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Main-Spessart
Corona führt zu zeitweise deutlicher Übersterblichkeit in Main-Spessart
Hatte Corona eine Auswirkung auf die Höhe der tatsächlichen Sterbefälle im Landkreis 2020? Die Zahlen sagen: ja, in den Monaten mit einer hohen Zahl an Infizierten.
Corona führt zu zeitweise deutlicher Übersterblichkeit in Main-Spessart
Björn Kohlhepp
 |  aktualisiert: 09.02.2024 13:07 Uhr

Die Frage, ob sich die Corona-Pandemie überhaupt bei den Sterbezahlen bemerkbar macht, lässt sich für Main-Spessart leicht beantworten: ja, sehr deutlich. Und zwar in den Monaten, in denen es viele Infizierte gibt. Für 2020 ist dies in den Monaten November und Dezember der Fall, als Main-Spessart Corona-Hotspot mit Ausbrüchen in mehreren Alten- und Pflegeheimen war. Offizielle, endgültige Zahlen gibt es nicht, aber die Redaktion hat von sämtlichen Einwohnermelde- und Standesämtern im Landkreis Main-Spessart die vorläufigen Zahlen für die Monate Oktober, November und Dezember eingeholt.

Daraus lässt sich ablesen, dass im November 50 Personen mehr als im Schnitt der vier Vorjahre starben, die sogenannte Übersterblichkeit betrug damit 41 Prozent. Im November gab es sogar 94 Sterbefälle mehr, was eine Übersterblichkeit von 71 Prozent bedeutet. Gegenüber dem Vorjahr (120 Sterbefälle) gab es nach den Zahlen der Einwohnermeldeämter im Dezember 105 Fälle mehr. Im April mit einem leichten Coronageschehen in Main-Spessart gab es zwar eine Übersterblichkeit, sie war mit 13,8 Prozent aber nicht bemerkenswert.

Für die Monate Januar bis September 2020 hat das Statistische Landesamt kürzlich einen neuen bevölkerungsstatistischen Quartalsbericht veröffentlicht. Das Amt weist darauf hin, dass die Zahlen darin teilweise noch vorläufig sind. Auf Anfrage sagt Pressesprecher Gunnar Loibl, dass für das letzte Quartal 2020 noch keine Zahlen vorlägen. Für das Gesamtjahr 2020 lägen die endgültigen Zahlen erst Mitte 2021 vor.

Das Landratsamt erfasst die Sterbefälle in Main-Spessart nicht

Die Zahlen für das Landesamt werden von den Standesämtern geliefert – die erfassen, welche Sterbefälle im Bereich des jeweiligen Standesamts eingetreten sind. Wenn ein Gemündener im Lohrer Krankenhaus stirbt, wird der Sterbefall vom Standesamt Lohr beurkundet und dem Landesamt gemeldet. Stirbt ein Main-Spessarter in Würzburg, ist das Würzburger Standesamt zuständig. Das Landesamt, so Pressesprecher Loibl, rechnet die Sterbefälle letztlich aber doch dem Landkreis zu, wo der Verstorbene gemeldet war. Das ist mit vielen Korrekturbuchungen verbunden. Das Landratsamt erfasst die Sterbefälle im Landkreis hingegen nicht.

Auch die Zahlen der Einwohnermeldeämter im Landkreis, die erfassen, wie viele Bürger des jeweiligen Gemeindegebiets tatsächlich verstorben sind, sind einstweilen nur als vorläufig zu bezeichnen. Von der VG Lohr etwa heißt es, dass das Würzburger Standesamt durch viele Sterbefälle und Feiertage schon mal zwei Wochen hinten dran hänge.

