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Altfeld
Bürger stören sich an wild parkenden Lastwagen in Altfelder Gewerbegebieten: Was man dagegen tun kann
Wegen fehlender Parkplätze an den Autobahnen suchen Lkw-Fahrer Zuflucht an Schlossfeld und Söllershöhe. Einen Lösungsansatz hat die Firma Cummins gefunden.
Trotz Halteverbots zwischen 22 und 6 Uhr im Gewerbegebiet Söllershöhe in Altfeld parken dort jede Nacht viele Lkw.
Foto: Dorothea Fischer | Trotz Halteverbots zwischen 22 und 6 Uhr im Gewerbegebiet Söllershöhe in Altfeld parken dort jede Nacht viele Lkw.
Katrin Amling
 und  Lucia Lenzen
 |  aktualisiert: 07.12.2024 02:32 Uhr

Auf den Raststätten stehen sie häufig Stoßstange an Stoßstange: Bundesweit fehlen Parkplätze für Lastkraftwagen (Lkw), auf denen die Fahrerinnen und Fahrer ihre nächtlichen Stand- und Ruhezeiten einhalten können. Weil die Autohöfe und Raststätten auf der Autobahn meist überfüllt sind, versuchen viele Lastwagenfahrer in den autobahnnahen Gemeinden ihr Glück. Besonders betroffen davon sind die Altfelder Gewerbegebiete Schlossfeld und Söllershöhe.

Dass das auch Anwohner und Bürger stört, war in der Marktheidenfelder Bürgerversammlung Mitte Juli Thema. So kritisierte Simon Herzog aus Altfeld, dass die Lkw trotz Halteverbotsschildern in den Gewerbegebieten stehen. Im Gespräch mit der Redaktion erklärt er: "Mein Hauptkritikpunkt ist, dass im Gewerbegebiet Söllershöhe nachts Lkw parken und das weder kontrolliert noch geahndet wird." Überall liege Müll herum und die Fahrer würden die Straßen als Toilette benutzen.

Polizei um verstärkte Kontrollen gebeten

Auch Helmut Adam, Stadtrat aus Altfeld, kennt die Situation vor Ort. Im Gewerbegebiet Schlossfeld stünden die Lkw bereits seit zehn Jahren an den Straßenrändern. Große Quadersteine oder Pflanzkübel, die im Laufe der Zeit von der Stadt als Blockade dort hingesetzt wurden, hätten für ein bisschen Abhilfe gesorgt. Auf der Söllershöhe aber, auf der noch viel Fläche frei ist, gerieten durch das Überfahren schon teils die Straßenränder in Mitleidenschaft.

Halteverbot im Gewerbegebiet: Um nächtliches Wildparken von Lastwagen zu verhindern, stehen in den Altfelder Gewerbegebieten Schlossfeld und Söllershöhe Halteverbotsschilder. 
Foto: Lucia Lenzen | Halteverbot im Gewerbegebiet: Um nächtliches Wildparken von Lastwagen zu verhindern, stehen in den Altfelder Gewerbegebieten Schlossfeld und Söllershöhe Halteverbotsschilder. 

Simon Herzog macht der Stadt keine Vorwürfe, er habe auf seine Beschwerden bei der Bürgerversammlung auch ausführliche Antworten bekommen. Er ist jedoch der Meinung, dass vor allem die Polizei das Problem durch stärkere Kontrollen lösen könnte. "Wenn das eine Zeit lang konsequent geahndet wird, spricht sich das herum", ist er überzeugt.

Nachgefragt bei der Stadt Marktheidenfeld heißt es, dass die Stadt selbst keine konkreten Maßnahmen plane. Allerdings sei die Polizei um verstärkte Kontrolle gebeten worden. Michael Zimmer, Polizeichef in Marktheidenfeld, bestätigt auf Anfrage der Redaktion, dass immer wieder Beschwerden von Anwohnern und Fußgängern bei der Polizei Marktheidenfeld landeten und auch ihre Berechtigung hätten.

