt 209 Betten werden nur noch maximal 80 belegt, alle planbaren Eingriffe sind längst abgesagt. "Wir wollen so die Notfallversorgung in Main-Spessart auch über die Feiertage sicherstellen. Wer mit einem Herzinfarkt oder einem entzündeten Blinddarm kommt, wird immer noch optimal versorgt", betonte Dr. Matthias Schneider, Ärztlicher Leiter des Klinikums.

Allerdings: Von den 63 Betten, die für Nicht-Corona-Notfälle bereitstehen, sei derzeit auch "ein großer Teil" belegt, Schneider. "Wir versuchen zu vermeiden, dass ein Blinddarm-Durchbruch bald ausgelagert werden musst", so Walz.

Bostelaar begrüßt den beschlossenen bundesweiten Lockdown ab Mittwoch. "Der wird in zwei Wochen etwa seine Wirklung zeigen, und in der Zwischenzeit kommen auch einige Mitarbeiter wieder gesund zurück zur Arbeit – dann können wir wieder mehr Betten belegen."

Bundeswehr schickt Unterstützung

Problematisch sei in dieser Situation eben auch, dass das Pflegepersonal seit Monaten unter erschwerten Bedingungen mit Masken und Schutzkleidung arbeite. "Da braucht man zum Teil einfach mehr Personal." Walz erklärte zudem, die Behandlung eines Corona-Patienten dauere wesentlich länger, als die "normale" durchschnittliche Liegedauer von knapp fünf Tagen, die Patienten mit anderen Krankheiten im Klinikum verbringen.

Vorübergehend hat das Klinikum die Hilfe der Bundeswehr angefragt, die ab Mittwoch unterstützend im Landkreis unterwegs sein wird. Dabei handele es sich zwar nicht um medizinisches Fachpersonal, jedoch könnten die Soldaten zum Beispiel bei der Einlasskontrolle oder der Essensausgabe in den Pflegeheimen aushelfen. 

Auch auf den Aufruf des Landkreises, Freiwillige mögen sich als Helfer für Teststrecke, Impfzentrum und andere Einrichtungen melden, habe es bereits einige Meldungen gegeben, so Bostelaar.

Landrätin warnt vor "trügerischer Sicherheit"

Nach helfenden Händen hatten auch schon private Senioreneinrichtungen in Main-Spessart gesucht, weil auch hier die Personalsituation angespannt ist und durch die neue Test-Pflicht für Besucher zusätzlich belastet wird. Landrätin Sabine Sitter sagte auf Nachfrage im Pressegespräch, der Landkreis habe die privaten Heimbetreiber aktiv angesprochen und werde auch hier Bundeswehrsoldaten vermitteln. 

Landrätin Sitter betonte abschließend, wie viele Akteure aktuell über die Landkreisgrenzen hinweg zusammenarbeiten. "Dass die Sieben-Tage-Inzidenz sinkt, ist ein gutes Zeichen, dass die Bevölkerung mitzieht", so Sitter. Sie warnte jedoch erneut, die Inzidenz geben nur eine "trügerische Sicherheit".

Situation in den Einrichtungen des Klinikums

Im Kreisseniorenzentrum Marktheidenfeld waren (Stand 14. Dezember, 9 Uhr) 34 Bewohner und 20 Mitarbeiter an Corona erkrankt. Seit Beginn der Pandemie sind hier drei Personen verstorben.
Im Heim der Heroldstiftung in Karlstadt sind aktuell 38 Bewohner und 21 Mitarbeiter erkrankt. Verstorben sind hier bisher fünf Bewohner.
Im Kreisseniorenzentrum Gemünden sind 28 Bewohner und zehn Mitarbeiter betroffen. Verstorben sind hier seit Beginn der Pandemie insgesamt acht Menschen.
Quelle: ins
 