Vergleich mit Schnitt der vier Vorjahre

Bei der Frage nach der Übersterblichkeit vergleichen Ämter für Statistik die Todeszahlen mit dem Schnitt der vier Vorjahre, wie das Statistische Bundesamt auf seiner Internetseite erklärt. Dies wird deshalb gemacht, weil Sterbe­fall­zahlen auch von der Größe und der sich verändernden Alters­struktur der Bevöl­kerung abhängen – soll heißen: mehr Ältere, mehr Sterbe­fälle. Auf der anderen Seite könne man nicht einfach einen Vergleich mit einem Vorjahr ziehen, weil die Aus­wirkungen von Grippe­wellen und Hitze­wellen in jedem Jahr leicht unter­schiedlich sind. Deshalb wurden die vier Vorjahre als Vergleichszeitraum als Kompromiss gewählt.

Eine Schwankung von etwa zehn Prozent liegt dabei im Normalbereich: "Gründe dafür können unter anderem das Wetter, aber auch Infektionskrankheiten wie die Grippe sein", erklärt ein Sprecher des Landesamtes. Influenza-Wellen, wie im Januar 2017, oder besonders heiße Sommer schlagen sich in den Sterbezahlen nieder, so kommt es zu natürlichen statistischen Schwankungen.

Zeitweise sogar eine Untersterblichkeit im Landkreis

Monat für Monat betrachtet, ergibt sich in manchen sogar eine deutliche Untersterblichkeit in Main-Spessart, etwa im Januar 2020 (-13,7 Prozent), wo es 128 Sterbefälle gab. 2017 waren es im Januar sogar 178. Ganz deutlich wird es im Juni: Mit -18,5 Prozent war die Untersterblichkeit am höchsten. Im Gesamtjahr ergibt sich mit den vorläufigen Zahlen der Einwohnermeldeämter für Main-Spessart eine Übersterblichkeit von knapp acht Prozent (114 Gestorbene mehr).

Interessant wäre die Übersterblichkeit in der besonders von der Corona-Pandemie betroffenen Gruppe der über 65-Jährigen. Die betrug im April 2020 nach den amtlichen Zahlen im Landkreis Main-Spessart 17,1 Prozent, lag also höher als die in der gesamten Bevölkerung des Landkreises. Für die Monate November und Dezember, dem Höhepunkt der zweiten Welle in Main-Spessart, liegt dazu noch keine Auswertung vor.

Statistisches Landesamt geht von Zusammenhang mit Corona aus

"Ob die auf Kreisebene zeitweise erhöhte Sterblichkeit auf Corona zurückzuführen ist, können wir nicht sagen", sagt der Sprecher des Landesamtes für Statistik. Die Statistik der Todesursachen werde erst im Laufe des Jahres vorliegen. Es sei jedoch offenkundig, dass eine deutlich erhöhte Sterblichkeit in den Landkreisen vorliegt, die stark von Corona betroffen waren. Corona als Ursache liege deshalb nahe. Für Main-Spessart lässt es sich schon klarer sagen: Laut Zahlen des Landratsamts gab es im November 34 mit/an Corona Verstorbene, im Dezember 121.

 
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  • r.kerber@web.de
    Die Übersterblichkeit der Ü-65 -Jährgen im November von 71% in MSP deckt sich in etwa mit der Übersterblichkeit im Rest der Republik. Hier sind bei den Ü-70-ern im November 70,17 % mehr Personen dieser Altersklasse verstorben, bei den Ü-60-70-ern waren es 12,78% mehr Verstorbene mehr.
    Man kann einzelne Monate betrachten, aber ein Schnitt sollte seriöserweise unter einem größeren Zeitraum gemacht werden, ansonsten könnte man runtergehen und einzelne Tage betrachten.
    Wenn mann z.B. den März 2018 anschaut, sieht es ähnlich aus wie im Nov. 2020. da gab es in den o.g. Altersgruppen eine ähnliche Übersterblichkeit, was damals allerdings keinen interessierte. Aus der Historie hätte man, mit etwas guten Willen herauslesen können, wen eine Virusepedemie am häfigten fatal trifft und auch wo diese Leute dann zuhause sind. Es hätte nicht überraschen dürften, dass die Leute in Alten- und Pflegeheimen wohnen. Eine spezielles Schutzkonzzept gab es offensichtlich nicht.
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