Aus Autofahrersicht ist sie eher unscheinbar. Doch tatsächlich ist die Brücke bei Rohrbach, die die Kreisstraße MSP24 trägt, mit 118 Metern Stützweite und 400 Metern Freistrecke die drittlängste im Landkreis Main-Spessart. Das stellte Landrätin Sabine Sitter bei der Verkehrsfreigabe am Freitag stolz fest. Sie lobte "die beste Tiefbauabteilung der Welt" als Projektleitung und die Planer vom Ingenieurbüro Rellig aus Bad Kissingen sowie die Straßenbauer der Firma Strassing aus Bad Soden-Salmünster für die gute und schnelle Arbeit – die Verkehrsfreigabe konnte vier Wochen früher erfolgen als ursprünglich geplant.
Dabei hob Sitter auch hervor, dass Brücken verbinden statt wie Mauern zu trennen. Das gilt insbesondere für die Bewohnerinnen und Bewohner des Karlstadter Ortsteils Rohrbach, die seit Baubeginn am 1. Juni einen Umweg über Wiesenfeld fahren mussten, wenn sie nach Karlstadt wollten. Die Kreisstraße geht weiter bis nach Steinfeld.
Die Brücke wurde 1984 erbaut
"Wir haben diese Brücke mit viel Engagement saniert", führte Sitter weiter aus. Damit meinte sie auch die Kosten, die seit der Auftragsvergabe um fast eine Million Euro auf 5,15 Millionen Euro gestiegen waren. Solche Sanierungen seien oft nicht steuerbar, es handele sich aber um gut investiertes Geld. Alle Pfeiler, der gesamte Überbau und die Widerlager mussten saniert werden. Abdichtungen, Fahrbahnbeläge, Kappen, Übergangskonstruktion und Geländer wurden vollständig erneuert.
Erbaut wurde die Brücke 1984 im Zuge des Neubaus der Bahn-Schnellfahrstrecke Hannover-Würzburg. Bei der Übergabe vier Jahre später erhielt der Landkreis eine Ablöse von rund 700.000 Mark. In diesem Jahrtausend zeigten die turnusmäßigen Brückenprüfungen immer mehr und schließlich erhebliche Mängel auf. 2018 wurde mit der Sanierungsplanung begonnen, 2020 waren Sofortmaßnahmen zur Sicherung der Standsicherheit nötig, wobei auch ein Arbeits- und Schutzgerüst an einem Pfeiler eingebaut wurde. Mit den Arbeiten musste indes bis zur Sanierung der Bahnstrecke in diesem Jahr gewartet werden.
Brückenbauer: "Jede Baustelle ist ein Unikat und birgt manche Tücke"
Jürgen Faupel, der kaufmännische Geschäftsführer der Firma Strassing, sprach von einer herausfordernden Baustelle, auch durch den Zeitdruck aufgrund der Abstimmung mit der Bahn. Aus seiner Sicht bekam der Landkreis trotz der Mehrkosten eine günstige Brücke, denn jede Baustelle sei ein Unikat und berge manche Tücke, die es zu meistern gelte: "Als Brückenbauer beherrschen wir unser Handwerk und haben den Anspruch, ordentliche Arbeit abzuliefern."
Gleich mit elf Scheren wurde das symbolische Band für die Verkehrsfreigabe durchgeschnitten. Von der Brücke selbst war dabei wenig zu sehen, sie war noch in dichten Nebel gehüllt.