
Im August entschied der Gemeinderat Zellingen mit 14 zu vier Stimmen, das Jugendzentrum – genannt JuTZe – künftig in Eigenregie zu betreiben. Bis zu diesem Zeitpunkt bestand ein Vertrag mit der Diakonie in Würzburg, der am 31. August ausgelaufen war. Nach munteren Diskussionen zwischen einigen Fraktionen im Gemeinderat, wurde mehrheitlich dafür gestimmt, den Vertrag mit dem Diakonischen Werk nicht zu verlängern. Stattdessen wurde eine Halbtagsstelle für eine Person ausgeschrieben, die diese sozialpädagogische Arbeit als Angestellte des Marktes Zellingen betreibt.
Gemeinderatsmitglied Jürgen Keller von der SPD stimmt die aktuelle Lage alles andere als glücklich. "Ich befürchte, dass das JuTZe nie wieder aufmacht", sagt er und ergänzt: "In den Herbstferien gab es keine Ferienbetreuung mehr und auch danach war still und leise nichts mehr." Durch einen Ausfall des Jugendtreffs im Zusammenhang mit der fehlenden Ferienbetreuung sehe er auch die ganze Zellinger Jugendarbeit an sich gefährdet. Keller war im Sommer Initiator des Antrags, der eine Fortführung des Vertrags mit der Diakonie zum Ziel hatte.
Bisher unbesetzte Stelle soll Jugendarbeit vernetzen
Für die ausgeschriebene Halbtagsstelle, die neben den Themen der Jugendlichen auch Belange von Senioren abdecken soll, sieht Keller schwarz. "Kein Sozialarbeiter wird sich auf eine Stelle bewerben, bei der er gleichzeitig für Senioren und Jugendliche zuständig ist. Erst recht nicht, wenn man sich dann noch eine zweite Halbtagsstelle zusätzlich suchen müsste", meint er. Wie die Kommune den Betrieb in Eigenregie stemmen will, ist Keller ein Rätsel. Doch wie genau ist das Stellenprofil überhaupt definiert? Und welche Rolle spielt das JuTZe in der Gesamtheit der Zellinger Jugendarbeit?
"Die Stelle soll nicht halb und halb auf Jugendliche und Senioren aufgeteilt sein, sondern verschiedene Angebote, auch von den Vereinen, zusammenführen", erklärt der Zellinger Bürgermeister Stefan Wohlfart seine Vorstellung. Die Fachkraft soll also dabei helfen, die Jugendarbeit zu vernetzen. "Wenn wir jemanden finden, der die 20 Stunden macht, käme die Person bei sieben Wochenstunden fürs JuTZe plus Vor- und Nachbereitung auf zehn Stunden", rechnet er vor. So bliebe immer noch die Hälfte der Arbeitszeit übrig, um Abläufe mit den Vereinen oder der Mittagsbetreuung zu koordinieren. Gerade mit dem 2026 in Kraft tretenden Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung werde das umso wichtiger.
Wohlfart sah deutliche Defizite in der Zusammenarbeit mit Diakonie
Zwar wundert Wohlfart, dass sich bis dato niemand für die Stelle findet, er habe aber die Erfahrung gemacht, dass irgendwann der oder die richtige vor der Tür steht. "Wenn jemand einen Partner hat, der tagsüber arbeitet und die klassische Stundeneinteilung hat, ist es doch die ideale Stelle für einen galanten Einstieg ins Arbeitsleben", sagt der ehemalige Vorsitzende der CSU Retzbach.
Wohlfart habe durchaus gesehen, dass die Kinder im JuTZe mit viel Empathie und Zuneigung an den Betreuern von der Diakonie hingen. Trotzdem empfand er die Abläufe in Teilen als intransparent. Es sei mit Halbtagsstellen jongliert worden, Leistungen seien nicht immer nachvollziehbar gewesen, sagt er im Rückblick. "Ich habe deutliche Defizite gesehen. Für die Summe, die die Jugendarbeit gekostet hat, glaube ich, dass wir auch für weniger Geld eine bessere Leistung bekommen können", so Wohlfart.
Auch wenn Jürgen Keller nach wie vor selbst in leitender Position bei der Diakonie tätig ist, versichert er, seine Arbeit und die Sicht auf die Zellinger Arbeitsverträge klar voneinander zu trennen. "Der Verlust dieser zwei Stellen trifft den Arbeitgeber in unserer Größenordnung überhaupt nicht, aber die Jugendlichen in Zellingen trifft es", macht er deutlich.
Über 200.000 Euro im Jahr für Jugendarbeit
Wie schon bei den Sitzungen des Gemeinderats im vergangenen Sommer, betont Wohlfart, dass die aktuell vakante Stelle im JuTZe in seinen Augen nicht die Zellinger Jugendarbeit gefährden kann. "Bis auf das Jugendzentrum wurde alles weitergeführt. Wir geben jedes Jahr über 200.000 Euro für freiwillige Leistungen im Bereich der Jugendarbeit aus", sagt er.
Außerdem sei Zellingen im Landkreis Spitzenreiter in puncto Jugendarbeit, gemessen an den Stellen, die an Schulen besetzt sind. Auch die vertiefte Berufsförderung und offene Ganztagsschule an der Mittelschule, die verlängerte Mittagsbetreuung an der Grundschule sowie die Jugendförderung in den Vereinen zählt er auf.
sie aber auch mal ihren Hintern bewegen und hierfür passenden Ersatz finden.
Da wird wie immer von den Politikern herumgeeiert und passieren tut gar nichts .
Dies sorgt für Parteiverdrossenheit in unserem Lande , weil nur geredet wird aber nichts
zm Wohle der Bürger passiert !
Warum mussten CSU / FreieBürger also gerade bei der Jugendarbeit, die „Spitzenreiter im Landkreis“ WAR, „mal was ändern“? Die Diakonie ist in christlicher Trägerschaft, ein Problem für die CSU? Was, wenn man tatsächlich keine geeignete Besetzung findet? Und kann die Gemeinde mit einer halben Stelle überhaupt gleichwertige Jugendarbeit leisten?
Alles nach wie vor offene Fragen - um die geht es aber nicht. Es geht der CSU und den FreienBürgern nicht um noch bessere Jugendarbeit. Es geht einzig um Politik, nur deshalb hat man den Antrag der SPD-Fraktion auf Verlängerung des Vertrags mit der Diakonie abgelehnt. Es geht um Politik auf dem Rücken der Jugendlichen.