
Ein bayerisches Sprichwort besagt, nirgends werde mehr gelogen als bei Hochzeiten und Beerdigungen. Geburtstage werden nicht genannt. Und deshalb, so Bundesinnenminister Horst Seehofer bei der Feier des 70. Geburtstags des CSU-Bundestagsabgeordneten Hans Michelbach, könne er ihm alles glauben, was er am Samstag vor rund 200 geladenen Gästen im Kongresshaus Rosengarten in Coburg über ihn gesagt habe. Der ehemalige Ministerpräsident würdigte die Lebensleistung des Unternehmers und Politikers und bezeichnete ihn als "Anwalt seiner Heimat".
Hans Michelbach wurde am 3. Mai 1949 in Gemünden am Main geboren, übernahm als ausgebildeter Kaufmann Führungsverantwortung im elterlichen Unternehmen und trat 1976 in die CSU ein. Von 1982 bis 1994 war er 1. Bürgermeister seiner Heimatstadt in Unterfranken, als er als Nachrücker über die Landesliste seiner Partei in den Bundestag kam. 2002 wurde er im Wahlkreis Coburg/Kronach direkt in das Parlament gewählt. Dieses Mandat in Oberfranken hält er bis heute.
Seehofer bezeichnete Hans Michelbach als "Tiefwurzler", weil er als Mensch und Unternehmer stark im tatsächlichen Leben verankert sei und sich nie an Dogmen, sondern an der Lebenswirklichkeit ausgerichtet habe. So sei er als Vorsitzender der CSU-Mittelstandsunion zu einem "Kapitän des Mittelstandes" geworden, mit dem Kompass der Sozialen Marktwirtschaft.
Der Bundesinnenminister bescheinigte dem Jubilar, seine politischen Ziele aufrecht und mutig verfolgt zu haben und dabei streitbar und mit Leidenschaft für seine Überzeugungen zu kämpfen. Dabei verfüge er aber auch über die Gabe, den richtigen Zeitpunkt zu erkennen, wenn man sich wieder einordnen müsse in Kompromisse und die Gemeinschaft. Damit unterscheide sich der Coburg-Kronacher Bundestagsabgeordnete "von Besserwissern und Querulanten". Er zollte Hans Michelbach Respekt dafür, was er für Unter- und Oberfranken, Bayern und Deutschland geleistet habe.

Alexander Dobrindt, Vorsitzender der CSU-Landesgruppe im Bundestag und früherer Bundesverkehrsminister, zählte den Ausbau der B 173 in Kronach und den ICE-Halt in Coburg zu Michelbachs Verdiensten. In unzähligen Gesprächen habe ihn Michelbach überzeugt, wie wichtig die Anbindung des Wirtschaftsraumes Coburg/Kronach an das schnelle Fernverkehrsnetz der Bahn sei. Kritik, dass Michelbach trotz seiner politischen Mandate immer unternehmerisch tätig war, wies Dobrindt zurück. Seine Überzeugung sei, "wir brauchen mehr Hans Michelbach in der Politik".
Coburgs Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) attestierte dem Jubilar Fleiß und einen Durchsetzungswillen, der sich auf das Praktische konzentriere. Er würdigte, dass der Abgeordnete die Probleme der Kommunalpolitik in die Bundespolitik einbringe. Als Beispiel nannte er den Einsatz Michelbachs für den ICE-Halt und den Ausbau des Bahnhofs Coburg in einem bundesweiten Modellprojekt.
Hans Michelbach selbst sagte, zu seinem Geburtstag habe er drei Wünsche: "Dass wir unseren Kindern eine Antwort geben, wie sie in Zukunft in Freiheit, Sicherheit und Wohlstand leben können, dass die Soziale Marktwirtschaft als Erfolgsmodell irgendwann in das Grundgesetz aufgenommen wird und dass wir bei der Europawahl am 26. Mai ein klares Zeichen für unsere Demokratie setzen."