
Carina Göbel-Lieblein ist Hebamme aus Leidenschaft. Das spürt man, wenn die 38-Jährige über die Magie einer Geburt oder die ganz besondere Beziehung zu werdenden Müttern spricht. "Ich könnte mir keinen anderen Beruf vorstellen", sagt sie. Zu Jahresbeginn hat sich die Gänheimerin mit ihrer eigenen Hebammenpraxis "Goldkinder" in Arnstein einen Traum erfüllt. Zuvor hatte sie in der Missionsärztlichen Klinik in Würzburg Geburten und frischgebackene Mütter und Väter begleitet.
Jetzt betreut die Mutter von drei Kindern in den Räumlichkeiten der Physiotherapiepraxis von Simone Schneider Frauen in der Schwangerschaft, Stillzeit und im Wochenbett. Zudem gibt sie Kurse. Im Gespräch mit dieser Redaktion spricht Göbel-Lieblein über den Weg zur eigenen Praxis, die für Hebammen schwierigen Rahmenbedingungen – und die Mütter von heute.
Carina Göbel-Lieblein: Der Gedanke an eine eigene Praxis schlummerte schon lange in mir, da der Bedarf so groß ist. Nach meiner Ausbildung in Marburg habe ich 2008 gleich im Missio angefangen. Anfänglich im Kreissaal und später auf der Wochenbettstation. Freiberuflich habe ich aber immer nebenbei Schwangere und Mütter betreut. Das Schöne an meinem Beruf ist ja: Ich kann die Arbeitsstruktur an meine jeweilige Lebenssituation anpassen. Die Flexibilität in der Freiberuflichkeit ist mir wichtig, um Arbeit und Familie gut vereinen zu können. Meine Kinder sind sechs, acht und elf Jahre alt, mein Mann voll berufstätig. Und: In der Klinik ging es Schlag auf Schlag. Jetzt kann ich mich voll auf die Frauen einlassen und mir für sie Zeit nehmen.

Göbel-Lieblein: Ursprünglich wollte ich gemeinsam mit drei Kolleginnen im Landkreis Würzburg eine Hebammenpraxis eröffnen. Daraus ist aber leider aufgrund unglücklicher Umstände nichts geworden. Im vergangenen Jahr war mir dann aber irgendwann klar, dass ich meinen Traum alleine weiterverfolgen will.
Göbel-Lieblein: In Arnstein, allein – dieser Gedanke hat mich lange abgehalten. Ich kenne hier aber viele Menschen, fühle mich heimisch. Bei meiner Suche nach passenden Räumen bin ich auch auf Physiotherapiepraxen zugegangen und habe gefragt, ob ich mich einmieten könnte. Simone Schneider hat gleich gesagt, sie könne sich das gut vorstellen und hätte passende freie Räume im Obergeschoss. Mir war schnell klar: Etwas Besseres kann mir gerade nicht passieren. Simone unterstützt mich sehr. Ich bin ihr dankbar, dass sie mir das ermöglicht.
Göbel-Lieblein: Mein Betreuungsgebiet geht bis Werneck, Bergtheim und Retzbach und dann bis Altbessingen, Büchold, Müdeheim und Halsheim. Monatlich kann ich sechs bis sieben Frauen aufnehmen. Das erste Gespräch findet meist in der zwölften Woche statt – die Frauen sollten sich aber aufgrund des starken Hebammenmangels deutlich früher bei mir melden. Das kann durchaus schon beim positiven Schwangerschaftstest sein.

Göbel-Lieblein: Ich würde mich freuen, wenn ich mit einer weiteren Hebamme im Team zusammenarbeiten könnte. Denn aktuell weiß ich noch nicht genau, wie ich eine Vertretung für mich organisiere – zum Beispiel, wenn ich im Urlaub bin. Die nächsten Hebammen wohnen in Werneck, Karlstadt oder im Landkreis Würzburg. Die fahren aber meist nicht bis nach Arnstein.
Göbel-Lieblein: Es war schon einmal im Gespräch, ob sich auch Hebammen aus Main-Spessart daran beteiligen. Prinzipiell finde ich das mega, das würde mich total entlasten. Ich betreue ja bereits jetzt Frauen aus dem Raum Würzburg. Bergtheim ist für mich schneller erreichbar als zum Beispiel Frammersbach. Ich würde mich allerdings freuen, wenn das Projekt landkreisübergeifend konzipiert wäre, also auch Hebammen aus dem Würzburger Raum Frauen aus Main-Spessart betreuen würden.
Göbel-Lieblein: Eindeutig bei den Fallpauschalen. Die Kosten, zum Beispiel für Sprit, steigen – die teils sehr niedrigen Pauschalen passen sich dieser Entwicklung aber nicht an. Die Gebührenordnung muss dringend überarbeitet werden. Auch, um dem seit Jahren bestehenden Personalmangel entgegenzuwirken.
Göbel-Lieblein: Nicht nur Frauen, die ich betreue! Die Kurse sind offen für alle Schwangeren, deren Partner und junge Mütter und können über meine Website gebucht werden. Dazu biete ich zum Beispiel auch Akupunktur und im Wechsel mit dem Gynäkologen die Vorsorgeuntersuchung laut Mutterschaftsrichtlinien an. Zudem schreibe ich CTG und bilde so die Herztöne des Babys ab. Ich möchte Frauen einfach einen Ort bieten, an dem sie sich entspannen und auf sich und ihr Kind konzentrieren, aber auch ihre Sorgen mit mir teilen können.
Göbel-Lieblein: Das würde ich sagen, ja. Die Mütter werden älter und lesen sich viel Wissen an. Das sorgt aber nicht unbedingt für mehr Entspanntheit – im Gegenteil. Die Frauen müssen wieder mehr auf ihr Bauchgefühl hören, dabei will ich sie unterstützen. Ein Beispiel: Die richtige Temperatur des Badewassers wird oft aufs Grad genau mit dem Thermometer gemessen. Ich lasse die Frauen ausprobieren: Dampft das Wasser? Dann ist es zu heiß. Haltet mal euren Arm hinein. Ist es zu lau? Dann wird eben noch warmes Wasser dazugegeben. Ich bin sowieso davon überzeugt: Jeder kann mit einem Baby umgehen. Die Ängste sind meist völlig unbegründet.
Am 28. Januar öffnet Carina Göbel-Lieblein von 11 bis 14 Uhr ihre Praxis für Interessierte. "Jeder ist dazu herzlich geladen", sagt die Hebamme. Weitere Infos und die Kontaktdaten gibt's im Internet unter hebammenpraxis-goldkinder.de