Polizei kann nur Symptome bekämpfen

"Wenn irgendwo in den autobahnnahen Ortschaften noch Platz ist, spricht sich das leider schnell herum", sagt er. Das, was die Polizei tun könne, sei aber letztlich nur eine Symptombekämpfung. "Gegen die Ursache, die Tatsache, dass einfach unheimlich viele Güter auf der Straße unterwegs sind, können wir auch nichts machen", so Zimmer.

Die Polizei kann zum Beispiel Strafzettel verteilen, wenn es um das Thema "falsch parken" geht. Also, wenn die Lkw trotz nächtlichem Parkverbot in den Gewerbegebieten stehen. Inwiefern die Polizei einschreite, sei allerdings eine Ermessenssache. Handelt es sich um einen ausländischen Lkw, muss das Bußgeld bar oder mit Karte bezahlt werden.

"Da gilt es abzuwägen: Wecken wir den Fahrer jetzt auf und unterziehen ihn einer Kontrolle oder lassen wir ihn schlafen, damit er nachher auf der Straße fit ist?", sagt Zimmer. Für die Entscheidung spiele dann eine Rolle, inwiefern der Falschparker mit seinem Fahrzeug den Weg behindere, versperre oder sonst wie störe.

Die Firma Cummins in Altfeld bietet ihren anliefernden Lkw die Möglichkeit, eine Nacht auf ihrem Gelände stehenzubleiben.
Foto: Lucia Lenzen | Die Firma Cummins in Altfeld bietet ihren anliefernden Lkw die Möglichkeit, eine Nacht auf ihrem Gelände stehenzubleiben.

Nicht gestattet: Ladung umsatteln und Müll hinterlassen

Keine Kulanz gibt es allerdings, wenn zwei Lastwagenfahrer ihre Ladung überbrücken, also zum Beispiel einen Übersee-Container von einem auf einen anderen Lkw umsatteln. "Das verursacht Lärm, sorgt für Behinderungen und kann teilweise auch den Asphalt beschädigen, da der Container zwischenzeitlich abgestützt werden muss", so Zimmer. Insofern werden solche Aktionen, sollten sie von der Polizei beobachtet werden, kontrolliert und geahndet.

Ebenfalls nicht gestattet sind Verunreinigungen. Wenn die Lkw-Fahrer Müll hinterlassen oder ihre Fäkalien, kann es ein Verwarngeld geben. 

Einen guten Ansatz, um zumindest ein wenig Abhilfe zu schaffen, verfolgt der weltweit tätige Konzern Cummins, der im Altfelder Gewerbegebiet Schlossfeld ein Produktionswerk betreibt: Die Firma stellt einige wenige Parkplätze vor ihrem Gelände zur Verfügung, auf denen anliefernde Lkw parken und auch eine Nacht stehen dürfen, sagt Personalleiter Sebastian Weidner.

Darüber hinaus können sich Fahrerinnen und Fahrer im Gebäude einen Kaffee holen und die Toiletten benutzen. "Wir kennen die Problematik und sehen die zugeparkten Straßen", erläutert er. Einige Fahrer kämen zum Beispiel am Abend, um dann am nächsten Morgen abzuladen. "Insgesamt nehmen die Fahrer das Angebot dankend an", so Weidner.

 
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  • Heinrich Höllerl
    Man möge sich bitte nur einmal ganz kurz in die Situation des LKW-Fahrers versetzten: Die Lenkzeit ist um, wegen eines der vielen Staus ist man nicht mehr am gewünschten Ziel angekommen und man MUSS jetzt von Gesetz wegen eine Pause machen. Das möchte ich persönlich auch lieber dort, wo ein bißchen Ruhe herrscht...
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  • Bernhard Schebler
    Was soll das Geschrei, wenn die LKW im Gewerbegebiet parken! Haben die Schreier mal überlegt, wer das Material und die Lebensmittel bringt. Ohne LKW hätte man keine Arbeit und wenn die LKWes, sagen wir mal 3 Wochen nicht fahren würden, hätten die Schreier auch keine Nahrung mehr. Auserdem wohnt niemand im Gewerbegebiet!
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  • Elisabeth Hofmann
    gerade in Bayern gibt es doch überhaupt keinen Grund sich hier aufzuregen.

