Der Reiz des Campings mit den früher oft minimalistisch ausgestatteten Wohnanhängern findet wieder vermehrt Freunde. In Hofstetten konnte man beim Sommertreffen des Camping-Oldie-Clubs (COC) Gespanne bewundern, bei denen nicht nur der Wohnanhänger ein mindestens 30-jähriger Oldie war, sondern oft auch das zugehörige Zugfahrzeug die Herzen von Oldtimer-Fans höher schlagen ließ. Beim "Tag der offenen Wohnwagentür" standen die Camper mit ihren rund 60 Gespannen interessierten Besuchern gerne Rede und Antwort zur Herkunft und Ausstattung ihrer mit Begeisterung gepflegten "alten Schätzchen".
"Der COC e.V., der größte Camping-Oldie-Club in Deutschlands, widmet sich mit seinen etwa 480 Mitgliedern dem Erhalt alter Zeltanhänger, Klappcaravans, Wohnwagen und der Pflege des Camping-Brauchtums", erklärt Jürgen Schuler aus Bad Kissingen. Er organisierte gemeinsam mit den Mitgliedern Diana und Ralf Sailer (Aschaffenburg) sowie Jürgen Weiß (Winnenden) heuer dieses Sommertreffen beim Spessart Camping Schönrain.
Die Wohngefährte der Teilnehmer müssen mindestens 30 Jahre alt sein, so Schuler. Bei den Zugfahrzeugen ist dies keine Bedingung. Ein Oldie wird hier jedoch gerne gesehen und viele der Anwesenden besitzen auch einen solchen. Die drei Ausrichter selbst haben die typischen 80er-Jahre-Gespanne, wie den Rapido Hubdach, den Rapido Klappwohnwagen oder den Esterel Klappwohnwagen, sowie passende Zugfahrzeuge aus der gleichen Zeit.
Familienurlaub im Oldie-Wohnwagen
Mit ihrer 29 PS "starken" Citroen 2CV Ente Dolly und dem Wohnanhänger aus DDR-Produktion in Leichtbauweise sind Melanie und Stefan Drücker aus Osnabrück angereist. Die Aufkleber an der offenen Wohnwagentür lassen erahnen, wie weit ihr gebraucht erworbenes Wohngefährt "QEK Junior", Baujahr 1987, schon herumgekommen ist. Auf Oldtimer-Treffen mit ihrer Ente haben die Fans öfter Retro-Wohnwagen gesehen und so die Liebe auch zu diesen Oldies entwickelt. "Die Ente kann den QEK mit 360 Kilogramm Leergewicht und zulässigen 500 Kilogramm Gesamtgewicht durchaus ziehen", erzählt Stefan Drücker.
Der Wohnanhänger ist zwar minimalistisch ausgestattet, bietet mit seiner zu einer etwa 1,80 Meter im Quadrat großen Liegefläche aus der umbaubaren Sitzgruppe zwei bis drei Personen Platz. Eine kleine Küchenzeile mit Spülbecken und Gaskocher ist ebenfalls vorhanden. "Mit dem Wohnmobil machen wir auch unseren normalen Familienjahresurlaub über mehrere Wochen, wenn der Sohn mitreist, schläft er dann meist nebenan im Zelt", erzählt Melanie Drücker. Auch für Wochenendfahrten nutzen sie das Gefährt. Das Oldie-Treffen ist für die beiden jetzt gute Gelegenheit, einen kurzen, knapp zweiwöchigen Sommerurlaub in Hofstetten zu verbringen.
Camper von 1965 – aber mit Fußbodenheizung
Ein Stück weiter sitzt der 74-jährige Düsseldorfer Peter Halene in seinem kultigen Caravan Yvonne Baujahr 1965 aus dem niederländischen Hause Mostard. Er besitzt das Wohnmobil seit rund acht Jahren. "Das war nahezu eine Vollrestaurierung über mehrere Jahre", berichtet er. Als Besonderheit habe er eine elektrische Fußbodenheizung nachgerüstet. Halene suchte sich die Angebote im Internet zusammen und fuhr dann über eine Woche am Stück durch die Lande, auch nach Belgien und Niederlanden, um schließlich das für ihn Passende in Süddeutschland zu finden.
Bereits vorher besaß er den VW Karmann-Ghia Typ 34 aus dem Jahr 1963, der jetzt als Zugwagen vor dem Hänger steht. Diesen hat Peter Halene auch selbst restauriert: "Wir hatten das Glück, dass wir mitten in Düsseldorf mit vier Partien eine bereits geschlossene Werkstatt eines ehemaligen Autoelektrikers nutzen konnten." Auch er gewann über Auto-Oldtimertreffen das Interesse an Camping-Oldies. "Das Caravaning hat uns besonders über die Coronazeit hinweg geholfen, im vorigen Jahr waren wir beispielsweise acht Mal im Urlaub", sagt er. Dabei könne man ganz viele schöne Ecken in Deutschland kennenlernen.
Mit dem modernen Mobil zum Campen gekommen, jetzt mit dem Oldie unterwegs
Seit kurzem in Gebrauch genommen haben Beatrix Erb und Tony Dehn ihren aus dem Jahr 1965 stammenden belgischen Caravan-Oldie "la tortue" (die Schildkröte) mit seiner sofort ins Auge fallenden charakteristischen Form. Vor 18 Monaten gebraucht gekauft und zwischengeparkt, importierten sie ihn vor drei Monaten, und haben ihn "technisch auf Vordermann gebracht und per Einzelabnahme vom TÜV zugelassen". Demnächst sollen noch Küche und Nasszelle eingebaut werden. Beide probierten vor etwa sechs Jahren mit einem Hymer Eriba 320 GT, einem moderneren Model aus dem Jahr 2003 erstmals das Campen aus.
Das Hobby zum Nebenberuf gemacht
Die belgische Firma Constructam (1958 bis 1982) war bekannt für ihre qualitativ hochwertigen, robusten Wohnwagen. Das Model Comet 5 des Herstellers aus dem Jahr 1970 besitzen Roswitha und Martin Zabel aus Grevenbroich. Sie sind seit dem Kauf des Campers im Jahr 2008 Mitglied im COC und nutzen das Gefährt auch für weitere Urlaubsreisen, beispielsweise nach Kroatien. "Der Wohnanhänger ist auch ohne Nasszelle absolut alltagstauglich", sagt Martin Zabel. Er hat sein Hobby auch zum Nebenberuf gemacht. Denn er ist Vizepräsident Clubbetreuung im Verein DEUVET Bundesverband Oldtimer-Youngtimer. "Der DEUVET ist der übergeordnete Verband, bei dem Oldtimerclubs Mitglied werden können und die wir in allen politischen Fragen der Mobilität betreuen", erläutert Zabel. Der Verein sei ist als Interessenvertretung beim Deutschen Bundestag und beim Europaparlament registriert.
Viele der Oldie-Liebhaber lobten den großen familiäreren Charakter dieser und anderer mehrmals im Jahr stattfindenden Treffen. Man begegne sich immer wieder, mache aber auch neue Bekanntschaften. Einige der Gespanne werden bereits am nächsten Wochenende beim Oldtimer-Event in Bad Waldsee in Oberschwaben wieder dabei sein.