
Hektik herrscht allerorten vor der Schließung der meisten Geschäfte ab Mittwoch – und das mitten im Weihnachtsgeschäft. "Wir werden Montag und Dienstag bis 20 Uhr öffnen, um den Kundenstrom zu entzerren", sagt Martin Krause vom Modehaus Koch in Karlstadt. Viele andere Einzelhändler in Main-Spessart machen das genauso.
Welche Läden in Main-Spessart dabei sind, ließ sich in der kurzen Zeit nicht zusammenstellen. Susi Keller vom Karlstadter Stadtmarketing hat am Sonntag versucht, möglichst viele Geschäftsleute zu erreichen. Die Liste von Läden (siehe Infobox unten), die am Montag und Dienstag bis 20 Uhr geöffnet haben, sei aber leider bei Weitem nicht vollständig, bedauert sie.
Einige haben ihre Geschäftszeiten generell so geändert, dass sie am Montag und Dienstag vor der Schließung noch auf haben. Beispielsweise wäre bei Foto-Müller in Karlstadt normalerweise Montag der Ruhetag. Auch wäre ein paar Straßen weiter der Kinderladen "July und Luise" montags und dienstags am Nachmittag geschlossen, hat jetzt aber zumindest bis 18 Uhr auf.
Was ist mit Ware, die bestellt, aber vor Mittwoch noch nicht eingetroffen sind? Die Händler bieten ihrer Kundschaft zwei Wege, an diese Dinge heranzukommen. Entweder sie werden ausgeliefert oder sie können beim jeweiligen Laden kontaktlos abgeholt werden. Keller: "Da bekommt man beispielsweise eine Nachricht, dass es zu einer bestimmten Uhrzeit vor die Ladentür gelegt wird."
Verlängerte Öffnungszeiten und Lieferdienste auch in Marktheidenfeld
Auch in Marktheidenfeld haben die Händler schnell reagiert und teilweise ihre Öffnungszeiten erweitert oder planen Liefer- oder Abholdienste. Laut Géraldine Barrois, Vorsitzende der Werbegemeinschaft, hätten sich aber auch einige Händler bewusst dagegen entschieden. "Die, die länger offen haben, sehen das als Service und um die Kundenbesuche zu entzerren", erläutert Barrois. Dass der harte Lockdown ab Mittwoch kommt, finden die Mitglieder der Werbegemeinschaft richtig und wollen diese Maßnahmen unterstützen – auch, wenn es anders erhofft war, vor allem, weil die Marktheidenfelder Innenstadt in den letzten Wochen bereits durch eine Baustelle gebeutelt war.
Am Montagmorgen war die Innenstadt gut belebt. Vor kleineren Geschäften hatten sich "Schlangen" von zwei bis drei Personen gebildet. Auch bei Thomas Albert, Inhaber von Bürobedarf Albert, ist einiges los. 40 Kunden seien bis 11 morgens bereits im Laden gewesen. "Wenn übermorgen kein Lockdown wäre, wäre ein solcher Kundenbetrieb für einen Montagmorgen traumhaft", sagt er. Auch er hat seine Öffnungszeiten am Montag und Dienstag bis 20 Uhr ausgeweitet. Zudem bietet er für die Zeit, in der das stationäre Geschäft geschlossen bleiben muss, einen Lieferservice an.

"Wir nehmen über Telefon, Mail oder Fax Bestellungen entgegen", erklärt er. Bezahlt wird per Rechnung oder in bar bei Entgegennahme. Noch lieber wäre ihm, wenn die Kunden die bestellte Ware in einer speziellen Zone am Laden abholen könnten. Noch aber wartet er auf die Erlaubnis dazu vom Landratsamt. Dort nachgefragt heißt es, dazu könne man erst verbindliche Aussagen treffen, wenn die 11. bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung vorliegt. Diese wird am Dienstag erwartet.
Anders gestaltet sich die Situation beim Weltladen Marktheidenfeld. Da dieser auch Lebensmittel anbietet, darf er voraussichtlich geöffnet bleiben, muss die Verkaufsfläche mit Kunsthandwerk aber absperren. "Insgesamt sind viele Fragen noch nicht geklärt, aber es wird einen Weg geben", gibt sich Barrois zuversichtlich. Zudem gebe es immer die Möglichkeit, Gutscheine auf marktheidenfeld-live.de zu erwerben.
Gemündener Einzelhändler verzichten auf ihre Mittagspause
Die Einzelhändler in der Gemündener Innenstadt haben auf den Lockdown kurzfristig reagiert und verlängern ihre Öffnungszeiten am Montag und Dienstag teilweise bis 20 Uhr. Elke Herkert-Mai, die Inhaberin des Schmuckgeschäfts in der Obertorstraße, verzichtet für zwei Tage auch auf ihre Mittagspause. „Wir haben ja dann eine lange Pause.“ Zettel im extra üppiger ausgestatteten Schaufenster ermutigen die Kunden, telefonisch Dinge, die ihnen gefallen, zu bestellen. Dann werden sie geliefert. Bei Spielwaren Bauer, der noch im Januar und Februar geöffnet hat, möchte man ebenfalls bestellte Ware ausliefern. Außerdem können die Leute anrufen und ihre Wünsche durchgeben.
Peter Welzenbach, der in Burgsinn und Gemünden ein Modegeschäft betreibt, sagt: „Das ist für uns eine ganz harte Nummer.“ Über soziale Medien ruft das Geschäft dazu auf, jetzt noch einzukaufen. Änderungen, die gemacht werden, wolle man ausliefern. Er hofft auf Bestellungen von Stammkunden auch in der Zeit des Lockdowns, dann werde geliefert. Ein Schaufenster in Burgsinn wurde schnell mit der neuesten Kollektion bestückt. Einem Kunden, der sich gemeldet hat, habe er über Bilder per Whatsapp zum richtigen Stück verhelfen können.
Schuh Mentges darf zwar weiterhin geöffnet haben, aber nur wegen der Orthopädie. Schuhe dürfen nicht verkauft werden. Der erste Lockdown war für das Schuhhaus aber schlimmer, denn das Frühjahr ist für Schuhe die "umsatzstärkste Zeit", sagt Anne Mentges. Sie hofft, dass der Ausverkauf im Januar stattfinden kann. Else Platzer vom Stadtmarketing Gemünden appelliert an die Kunden, Gutscheine bei den Händlern zu kaufen: „Gutscheine helfen dem Einzelhandel enorm. Die Händler sind für jede Unterstützung dankbar.“