Es war nicht sein Ziel, Politiker zu werden. Er wollte die Familientradition als erfolgreicher mittelständischer Unternehmer fortsetzen und doch wurde er 1978 Stadtrat und vier Jahre später auf Drängen seiner Parteifreunde Bürgermeister seiner Heimatstadt Gemünden. Jedenfalls fand Hans Michelbach rasch Gefallen an der Kommunalpolitik und den Gestaltungsmöglichkeiten als Bürgermeister, aber auch bei der Mitwirkung in der Bundespolitik.
Dieses Ergebnis zog nun Michelbach, für den nach 43 Jahren als Unternehmer in der Politik – davon 27 Jahre als CSU-Bundestagsabgeordneter – ein neuer Lebensabschnitt begonnen hat. Seine Erlebnisse, Erfahrungen und Schlussfolgerungen hat Hans Michelbach jetzt in seinem Buch "Auf der Suche nach Marktwirtschaft" zusammengefasst.
Bürgermeister-Gen vom Großvater geerbt?
Dieses Buch stellte der Bundestagsabgeordnete a. D. nun im Kreise seiner politischen Mitstreiter, Weggefährten, Kollegen, Freunde und Bekannten vor. Bei dieser kleinen Feierstunde im Gemündener Hotel Schäffer erinnerte er auch an die ereignisreichen und spannenden Jahre, die in seiner Heimatstadt begonnen haben und ihn schließlich in die "große Politik" führten.
Zu seinem politischen Interesse habe sicher auch sein Vater beigetragen, als er ihm in jungen Jahren Ludwig Erhards Buch "Wohlstand für alle" zu Weihnachten schenkte, erzählte Michelbach. Möglicherweise habe er aber auch das Bürgermeister-Gen von seinem Großvater (war Bürgermeister in Hammelburg) geerbt.
"Um die Wirtschaft war es in den 1980er Jahren nicht gut bestellt und Gemünden hatte seine ganz eigenen Probleme", erinnert sich der Bundestagsabgeordnete im Ruhestand an die Anfänge seiner politischen Tätigkeit. Das habe das Engagement eines Unternehmers erst recht herausgefordert.
Drei Bundeskanzler erlebt
Stadtsanierung, neue Gewerbe- und Wohnbaugebiete, die Ansiedlung neuer Betriebe und die Verbesserung der kommunalen Ertragslage – all dies habe volles Engagement beansprucht. Deshalb sei er seiner Schwester und seinem Schwager dankbar, dass diese ihm im Unternehmen den Rücken frei gehalten haben.
1994 zog Michelbach gerade so als letzter Kandidat der CSU-Landesliste in den Bundestag ein. Die Annahme des Amtes sei keine leichte Entscheidung gewesen. "Sie fiel am Ende für den Bundestag, aber nicht gegen Gemünden", betonte Michelbach jetzt. Mit seinem Engagement für die Scherenburg-Festspiele (ab 1989 wiederbelebt) sei er seiner Heimatstadt immer verbunden geblieben. Die 27 Jahre im Deutschen Bundestag mit den Bundeskanzlern Helmut Kohl, Gerhard Schröder und Angela Merkel waren turbulente Jahre, bilanzierte Michelbach.
Soziale Marktwirtschaft als Leitlinie
Er habe immer gewollt, dass die Menschen Freude daran haben, sich für ihre Region, ihr Land zu engagieren und innovativ zu sein, sagte Michelbach. Seine Leitlinie als Unternehmer, Stadtrat, Bürgermeister und Abgeordneter sei dabei die soziale Marktwirtschaft gewesen. Diese Wirtschaftsordnung habe "unser Land erfolgreich und stark gemacht".
In den 43 Jahren hat sich in der Politik viel geändert, lautete das Fazit von Michelbach. In erster Linie seien dies natürlich die politischen Themen, die die aktuelle Agenda bestimmen. Aber auch der Umgang miteinander habe sich in dieser Zeit beträchtlich geändert – aus seiner Sicht nicht zum Besseren.
Vieles sei in der Politik anonymer geworden und vielfach mehr auf Verwalten als auf Gestalten fixiert. Dies schaffe Distanz, wo Vertrauen nötig wäre. "Wer nur Stimmungen und Umfragen hinterherläuft, verliert den Faden." Die CDU habe sich zwei Jahre lang sehr mit sich selbst, statt mit den Problemen der Bürger beschäftigt.
"Deutschland braucht eine Modernisierungspolitik auf marktwirtschaftlicher Grundlage", stellte Michelbach fest. Er las den Anwesenden einige Passagen aus seinem Buch vor. Er startete mit der Geschichte, "wie es zum Bürgermeister Michelbach kam" und erinnerte mit einer Anekdote an seine erste persönliche Begegnung beim erstmaligen Einzug in den Bundestag mit dem damaligen Bundeskanzler Kohl.
Ein großer Teil des öffentlichen Lebens verzichtet aktuell auf "Massenveranstaltungen" und die Politiker ? Es wird doch immer an die Vernuft der Bürger appeliert........