    Seit gefühlt Hundert jahren stellte die bayrische staatstragende Partei den bundesdeutschen Verkehrsminister, der für das Desaster verantwortlich ist.
    Aber lieber Hunderte Millionen Euros für eine komplett falsch geplante PKW-Maut aus dem Fenster werfen. Wieviel Parkplätze hätte man davon bauen können.

    Also liebe Bürger, der letztendlich richtige Adressat für die Beschwerden sitzt in der Staatskanzlei, daher immer schön den örtlichen CSU-Bürgermeistern und Abgeordneten damit auf den Geist gehen.

    Die Fahrer sind die ärmstenund am meisten Betroffenen in dieser Angelegenheit. Nicht der Bürger, der wohl nicht in dem Gewrbegebiet wohnt

    gez L. Hofmann
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  • Thomas Diener
    Ein Milchmädchnrechnung :)
    Keiner möchte die Parkplätze in seinem Gebiet , weil es keine Einnahmen bringt . Das Geschrei über neue Versiegelungen auf dem land wird dann noch größer und das Problem hat nicht nur Bayern. Seit einiger Zeit haben wir einen neuen Verkehrsminister , eine neue Ampelkoalition aber hat sich soviel getan um die Belange der Fahrer und der Situation zu verbessern ? irgendwann wird es keine Fahrer mehr geben und dann bin ich gespannt , wer dann am lautesten wieder schreit !
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  • Harald Zierhut
    Schön dort für Fernfahrer: ausländisches Kennz. und man wird man offenbar nicht zur Kasse gebeten. Tenor für mich so "die Lenkzeitunterbrechung unterbrechen wir nicht - er muss ja noch weiter fahren...". Danke Polizei! Diese Einstellung bitte auch bei mir anwenden, als PKW-Fahrer. Da sind Schilder aufgestellt - und wenn jeder macht war er will funktioniert das nicht. Es macht schon Arbeit ein Knöllchen einem ausländischen Fahrer zu verabreichen: Name, Adresse etc. sind ja nicht gerade in Deutsch aufgeführt. Grusel. Nur wenn rigoros dieses dort geahndet wird, erst dann kehrt dort wieder Ruhe und Sauberkeit ein. Versuchen sie mal auf der A3 oder A5 gegen 16 Uhr einen Parkplatz für einen PKW zu finden. Meist Fehlanzeige. Verstopft durch LKW`s, welche sich die ca. 10 EURO-Stellplatz-Gebühr am Autohof sparen wollen. Dabei gibt`s meistens aber noch freien Zugang zur Dusche und einen Verzehrgutschein. Wohlgemerkt: die StVO gilt für alle und die Route ist vorab zeitlich längst geplant.
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  • Harry Amend
    Was bitte stört denn den Bürger wenn Nachts im Gewerbegebiet geparkt wird, wo doch das Gewerbegebiet außerhalb von Ort ist? Manchmal kommt es einen vor als wenn einigen die Mucke an der wand stören würde und mandeln sich als Scheriffs auf. Meist sind es es genau die Personen die es selbst mit dem Recht nicht ganz so genau nehmen und vor Bäckereien, Schulen etc. im Halteverbot parken, so nach dem Motto - ich will doch nur schnell..., aber bei anderen der Zeigefinger heben.
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  • Jutta Nöther
    Das eigentliche Problem sind ja wohl die fehlenden Nacht-/Wochenend-Parkmöglichkeiten auf den öffentlichen Raststätten.
    Die LKW -Fahrer MÜSSEN schließlich Pause machen, ansonsten gibt es großes Geschrei wegen Lenkzeiten usw.
    Was sollen sie also tun, wenn sie keinen Parkplatz finden, weil es einfach nicht genug gibt?

    Strafzettel sind hier ja wohl wirklich nicht angebracht, auch wenn sich der aufmerksame Bürger beschwert. Der will aber dann auch gerne seine Güter erhalten!
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