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  • A. B.
    Ärzte werden halt besser bezahlt als Politiker. Warum sollten sie scharf darauf sein, den Schleudersitz eines Gesundheitsministers zu übernehmen?
    Und - wer soll die Überversorgung in Nicht-Pandemie-Zeiten bezahlen?
    Wenn es etwas kostenlos gibt, wie derzeit FFP2-Masken, dann drängeln sich die Leute.
    Soll jedoch der Krankenversicherungsbeitrag erhöht werden, protestieren Arbeitnehmer und Arbeitgeber einvernehmlich. Ganz zu schweigen von denen, die sich privat versichern dürfen, wenn auch für sie die Mitgliedschaft in der gesetzlichen Sozialversicherung gefordert wird.
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  • A. M.
    Da sieht man jetzt, dass auch die kleineren Häuser ihren Nutzen jetzt hätten. Aber nein wir haben ja in Deutschland viel zu viele Krankenhäuser und auch zu viele Intensivbetten.
    Aber die Politik hatte es damals schon richtig gemacht, die defizitären Häuser zu schließen, obwohl sie mit Sicherheit wirtschaftlich zu führen gewesen wären.
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  • H. S.
    @hentiinger.....Hüft, Knie, Schrauben raus....es ist sooooo vielfältig, anders als ihre Sichtweise!
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  • H. S.
    @Hentinger...seit wann operiert ein Hausarzt?????? Bleiben sie mal realistisch und hören sie auf damit, ständig alles schlecht zu machen!
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  • H. S.
    @hentinger.....dass sie nichts verstehen, müssen sie nicht noch selbst darlegen......es ist dem Rest hier längst klar.
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  • G. K.
    Im Ernst jetzt?

    Ziemlich viele OPs sind KEINE Notfall-OPs – und bieten daher einen gewissen Spielraum, was den Zeitpunkt angeht. Künstliche Hüftgelenke, künstliche Kniegelenke (fast alle orthopädischen Eingriffe), das Divertikel, der Gallenstein, ... und selbst so manche Herzoperation kann ein paar Wochen hin- oder her geschoben werden …
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  • G. K.
    So langsam glaube ich wirklich, Sie provozieren vorsätzlich, nur damit jemand mit Ihnen diskutiert … 😉

    Wenn Sie schon keine Ahnung haben, dann sollten Sie nicht auch noch beleidigend werden. Und Sie sollten wirklich unbedingt anfangen, die Beiträge zu lesen, auf die Sie antworten! Wie Sie auf „unterstellte Spaß-Operationen“ kommen, wissen jedenfalls nur Sie.

    Meine Aussage lautete eben NICHT „Alle OPs“ können verschoben werden, sondern „viele OPs, die KEINE(!) Notfall-OPs“ sind, können verschoben werden.

    Wie Sie das plump ins Gegenteil verdrehen – Respekt!

    Machen Sie das eigentlich vorsätzlich - oder können Sie schon nicht mehr anders?
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  • M. R.
    6 Monate lang wird vor der 2.Welle gewarnt und offensichtlich nicht vorgesorgt. Ist natürlich nicht so einfach. Den starken Mann markieren bringt mehr Wählerstimmen, zumindest in Bayern.
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  • T. N.
    Und an diesem Zustand ist natürlich nur der böse Bürger schuld der sich nicht an die Vorgaben hält. Das ist mir zu einfach und lenkt nur vom Gesundheitswesen ab. Es ist die Aufgabe der Politik das zu ändern. Und das es am Personal mangelt hängt an der Bezahlung und den Belastungen und vielleicht ja auch an der Bürokratie. Wir haben über 82 Millionen Einwohner und da es ist es doch ganz klar das sich nicht jeder an die Vorgaben hält. Das ist so,das war so und das wird auch so bleiben. Ob es den Politikern passt oder nicht.
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  • T. R.
    Hallo Blum, ich bin schon der Meinung, dass die Bürger, die sich nicht an die Vorgaben halten, für einen großen Teil der gestiegenen Fallzahlen verantwortlich sind.
    Ihren Aussagen über das kaputtgeparte Gesundheitswesen kann ich zustimmen.
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  • T. N.
    Hentinger,ist schon richtig ihre Aussage.Aber macht den der Staat was anderes? Oder wie war das noch, wer ohne Schuld ist werfe den ersten Stein.
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  • K. H.
    EIn Glück, dass es ja in Karlstadt noch ein Krankenhaus gibt. Oder habe ich da jetzt etwas durcheinandergebracht?
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