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Hafenlohr
Bürgermeister Schwab setzt in Hafenlohr auf Info-Videos
Dass Videos im Internet Dinge bewegen können, hat man bei der Europawahl gesehenen. Auch die Gemeinde Hafenlohr setzt auf Internetvideos – mit bescheideneren Ansprüchen.
In dem Videoformat "Hafenlohr aktuell" informiert Bürgermeister Thorsten Schwab in 60 Sekunden, welche Themen im Gemeinderat anstehen.
Foto: Screenshot Facebook, Gemeinde Hafenlohr | In dem Videoformat "Hafenlohr aktuell" informiert Bürgermeister Thorsten Schwab in 60 Sekunden, welche Themen im Gemeinderat anstehen.
Ralf Thees, Redakteur, Main-Post, Redaktion Marktheidenfeld.
Ralf Thees
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:47 Uhr

Dass die Bürger seiner Gemeinde möglichst informiert über das wesentliche lokale Geschehen sind, wünscht sich Thorsten Schwab. Der Bürgermeister von Hafenlohr geht dabei auch neue Wege. "Natürlich gibt es nach wie vor das Mitteilungsblatt", sagt Schwab, genauso wie die Aushänge am Rathaus. Und natürlich Lokalzeitungen wie die Main-Post. Aber Schwab glaubt, dass man darüber nicht alle erreichen würde. Über die sozialen Medien im Internet könne er auch nicht alle, aber nochmal andere Menschen erreichen. Und das nicht unbedingt nur mit Texten und Bildern, sondern mit Videos.

Im Jahr 2019 sind Videos im Netz Alltag. Manche Youtuber sind mit ihren Videos auch über das Internet hinaus bekannt geworden, auf Facebook, Twitter und Instagram wimmelt es von kurzen Filmchen. Doch in der Öffentlichkeitsarbeit gerader kleiner Kommunen findet man Bewegtbilder sehr selten. "Manche Kollegen glauben, man muss dafür teure Technik anschaffen", sagt Schwab.

Informationen vor der grünen Wand

Seit Ende vergangenen Jahres sieht und hört man Thorsten Schwab auf der Facebook-Seite der Gemeinde Hafenlohr.  Zuerst nur ein kurzer Videoclip aus dem Rathaus, in dem er die Themen der Ratssitzung aufzählt, die damals gleich danach stattfand. Das Video hat Schwab einfach schnell mit dem Smartphone aufgenommen. Den Stil "Selfie aus der Hand" hat Schwab noch für ein paar Videos beibehalten, dann wurde er anspruchsvoller. 

"Ich wollte in den Videos gerne Zahlen oder Bilder zu den Themen einblenden", erklärt der technikaffine Bürgermeister. Ein Versuch mit einem großen Bildschirm scheiterte. Also bediente sich Schwab einer Technik, die früher überwiegend in Kinofilmen Verwendung fand – die grüne Leinwand, der sogenannte Greenscreen.

Nimmt Schwab aktuell ein Video für die Gemeinde auf, steht er in einem ungenutzten Raum seines Büros in Marktheidenfeld. Vor ihm seine Kamera, auf ein Stativ befestigt, hinter ihm eine Holzkonstruktion, die mit grünem Stoff bespannt ist. Links und rechts stehen ein paar LED-Scheinwerfer. Während der Aufnahme spricht Schwab einfach in die Kamera. Text, Bilder und sogar andere Videos fügt er nachträglich mit einem Computerprogramm in die Aufnahme ein. Alles was grün ist, wird beispielsweise mit einem Foto ersetzt, oder eben den Zahlen des Gemeindehaushalts.

Mit der Videokamera bei den Zauneidechsen und in der Turnhalle

In einem ungenutzen Raum in seinem Büro in Marktheidenfeld dreht Thorsten Schwab als Bürgermeister vor einem 'Greeenscreen' kurze Informationsvideo für seine Gemeinde Hafenlohr. Bilder und Text werden danach über ein Computerprogramm im grünen Bereich eingeblendet.
Foto: Ralf Thees | In einem ungenutzen Raum in seinem Büro in Marktheidenfeld dreht Thorsten Schwab als Bürgermeister vor einem "Greeenscreen" kurze Informationsvideo für seine Gemeinde Hafenlohr.

Die Ausrüstung für das "Studio" hat sich Thorsten Schwab privat zugelegt. "Das waren rund 400 Euro". Die Fotokamera, mit der er filmt, hatte er vorher schon. Auch der Zeitaufwand hält sich mittlerweile in Grenzen. Sein Ziel ist, dass das Video maximal 60 Sekunden lang ist. Zum einen, weil Schwab nur ganz knapp die wesentlichen Informationen geben will. Zum anderen, weil er dann die Videos auch im sozialen Netzwerk Instagram ausspielen kann, wo die Filmchen nicht länger als eine Minute sein dürfen. Bei den ersten Aufnahmen musste Schwab noch viel ausprobieren und verändern, wie er sagt. Mittlerweile ginge das deutlich schneller. "Wenn der Aufwand zu groß wäre, würde ich es auch nicht machen", sagt der Bürgermeister, "ich habe genug andere Dinge zu tun."

Und nicht immer betreibt er den Aufwand mit dem Greenscreen. Nach wie vor ist er einfach mit der Smartphonekamera in der Gemeinde unterwegs, wenn Interessantes passiert. Beispielsweise wenn Zauneidechsen am Bahndamm umgesiedelt werden, oder Schwab zeigt im Video den aktuellen Stand der Bauarbeiten in der Renkl-Halle. "Das ist einfach für mich, ich als Bürgermeister habe den Schlüssel zur Halle", sagt Schwab. So könne er den Bürgern unkompliziert einen Einblick geben.

Keine Konkurrenz zur Presse

Schwab strebe mit dieser Art von Öffentlichkeitsarbeit keine Konkurrenz zur Presse an, wie er sagt. Auch möchte er keine Parteiwerbung machen. "Ich versuche in den Videos so neutral wie möglich zu informieren", sagt Thorsten Schwab. Auf seiner Facebook-Seite als Landtagsabgeordneter der CSU sei das beispielsweise in dem Video-Format "Frag den Schwab" anders, dort kommt seine eigene Meinung deutlicher zur Geltung.

Rund 1800 Einwohner hat Hafenlohr zusammen mit dem Ortsteil Windheim, zwischen 400 und 1400 Leute schauen sich die Videos an. "Das sind bestimmt nicht nur Hafenlohrer", sagt Schwab lachend. Aber er weiß, dass das Format von den Bürgern beachtet wird, auf der Webseite der Gemeinde sind die Facebook-Inhalte auch eingebunden. "Ich wurde schon von einer 70-Jährigen angesprochen, die eines der Videos gesehen hat", erzählt Schwab – ihr Enkel hat es ihr gezeigt, der Frau habe es gefallen.

Mit den Videos versucht Schwab, den Hafenlohrer Bürgern über einen neuen Weg die nötigsten Informationen über die aktuellen Themen in der Gemeinde zu liefern. "Wer mehr wissen will, muss das Mitteilungsblatt oder die Zeitung lesen", sagt der Bürgermeister. Aber beides würden seiner Einschätzung nach immer weniger tun. 

Negatives über seine Medienarbeit für die Gemeinde hat Schwab von seinen Bürgermeisterkollegen noch nicht gehört. Er könne sich aber vorstellen, dass manche den Kopf schütteln würden, gibt er schmunzelnd zu. Doch Thorsten Schwab weiß, dass wiederum andere Kolleginnen und Kollegen das kommunale Videoprojekt mit großem Interesse beobachten.

 
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