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Helmstadt
Bis zu einer Million Klicks mit Beton: Frank Turmann aus Helmstadt teilt Heimwerker-Projekte auf YouTube
Eigentlich wollte Turmann nicht vor der Kamera stehen, heute ist YouTube seine feste Nebentätigkeit. Die Resonanz ist positiv. Was ist sein Erfolgsrezept?
Der YouTuber Frank Turmann in seiner Werkstatt. 'Ich habe aufgeräumt – hier ist es nicht immer so sauber!'
Foto: Lisa Köhler | Der YouTuber Frank Turmann in seiner Werkstatt. "Ich habe aufgeräumt – hier ist es nicht immer so sauber!"
Bearbeitet von Lisa Köhler
 |  aktualisiert: 07.09.2024 02:30 Uhr

Er hat sein Hobby zum Beruf gemacht: Der Helmstadter Frank Turmann begeistert mit seinem YouTube-Kanal "Grey Element" mehr als 145.000 Abonnenten. In seinen Videos zeigt er, wie man selbst für wenig Geld hochwertige Möbel und Gegenstände aus Beton herstellen kann.

YouTube, Instagram, Online-Blog, Shop: Die Beschäftigungen rund um Turmanns Betonarbeiten sind sein zweites Standbein. Zudem arbeitet er als Beamter in Teilzeit. Mit dem Hausbau vor einigen Jahren begann er, sich handwerklich auszuprobieren. Die erfolglose Suche nach einem Wohnzimmertisch bringt Turmann schließlich auf die zündende Idee: "Zu der Zeit waren Betonmöbel total in Mode. Da dachte ich mir, das kann man doch bestimmt auch selbst machen."

Der erste Versuch sei zwar zunächst eine "Katastrophe" gewesen. Doch nach intensiver Recherche folgte Versuch Nummer Zwei, auf dessen Ergebnis ihn auch Freunde und Bekannte ansprachen. "Daraus hat sich dann eine kleine Manufaktur aus Betonmöbeln entwickelt." Doch aus Zeitgründen gab Turmann das Geschäft wieder auf.

Die ersten Videos sind heute peinlich

Eine ehemalige Kundin gab schließlich den entscheidenden Impuls: Sie würde sich auch selbst an das Bauen wagen, allerdings gab es auf YouTube zu diesem Zeitpunkt noch keine deutschsprachigen Tutorials dazu. "Sie hat gefragt, ob das nicht etwas für mich wäre", erinnert sich Turmann. "Ich wollte am Anfang nie groß vor der Kamera stehen. Im Nachhinein sind die ersten Videos peinlich, da habe ich nur Bilder aneinandergereiht." Mit der Zeit eignete er sich den Umgang mit Kamera und Schnitt an. Zwischen dem ersten Versuch, mit Beton zu bauen, und dem ersten Video im August 2018 liegen etwa anderthalb bis zwei Jahre. Heute erreicht sein meistgeklicktes Video 1,6 Millionen Aufrufe.

Trotz verschiedener Interessen innerhalb der Zuschauerschaft existiere stets ein "fester Kern" an Leuten, die jedes Video kommentieren und eine Mindestanzahl an Aufrufen garantieren. Die Resonanz ist größtenteils positiv: "Handwerk bietet nicht so viel Angriffsfläche wie zum Beispiel Politik." Trotzdem seien auch "Pöbelkommentare" nicht komplett zu vermeiden. "Da muss man einfach drüberstehen. Es wird immer jemanden geben, der etwas kritisiert. Am Ende bringt jeder Kommentar, ob positiv oder negativ, das Video voran." Seine Zielgruppe setzt sich zum Großteil aus Männern zwischen 20 und 60 Jahren zusammen, die meisten sind etwa 30 bis 40 Jahre alt. "Die bauen vielleicht selbst gerade Häuser", vermutet Turmann.

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Erfolgsrezept entwickelte sich mit der Zeit

Mit der Zeit bekam Turmann ein Gefühl dafür, wie er seine Videos ansprechend gestalten kann. Es sei wichtig, Spannung aufzubauen: "Das Vorschaubild (Thumbnail) und der Videotitel sind mindestens genauso wichtig, wie der Inhalt. Man sollte auf dem Bild nicht das fertige Ergebnis des Videos sehen, aber man darf auch nichts versprechen, was man am Ende nicht hält."

Auch der Umgang mit Werbung im Video spiele eine Rolle. "Ich integriere die Werbung in die Geschichte des Videos. Das ist angenehmer und weniger aufdringlich für die Zuschauer", so seine Auffassung. Doch Werbekooperationen sind nur eine von Turmanns Einnahmequellen. Zudem macht er Gewinn durch Klicks und seinen Shop. "Es muss sich finanziell natürlich auch lohnen. Das Ziel ist es, durch den Kanal etwas Bleibendes aufzubauen."

Mit seinem YouTube-Kanal verdiente Frank Turmann in den ersten ein bis zwei Jahren zunächst gar nichts.
Foto: Lisa Köhler | Mit seinem YouTube-Kanal verdiente Frank Turmann in den ersten ein bis zwei Jahren zunächst gar nichts.

"Ein guter Kanal lebt von den Ideen", erklärt Turmann. "Die Hauptherausforderung ist es, neue Ideen zu finden. Man kann nie ganz abschalten, weil man immer auf der Suche ist. Es gibt heute nichts, was es nicht schon gibt auf YouTube. Man muss es schaffen, etwas anders zu machen, unterhaltsamer oder aufwendiger." Dass das Bauen mit Beton nur eine kleine Nische bedient, sei dabei von Vorteil. Inspiration holt sich Turmann auf Pinterest, bei anderen – vor allem amerikanischen – YouTubern, beim Spaziergang im Möbelhaus oder durch Zuschauerideen. Verschiedene Tische, Bänke, Vasen, eine Designlampe, eine Treppe, eine Ablaufrinne: "Es ist wie ein Konkurrenzkampf um die Aufmerksamkeit der Zuschauer."

Bei Social Media muss man dranbleiben

Turmanns Motto: Immer weitermachen. Nur so habe sich über die letzten fünf Jahre ein Unternehmen um die Videos herum entwickelt. "In den ersten ein bis zwei Jahren habe ich damit überhaupt nichts verdient, sondern nur investiert. Man muss erstmal für den Algorithmus interessant werden. Bei Social Media muss man einfach dranbleiben."

Während er früher wöchentlich neue Videos online stellte, lädt Turmann jetzt nur noch alle drei Wochen etwas hoch. Grund dafür sei der enorme Zeitaufwand. "Die benötigte Zeit für ein Video ist sehr stark abhängig von der Größe des Projekts. Für kleinere Projekte wie eine Sitzbank kann man für den Bau und die Erstellung des Videos ungefähr vier Tage rechnen", erzählt der YouTuber. "Man sieht als Zuschauer gar nicht, wie viel eigentlich dahintersteckt. Die Familie bleibt da schnell auf der Strecke. Ich bin froh, dass ich eine Frau habe, die das mitmacht."

 
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